Kino_Kino-News KW 51/2004

Aufgeblasen

Selten wurde durch das wöchentliche Aufgebot an Neustarts stärker verdeutlicht, wie meilenweit der europäische Film den amerikanischen hinter sich gelassen hat.    17.12.2004

 

Klaus Hübner

Ocean´s Twelve


USA 2004

126 Min.

Regie: Steven Soderbergh

Darsteller: George Clooney, Brad Pitt, Catherine Zeta-Jones u. a.

 

Manche Leute behaupten mitunter, der erste Teil ("Ocean´s Eleven") wäre nicht so schlecht gewesen. Das möge verstehen, wer will. Der als Kunstfilmer getarnte, ex-ambitionierte Kommerzfilmer Steven Soderbergh ("Traffic") versammelt jedenfalls zum zweiten Mal ein paar drehbuchspezifisch wechselnd talentierte, aber sehr populäre Stars in einem Zitations-Zyklus, Marke "ironisch".

Kurzum: "Ocean´s Twelve" ist aufgeblasen, verdammt langweilig und oberflächlich. Die Musik von David Holmes ("Sugarman") rettet da auch nichts.

 

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Das Phantom der Oper

(The Phantom of the Opera)


USA/GB 2004

143 Min.

Regie: Joel Schumacher

Darsteller: Gerard Butler, Emmy Rossum, Patrick Wilson u. a.

 

Was kann man dazu sagen? Ein unglaublich erfolgreiches Musical von Andrew Lloyd Webber wurde auf den Bühnen der Welt jahrzehntelang bis zum letzten Tropfen gemolken. Jetzt werden mit der Kinoversion noch einmal kräftig die Zitzen gequetscht. Und das können nur Leute verstehen, die sich auch im Theater Musicals anschauen. Als Ahnungsloser muß man sagen, daß die Geschichte des Films bekannt und seine Machart gediegen, aber in Schumacher-Weise campy ist. Und daß der ganze Gesang unpackbar bleibt.

 

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Dieses Jahr in Czernowitz


D 2004

134 Min.

Regie: Volker Koepp

Darsteller: Norman Manea, Katja Rainer, Harvey Keitel u. a.

 

Der bislang bekannteste Film des seit 1970 aktiven Dokumentarfilmers Koepp ist "Herr Zwilling und Frau Zuckermann" aus dem Jahre 1999, ein Stück "oral history" über zwei Holocaust-Überlebende aus der einst bukowinischen Stadt Czernowitz in der Ukraine. Dort gab es einst 150.000 Juden; unzählige davon fielen den Nazis und ihren Kollaborateuren zum Opfer, einige haben es ins Ausland geschafft. Nun läßt Koepp einst Emigrierte bzw. deren Kinder nach Czernowitz zurückkehren. Die ehemalige Hochburg für multikulturelles, aufgeschlossenes Miteinander bietet allerdings heute ein schwer zu verklärendes Bild. Die Menschen in "Dieses Jahr in Czernowitz" lernte Koepp bei den weltweiten Premieren seines ungemein erfolgreichen 99er-Films kennen - es sind Intellektuelle und Künstler, darunter Harvey Keitel, dessen Mutter aus Transsylvanien stammt.

 

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Fräulein Phyllis


Ö 2004

82 Min.

Regie: Clemens Schönborn

Darsteller: Sophie Rois, Bernhard Schütz, Herta Schell u. a.

 

Es geht wahrscheinlich nicht gut, wenn man wie Phyllis (Sophie Rois) trotz fortgeschrittenen Alters (Mitte/Ende 30) noch bei den Eltern wohnt und sich aufführt wie ein eigensinniges, verzogenes Kind, natürlich in Addition mit den über die Jahre gekommenen Neurosen. Phyllis ist träge und arrogant: Arbeit ist für sie dumm und sinnlos, Faulheit ein Menschenrecht.

Symphatisch ist das nicht wirklich, und diese Komödie dadurch auch nicht wirklich witzig, sondern eher böse.

 

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