Triple 9
Filmstart: 5. Mai
Die Russenmafia - oder wenigstens mafiöse Banden aus der ehemaligen Sowjetunion - beherrscht international weite Teile des organisierten Verbrechens. Das ist nicht nur in der Realität so (da streiten die Experten noch, wer am schlimmsten ist), sondern vor allem in der Welt von Film und Fernsehen. Dort braucht man nahezu unmenschliche, skrupel- und gewissenlose Kreaturen, die auf ihrer Jagd nach Macht und Geld vor nichts zurückschrecken. Wer würde sich da besser eignen als "der Russe" ...? Und weil man sich mit emigrierten Oligarchen, auf die alle obigen Aussagen zutreffen, lieber nicht anlegen will, spannt man halt die Russenmafia zu Hollywood-Thriller-Zwecken ein.
Das hat jetzt auch Regisseur John Hillcoat - seit "Proposition", "The Road" und "Lawless" Liebling aller Kino-Grufties - mit seinem neuen Film "Triple 9" getan. Diesmal verlegt er seinen geliebten Western-Plot nach Atlanta, wo das Verbrechen die ganze Stadt in einen Ausnahmezustand versetzt hat. Hinrichtungen, Schießereien und Folterungen stehen auf der Tagesordnung; gesteuert wird das alles diesmal nicht vom Russen, sondern von der Russin: einer hervorragend besetzten Kate Winslet als Syndikatschefin Irina. Daß da auch einige korrupte Polizisten und Exsoldaten mitmischen, um sich was dazuzuverdienen, ist klar - und da kann man eben keinen neuen Kollegen (Casey Affleck) brauchen, der nicht nur Neffe des Sergeanten (Woody Harrelson) ist, sondern sich auch gesetzestreu in die gewinnbringenden Cop-Banküberfälle einmischen könnte. Doch als Sündenbock eignet sich der junge Mann perfekt; deswegen will ihn sein Partner Marcus (Anthony Mackie) auch bei einem von Irina befohlenen irren Raubzug um die Ecke bringen, damit er auf diese Art die Kollegen in die falsche Ecke der Stadt locken kann. Daß so ein Komplott im Film nicht gutgehen kann, ist klar, weil es ja doch den anständigen Amerikaner gibt ... Umso lobenswerter, daß Hillcoat auf patriotische Klischees weitgehend verzichtet, stattdessen eine chaotische, von Lumpen beherrschte Stadt zeigt und mit viel Spannung sowie einer erstklassigen Besetzung (u. a. Fan-Favorit Norman Reedus aus "Walking Dead") überzeugt. (ph)
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