Kino_Die Mutter

Für die reifere Frau

Roger Michell erzählt die Geschichte einer dysfunktionalen Familie: Mama beginnt ein Verhältnis mit dem 30 Jahre jüngeren Liebhaber ihrer erwachsenen Tochter.    04.12.2003

May (Anne Reid) zieht nach dem Tod ihres Mannes Toots (Peter Vaughan) nach London, um ihre beiden erwachsenen Kinder in Notting Hill zu besuchen. Der Sohn (Steven Mackintosh) ist ständig beschäftigt, sein Frau (Cathryn Bradshaw) konsumiert den Rest seiner Energie. Zudem wird ihr Haus gerade renoviert, und deshalb ist der Bauarbeiter Dareen (Daniel Craig) Dauergast im Haus. Mit diesem Darren unterhält Mays Tochter Paula (Anna Wilson-Jones), eine gescheiterte Autorin und neurotische Lehrerin, ein eher verzweifeltes Verhältnis.

Da May für längere Zeit in London bleibt, hat sie untertags, wenn die Familie aus dem Haus ist, nur den Bauarbeiter Darren zur Unterhaltung. Trotz des Altersunterschieds von 30 Jahren kommen sich die beiden näher und beginnen eine Affäre. Erotische Nachmittagsspiele mit dem Liebhaber ihrer Tochter werden für May, deren Sexualleben sich lange Zeit im Winterschlaf befunden hat, bald zur unverzichtbaren Routine...

Tatsächlich serviert Roger Michell nach der Schnulze "Notting Hill" und dem zweifelhaften Selbstjustizstreifchen "Changing Lanes" ein sehr intensives Drama mit Tabubruchqualitäten, das von der Kritik extrem unterschiedlich aufgenommen wurde - genauso überschäumend wie vernichtend. Nun, das Drehbuch stammt von Hanif Kureishi, der immerhin Autor von "Mein wunderbarer Waschsalon" und "Intimacy" ist. Und die Realität ist halt nicht immer ästhetisch.

Klaus Hübner

Die Mutter

ØØØØ

(The Mother)


GB 2003

112 Min.

dt. Fassung und engl. OF

Regie: Roger Michell

Darsteller: Anne Reid, Daniel Craig, Steven Mackintosh u. a.

 

Links:

Kommentare_

Print
Edward Anres - Nelly und Pan

Der Gott des Irrsinns

Der Debütroman des Deutschen Edward Anres, Neuentdeckung des österreichischen bildmanufaktur-Verlags, ist eine literarische Apotheose in jeder Deutungsvariante: Der Roman erzählt die Geschichte zweier Verrückter, die sich in der Psychiatrie treffen und genau das Verkehrte tun - aber mit der sexuellen Kraft von Donnergöttern und einer Intensität, die beim Lesen schwindelig macht.  

Print
Robert Hübner – kunst werk bild

Wovon man redet, wenn man "Kunst" sagt

Der Maler und Digitalkünstler Robert Hübner, langjähriger Mitarbeiter der Linzer Kunsthochschule, legt mit seiner ersten Wissenschaftspublikation einen Meilenstein der kontemporären Kunsttheorie vor: eine lange überfällige akademische Neustrukturierung des Kunstbegriffs, quasi als Anpassung an die zeitgenössische Realität.  

Video
The Strain

Saugschwengel-Apokalypse

Gegen "The Strain", die Vampir-TV-Serie unter der Schirmherrschaft von Guillermo del Toro, sieht "The Walking Dead" blaß aus. Das Team des Mexikaners schafft einen neuen Rekord beim Qualitätsniveau im Genrefernsehen, wie Klaus Hübner findet.  

Stories
Reisebericht Zypern, Nachwort

Are you talking to me?

Klaus Hübners Reisebericht über seine Abenteuer auf Zypern hat uns einige unzufriedene Kommentare beschert. Jetzt nimmt er dazu Stellung.  

Stories
Reisebericht Zypern, Teil III

Dünen, Wildesel und Polyesterschnitzel

Weitab vom verblassenden Trubel des Massentourismus gibt es in Zypern ein Stück dessen zu entdecken, was vom Paradies übrig ist: einen Traumstrand, wo die Riesenschildkröten ihre Eier ablegen - zwischen Tonnen von Plastikmüll. Dritter und letzter Teil des Zypern-Reiseberichts.  

Stories
Reisebericht Zypern, Teil II

Die Einheimischen und die Krise

Im zweiten Teil des Zypern-Reiseberichts unterhält sich Klaus Hübner mit den Besitzern einer Taverne in Protaras und mit seinen AirBnB-Vermietern - allesamt direkte Leidtragende des Zusammenbruchs des hiesigen Kreditwesens.