Kino_Kino-News KW 16/2005

Lauter Grauslichkeiten

Diese Woche geht es um Terrorismus, Dämonen aus dem Totenreich, einen jüdischen Kaufmann, der Geld für Menschenfleisch verleiht, Nazischüler und Mord am Bauernhof.    22.04.2005

 

Klaus Hübner

Die Dolmetscherin

(The Interpreter)


USA 2005

120 Min.

Regie: Sydney Pollack

Darsteller: Nicole Kidman, Sean Penn, Catherine Keener u. a.

 

Nicole Kidman ist eigentlich nur eine ganz gewöhnliche Dolmetscherin im New Yorker Hauptsitz der UNO. Aber sie stammt aus einer afrikanischen Republik namens Matobo (gibt’s nicht wirklich), und dort verschwört man sich gerne. So belauscht sie eines Abends aus ihrer Koje, wie böse Menschen vom geplanten Anschlag auf das Oberhaupt dieses Staates kunden, das demnächst vor der UNO sprechen soll. Ein flugs alarmierter Agent (Sean Penn) hat so seine Zweifel an ihrer Geschichte - vielleicht steckt sie ja mit den Verschwörern unter einer Decke? Na, das wird auf jeden Fall spannend.

 

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The Amityville Horror


USA 2005

91 Min.

Regie: Andrew Douglas

Darsteller: Ryan Reynolds, Melissa George, Philip Baker Hall u. a.

 

1979 erstmals nach einer "wahren" Schauergeschichte verfilmt, dann einen Rattenschwanz von Sequels hinterhergezogen und jetzt natürlich wieder ausgebuddelt: Daß das Haus, das sie soeben als Schnäppchen erstanden und bezogen hat, auf einem Indianerfriedhof steht, findet die Familie Lutz bald gar nicht super - und auch nicht, daß der Vormieter seine Familie abgeschlachtet hat. Es rumpelt ordentlich da drin: Böse Poltergeister zeugen von der dunklen Vergangenheit.

Käse bleibt Käse, aber immerhin spielt diesmal Philip Baker Hall mit.

 

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Der Kaufmann von Venedig

(The Merchant of Venice)


USA/GB/Italien 2004

138 Min.

Regie: Michael Radford

Darsteller: Al Pacino, Jeremy Irons, Joseph Fiennes u. a.

 

Shakespeake kommt wieder dran: Diesmal leiht sich Jeremy Irons leichtfertig Geld vom jüdischen Kaufmann (Al Pacino) und verbürgt sein eigenes Fleisch, um einem jungen Günstling den Weg zur Geliebten freizuräumen. Dann aber ist er plötzlich pleite, und der Kaufmann will den Lungenbraten aus ihm rausschneiden. Michael Radford ("B.Monkey") liefert eine klassizistische Verfilmung, alles ganz Pomp und "großes" Schauspiel, inklusive der veralteten Sprache.

 

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Napola - Elite für den Führer


Deutschland 2004

110 Min.

Regie: Dennis Gansel

Darsteller: Max Riemelt, Tom Schilling, David Striesow u. a.

 

Die Geschichte eines vielverprechenden jungen Boxtalents, das auf eine National-Politische Erziehungsanstalt (kurz: Napola) geholt wird, um zu Führers Elite ausgebildet zu werden, die auf eine Zukunft als Gauleiter von London, Paris, Tokyo und Coruscant blickt. Sozusagen Alltag an der Nazischule. Einerseits ist das Drehbuch des "Mädchen, Mädchen"-Regisseurs Gansel hochdekoriert worden, andererseits äußern sich viele Kritiker über die bedenklich unreflektierte Übernahme von unzuverlässigen Quellen, die dem Film eine verharmlosende Note geben. Auf jeden Fall ist er aber fad und klischeehaft.

 

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Das Leben, das dich erwartet

(La vida que te espera)


Spanien 2004

110 Min.

Regie: Manuel Gutierrez Aragon

Darsteller: Juan Diego, Luis Tosar, Marta Etura, Clara Lago

 

Die heutigen spanischen Milchbauern leiden vor allem unter dem Druck, den Regeln der EU gerecht zu werden, und das bedeutet Arbeit von früh bis spät. Gildo ist so ein Farmer; seine Töchter wollen aber das Leben am Bauernhof nicht mehr, vor allem die jüngste will lieber Party machen. Aber dann ereignet sich ein Mord, der alles verändert.

Manuel Gutierrez Aragons Filme sind stets prächtig gefilmt und haben gesellschaftlich relevante Hintergründe, aber seltsamerweise lassen sie einen irgendwie unbeteiligt zuschauen.

 

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