Kino_Kino-News KW 27/2004

Die Farbe des Geldes

Der Dollar hat viele Namen - unter anderem wird er "das Grün" genannt. Treffsicherer könnte man die Kinosituation dieser Woche nicht resümieren: Der Start von "Shrek 2" steht an.
   01.07.2004

 

Klaus Hübner

Shrek 2 - Der tollkühne Held kehrt zurück

(Shrek 2)


USA 2004

92 Min.

Regie: Andrew Adamson, Kelly Asbury

 

Jeder neue Computer-Animationsfilm verdrängt gewöhnlich den letzten vom Platz des bislang erfolgreichsten seiner Gattung. Bei "Shrek 2" hat das beängstigende Ausmaße angenommen - der Film rangiert schon jetzt unter den zehn erfolgreichsten US-Filmen aller Zeiten (dort, wo auch "Titanic" und "Star Wars" zu finden sind), und das noch vor seinem internationalen Kinostart. Und unüberraschenderweise ist dieser Zeichenstrickstreifen auch so ziemlich der unaufregendste von allen. Daß Shrek, der sprechende Esel und sogar Fiona witzige Charaktere sind, soll unangefochten bleiben, und daß mit althergebrachten Märchenfiguren bisweilen recht lustige Späße getrieben werden, ist auch nicht schlecht und brachte dem ersten Teil verdienten Erfolg ein. Aber "Shrek 2" hinkt in aller gelernten Gewöhnlichkeit diesem Erfolgskonzept mühsam hinterher. Aufgewärmte Jokes, Marke "alles noch einmal, aber ein bisserl anders", machen die Runde, die Story (Schwiegereltern schmeißen ein Hochzeitsfest und finden dabei heraus, daß ihre Tochter jetzt ein Oger ist, weshalb schnell handfeste Intrigen gesponnen werden, um das grüne Paar auseinanderzubringen) ist eigentlich seit Jahrzehnten dieselbe, und abgesehen vom gestiefelten Kater (der vor allem wegen seines Akzents zu unterhalten weiß - Antonio Banderas spricht ihn im Original) ist der Innovationsfaktor gleich null. Aber es geht in Hollywood eben vorrangig um Geld, und so gesehen ist "Shrek 2" mehr als gelungen.

 

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Der Appartement-Schreck

(Duplex)


USA 2003

97 Min.

Regie: Danny De Vito

Darsteller: Ben Stiller, Drew Barrymore, Eileen Essel u. a.

 

Ein jungverheiratetes Yuppie-Pärchen (Stiller, Barrymore) sucht ein neues Heim in New York. Der Makler treibt ein Haus in Brooklyn auf - ein architektonisch herausragendes Objekt in der hipsten Gegend der Stadt. Die Sache hat nur einen Schönheitsfehler: Im ersten Stock ist eine alte Dame eingemietet, aber die dürfte ohnehin bald das Zeitliche segnen - also kein Problem, denken sich die beiden. Das Zusammenleben mit der Vettel entpuppt sich allerdings als extrem anstrengend: Ständig spannt sie die neuen Eigentümer für Wartungsarbeiten und nachbarschaftliche Dienste ein, und immer entstehen dabei ziemlich widerliche Situationen der ekelhumorigen Sorte. Am Ende herrscht offener Krieg zwischen den Parteien. Danny De Vito hatte schon mal eine feinere Klinge, doch die unverwüstliche Fangemeinde des Toilettenhumors wird sich schon auf die Schenkel klopfen.

 

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Der bayerische Rebell


D 2004

92 Min.

Regie: Andi Stiglmayr

Darsteller: Hans Söllner u. a.

 

Hans Söllner ist ein ziemlich lebhafter Beweis dafür, daß es im blauweißen Binnenland hinter den sieben Bergen, das so weit von allen Küsten entfernt ist, daß neue Kunde hier traditionell immer zuletzt angekommen ist, neben Weißwurst und Weizenbier ein Leben gibt. Söllner ist Liedermacher und Hanf-Ideologe. Anders gesagt: Er kifft und musiziert. Und damit daraus etwas mehr als ordinäre Hippie-Faulheit wird, kämpft er in aller Deutlichkeit und Dreistigkeit gegen das Verbot weicher Rauschdrogen. Er legt sich maulheldenhaft mit Politikern an, die ihm zum Dank immer wieder einmal die Polizei ins Haus schicken. Kann man anschauen, wenn einem sonst nichts einfällt; beeindruckt aber auch nicht wahnsinnig.

 

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