Kino_Film-Tips Mai 2018

Haarige Zeiten

Wes Anderson kommt auf den Hund. Dwayne Johnson gibt dem Affen Zucker. Ryan Reynolds nimmt auch in "Deadpool 2" kein Blatt vor den Mund. Und Rupert "DellaMorte DellAmore" Everett widmet sich in seinem Regiedebüt den letzten Jahren Oscar Wildes.    12.05.2018

EVOLVER-Redaktion

Rampage

Filmstart: 10. Mai

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Schon die Grundidee ist natürlich Schwachsinn - aber der wird bei "Rampage" wenigstens konsequent durchgezogen. "Rampage" heißt das Werk übrigens im amerikanischen Original, bei uns hat es noch den "deutschen" Untertitel "Big Meets Bigger" dazugekriegt; so fängt der Schwachsinn gleich an. Aber zurück zu den Wurzeln: Die liegen in einem Videospiel, in dem man als gigantisches Monster à la Godzilla Städte zerstören und Menschlein zertrampeln durfte. Die erste Game-Episode erschien zwar schon in den Achtzigern, aber da die "Eighties" heute "Kult" sind, darf sich die Kinoindustrie den Stoff natürlich nicht entgehen lassen. Im Sinne des Schwachsinnsprogramms nehme man also "The Rock" Dwayne Johnson, der in letzter Zeit dem Gefühl nach in jedem zweiten Actionfilm auftaucht (und dessen schauspielerische Präsenz die im Wrestling-Ring nach wie vor nicht eingeholt hat) und gebe ihm die Hauptrolle. Nein, er ist kein wolkenkratzergroßes Monster (obwohl sich das geradezu aufgedrängt hätte), sondern ein Primatenforscher, dessen bester Freund - ein Silberrückengorilla - plötzlich zum Riesenungeheuer mutiert.

Herrgott, warum halte ich mich mit der Zusammenfassung so einer von Script-Strickmaschine 41Xa-16 gefertigten "Handlung" überhaupt auf?! Es genügt, auch sie ins erwähnte Schwachsinnsprogramm einzugliedern, ebenso wie die gelungenen Effekte, das dolbyisierende Krachbumm und die meisten Besprechungen über den Film, die sich auf die bisherigen Einspielergebnisse konzentrieren. In den USA. Schwachsinn, ich sag´s ja. Good clean fun. Wie bei den meisten Genrevertretern der letzten Zeit werden die Nachos Sie länger im Magen drücken als der Film im Kopf. Aber als Videospielverfilmung spielt "Rampage" wenigstens in den oberen Rängen mit.  (ph)

 

Isle of Dogs

Filmstart: 11. Mai

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OK, man muß die gehäkelten, putzigen Bastelfilme von Wes Anderson nicht auf den ersten Blick mögen, man darf ihre ausgestellte achsensymmetrische Originalität auch ein wenig anstrengend finden. Ich selbst tat mir lange Zeit auch schwer mit diesen immerhin unverwechselbaren Produktionen. Doch allerspätestens bei "Grand Budapest Hotel" mutierte ich zum Fan - und Andersons jüngster Streich, der nicht grundlos die Berlinale eröffnen durfte, hat mich schlicht ungeworfen. War schon "Der fantastische Mr. Fox" ein (Stop-Motion-)Animationsfilm, wie es noch keinen gab, so dreht "Isle of Dogs" die Schraube noch mehrere Drehungen weiter. Die Insel der Hunde liegt hier unübersehbar in einem Japan der nahen Zukunft und wird vom Bürgermeister von Megasaki City (sic!) dazu mißbraucht, die lästig gewordene Hundepopulation zu entsorgen. Doch da hat der Mann nicht mit Boss, Chief, Rex, King und Duke gerechnet. Assistiert von einem notgelandeten Zwölfjährigen, stellen die tapferen Streuner die Dinge wieder auf die Füße. Klingt, so nacherzählt, fast nach Disney, doch der Film ist so ziemlich das genaue Gegenteil von Micky-Maus-Knuffligkeit. Unterlegt mit strammen Trommelrhythmen rollt die skurrile Story so abgezirkelt und stilisiert ab, als habe Kurosawa zur Abwechslung einen Puppenfilm inszeniert. Das Ganze ist eine einzige Augen- und (dank der - im Original - superstarbesetzten Sprecherriege auch) Ohrenweide und sicher einer der Filme des Jahres.  (HL)    

 

  

Deadpool 2

Filmstart: 17. Mai

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Monat für Monat kommt ein neuer Marvel-Film in die Kinos, nicht nur aus dem "Cinematic Universe", sondern auch aus der X-Men-Fabrik und anderen Nebenabteilungen des Disney-Comic-Riesen. Während der aktuelle "Avengers"-Streifen eine überlange Ansammlung hektischer Bilder, Sounds und Actionszenen war, die nur Eingeweihte halbwegs verstanden (die aber von Popkultur-Intellektuellen als möglicher Beginn einer neuen Erzählform gepriesen wurde), verspricht das "Deadpool"-Sequel wenigstens geschmacklosen Humor, Brutalität und Irrsinn. Man darf sich den Streifen nur nicht in der deutschen Synchronfassung anschauen, sonst wird aus der Freude am schrägen Verbalhumor der reine Brechreiz - etwa vergleichbar mit dem Gefühl, wenn man sich am Abend in der Piefkekolonie Wien-Neubau herumtreibt.

Deadpool würde dort aufräumen und dabei stets wissen, daß er in einer fiktiven Welt (Wien-Neubau halt) existiert. Er räumt auch in der - von Hauptdarsteller Ryan Reynolds kreativ gottlob stark beeinflußten - Fortsetzung seines Erfolgsfilms auf. Und zwar mit noch stärkeren Worten, noch mehr Brutalität (der Film traut sich in den USA sogar, nicht jugendfrei zu sein - was Milliarden Unterstufenschüler in aller Welt anlocken wird wie fauliges Obst die Fliegen) und dem Superhelden/Cybersöldner aus der Zukunft (fragen Sie nicht ...) namens Cable. Der wird übrigens von Josh Brolin gespielt, den man grad jetzt als Thanos in "Avengers: Infinity War" im Kino sehen kann. (Ich hab´ doch gesagt, Sie sollen nicht fragen.)

Einen Plot gibt es auch, versprochen. Und die angeblich beste Post-Credits-Szene aller Zeiten. Wenn man den ersten "Deadpool" auch nur ein bißchen mochte, darf man sich den zweiten, laut Meinung vieler US-Kritiker VIEL besseren, einfach nicht entgehen lassen.  (ph)

 

The Happy Prince

Filmstart: 25. Mai

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Dieses Bio-Pic über die letzten Jahre von Oscar Wilde war und ist ein lange verfolgtes Lieblingsprojekt des offen schwulen Schauspielers Rupert Everett, der hier mit sich selbst in der Hauptrolle erstmals auch Regie geführt hat. All dies mahnt zunächst zur Vorsicht - wie oft mußte man schließlich schon solchen Lebensfilmen beim langsamen Versinken zusehen ... doch die mentale Zurückhaltung ist gottlob unbegründet. Das nach einem Wilde-Märchen betitelte (Melo-)Drama ist, obwohl gleich vier Länder und buchstäblich unzählige TV-Firmen mitproduzierten, eine grundsolide, über weite Strecken packende Arbeit aus einem Guß geworden. Erzählt wird, mit kleinen Rückblenden auf Starruhm und Glanzzeit, jene Phase im Leben des Dichters, in der Wilde nach Verbüßung der Zuchthausstrafe an Körper und Seele gebrochen in Italien neuen Halt sucht - vergebens, denn nicht einmal das Wiedersehen mit dem geliebten Bosie vermag den Mann noch aufzurichten. Everett selbst spielt - in toller Maske - anrührend den gealterten Dandy, Emily Watson dessen Frau und Colin Morgan ein hübsches Rabenbratl von (Ex-)Lover. Die production values sind 1A, man bleibt gebannt bis zum (etwas arg düsteren) Finale und nimmt sich vor, wieder einmal im "Dorian Gray" zu blättern ...  (HL)   

 

   

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