High-Rise
Filmstart: 8. Juli
Ein Hochhauskomplex in den 1970er Jahren. Gut gemeint, wie all diese Monsterprojekte, aber doch nur eine Wohngarage, ausgestattet mit Geschäften und Freizeitangeboten, seelenlos, irgendwo außerhalb des lebendigen Stadtkerns. Oben, in den lichtdurchfluteten, hellen Appartements, wohnen die Reicheren, unten drängen sich - wie auf einem Kreuzfahrtschiff - diejenigen zusammen, die weniger Geld haben. Und alles kommt, wie es kommen muß: Soziale Konflikte entstehen, Stromausfälle passieren, der Müll türmt sich. Dann werden Barrikaden errichtet, die Troglodyten stürmen den Swimmingpool der Herrenmenschen, der Supermarkt wird geplündert, Vergewaltigungen und Morde ereignen sich. Die Geschehnisse laufen mit einer Unvermeidlichkeit und ohne große Emotionen ab, als folgten sie Naturgesetzen. In all dem Irrsinn bleibt Dr. Robert Laing (Tom "Loki" Hiddleston) kühl und gelassen, als würde er endlich das Leben führen können, das ihm in dieser Zeit bestimmt ist. Genau das ist typisch für einen Ballard-Helden: Die Protagonisten der Romane des mittlerweile leider verstorbenen, genialen britischen SF-Autors James Graham Ballard hadern nicht mit dem Schicksal, sondern werden zu einem Teil der neuen Welt, selbst wenn sie apokalyptisch ist. "High-Rise" (dt. Romantitel: "Der Block") war Teil der "Beton-Trilogie" Ballards und wurde nun - endlich! - verfilmt. Ben Wheatley, der bisher mit Low-Budget-Filmperlen wie "Sightseers", "Kill List" und "A Field in England" äußerst positiv aufgefallen ist, läßt seine Kinoversion des Stoffs ebenfalls in den Siebzigern spielen - und das gottlob ohne die Koteletten-und-Schlaghosen-haha!-Ironie, die den postmodernen Idioten-Hipstern zueigen ist. Und auch wenn sein Film nicht ganz so gelungen ist wie die bisher beste Ballard-Verfilmung (David Cronenbergs "Crash"), gelingt es ihm, die eiskalte Ästhetik der Romanvorlage, ihre vielen (pop)kulturellen Verweise und die typisch Ballardsche Symbolik hervorragend auf die Leinwand zu bringen. Der sehenswerte Anti-Blockbuster dieses Sommers. (ph)
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