Kino_Kino-News KW 29/2004

Mach’s noch mal, Uncle Sam

Weil "Spider-Man 2 "erst eine Woche läuft, starten diesmal vor allem Remakes aus der zweiten Reihe: Das Holz in Hollywood steht heutzutage offenbar nur noch für Preßspanplatten.    15.07.2004

 

Klaus Hübner

Die Frauen von Stepford

(The Stepford Wives)


USA 2004

115 Min.

Regie: Frank Oz

Darsteller: Nicole Kidman, Bette Midler, Matthew Broderick u. a.

 

Die gestreßte TV-Managerin Joanna (Nicole Kidman) aus New York zieht mit ihrer Familie nach einem Nervenzusammenbruch in ein Nest namens Stepford um. Dort herrschen Christopher Walken und Glenn Close als Paradeamerikaner über eine perfekte Welt aus Zufriedenheit und Glück: Stepford ist eine fleischgewordene Männerphantasie, alles an und in Stepford ist nett und adrett, die Gattinnen entsprechen jedem Geschlechterrollen-Klischee, das man sich vorstellen kann; ihre Männer können unreflektiert so sein, wie sie sind, und werden trotzdem uneingeschränkt geliebt und bis zur Selbstaufgabe umsorgt. Joanna ahnt sogleich, daß hier etwas faul ist. Ihr Mann (Mattthew Broderick) ist allerdings recht angetan von der polierten Idylle, weil er endlich aus dem Schatten seiner Frau treten zu können glaubt. In Bobbie (Bette Midler) und dem homosexuellen Roger (Roger Bart) findet Joanna Verbündete, die dem perfekten Schein auch mißtrauen. Gemeinsam versucht man herauszufinden, welches schmutzige Geheimnis hinter der sauberen Fassade steckt - und kommt einer ganz und gar nicht zeitgemäßen Verschwörung auf die Schliche. Das Original aus dem Jahre 1975 ist eine Anekdote in der Geschichte des SciFi-Films und läßt die Scheinwelt aus den amerikanischen Werbefilmen der Nachkriegszeit mit den zentralen Themen der Frauenbewegung der 60er Jahre kollidieren. Frank Oz modernisiert diese Thematik nicht, sondern verwässert die Message zugunsten einer Anhäufung mehr oder weniger witziger Kalauer. Unterm Strich steht belanglose Unterhaltung, die von der herausragenden Darstellerriege gerade noch gerettet wird.

 

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Walking Tall - Auf eigene Faust

(Walking Tall)


USA 2004

80 Min.

Regie: Kevin Bray

Darsteller: The Rock, Neal McDonough, Johnny Knoxville u. a.

 

Ex-Soldat Chris (Dwayne "The Rock" Johnson) kommt nach Jahren in Uncle Sams Dienst in seine Heimatkleinstadt Ferguson im Staate Washington zurück und muß erkennen, daß das ehemals idyllische Holzfällernest zu einer Räuberhöhle geworden ist: Seit der örtliche Geldsack Hamilton (Neal McDonough) das Sägewerk schließen ließ, regieren Glückspiel, Drogen und Verbrechen die Stadt. Chris läßt sich als Sheriff anheuern und setzt sich zum Ziel, wieder Ordnung in die Stadt zu bringen, was er mit Hilfe eines groben Holzprügels zu bewerkstelligen trachtet - unterstützt von seinem alten Kumpel Ray (Johnny "Jackass" Knoxville). Es folgen der Selbstjustizexzeß und das gerichtliche Nachspiel - wo es im Kern um amerikanische Gerechtigkeitsvorstellungen geht. Remake einer 70er-Jahre-Kinoserie (drei Filme mit einem Sheriff, der tatsächlich auf den Namen Pusser hörte) und insgesamt ein peinliches Schauspiel, mit viel Geld produziert, in jeder Hinsicht bedenklich und schwarzweißmalerisch. Grundamerikanisch eben und komischerweise nicht fad (dauert ja auch nicht lang).

 

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The Company - Das Ensemble

(The Company)


USA/D 2003

112 Min.

Regie: Robert Altman

Darsteller: Neve Campbell, Malcolm McDowell, James Franco u. a.

 

Ballett-Tanzfilm mit Neve Campbell ("Scream") als Ballerina und Malcolm McDowell ("Uhrwerk Orange", "Caligula") als Ensemble-Boß. Wirklich sehr interessant.

 

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