Der goldene Handschuh
Filmstart: 1. März 2019
"Schwer erträglicher Gewaltmarsch" (Kurier). "Ausbeuterkino erster Klasse" (orf.at). "Geschmacklos" (Süddeutsche Zeitung Magazin). Ojeoje. Unsere Leinwandmoralisten hatten wieder alle Hände voll zu tun. Schade, daß sie nicht genau hingesehen haben - ist ihnen dadurch doch ein Meisterwerk entgangen. "Der goldene Handschuh" ist der Film, den Fassbinder nie gedreht hat: eine grimmige Studie über die Unterseite der Wohlstandsgesellschaft, eine blutige Ballade über die Kette sozialer Gewalt, an deren Ende, nur zu konsequent, Morde stehen. Der reale Kern der Geschichte ist hinlänglich belegt. Im Hamburg der 1970er Jahre beging der alkoholkranke Nachtwächter Fritz Honka eine Serie von Frauenmorden; von der Mühe des Tötens und Leichenzerstückelns erholte er sich in jener (noch bestehenden) Kneipe, die dem Film (und dem zugrundeliegenden Bestsellerroman von Heinz Strunk) den Titel gibt. Fatih Akin (zuletzt "Aus dem Nichts") hat daraus einen nahezu perfekten Film gemacht. Hier stimmt jedes Detail: die schmierige Dachkammer des Täters (ein Glück, daß das Geruchskino noch nicht erfunden wurde!), die bierselige Atmosphäre im "Goldenen Handschuh" mit ihren präzise gezeichneten, durchaus warmherzigen Typen (Hark Bohm als alter Suffkopp!), die maskentechnische und mimische Stilisierung des bis dato kaum bekannten Jungschauspielers Jonas Dassler zum anrührend gequälten und anrührend quälenden Killer-Monster (eine Nutte über ihn: "Den würde ich nicht einmal anpissen, wenn er brennt!") , der Soundtrack aus klassischem Schlagergut von Adamo bis Freddy Quinn. Die Mordszenen sind angemessen kompromißlos. Was es wirklich bedeutet, einen Menschen zu töten, haben allenfalls Alfred Hitchcock ("Der zerrissene Vorhang") und Krzysztof Kieślowski ("Ein kurzer Film über das Töten") ähnlich intensiv vorgeführt. 2019 hat gerade erst begonnen, und schon gibt es einen Film des Jahres. (HL)
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