Kino_Eine Schwalbe macht den Sommer

Neo-Bio auf der Alm

Nachhaltige Landwirtschaft ist nicht nur gesund, sondern öffnet auch das Herz eines schrulligen alten Bauern, der mit den Stadtmenschen - solchen wie dem Autor dieser Zeilen - nicht extra viel anfangen kann.    03.10.2002

Der verbitterte Altbauer Adrien (Michel Serrault) hat beschlossen, seinen Hof im romantischen Vercours in den französischen Alpen zu verkaufen. Es gibt auch eine Menge Interessenten; aber die kommen stets von irgendeiner Landwirtschafts-Uni und gehen mit verklärten Aussteigerromantik-Vorstellungen an den Job heran. Weil Städter in dieser Gegend sowieso nicht gerade beliebt sind, vertreibt Adrien seine potentiellen Käufer immer wieder geflissentlich - er hat sich nicht umsonst ein Wohnrecht im Kaufvertrag festgeschrieben. Dann aber taucht die Pariser Computerspezialistin Sandrine (Mathilde Seigner) auf und erweist sich als resistent gegen den Widerstand des alten Querulanten. Sie macht aus dem Hof eine Touristenattraktion und schafft mit Bioprodukten eine solide Einnahmequelle. Und langsam taut sogar Adrien auf. Die Flucht in die Berge mag für manche eine realistische Alternative zum degenerierten Dahinvegetieren in den städtischen New-Economy-Ausbeutungssümpfen darstellen. Es gibt ja auch definitiv Perspektiven und Chancen, wenn man zu diesem Schritt bereit ist. Doch so realistisch und echt dieser Film auch sein mag - sämtliche Romantik wird weggefegt von der Tatsache, daß es auf den Bergen da oben den Großteil des Jahres über saukalt und ungemütlich ist.

Klaus Hübner