American Dreamz – Alles nur Show
ØØØ 1/2
(American Dreamz)
USA 2006
107 Min.
dt. Fassung und engl. OF
Regie: Paul Weitz
Darsteller: Dennis Quaid, Hugh Grant, Willem Dafoe u. a.
Paul Weitz liefert eine harmlose, aber unterhaltsame Parodie auf die gegenwärtige amerikanische Politik und die Jagd nach schnellem Ruhm. 16.06.2006
Was wäre, wenn der amerikanische Präsident plötzlich anfinge, Zeitung zu lesen? Dann wären wir dem Weltfrieden einen großen Schritt näher. Meint zumindest Paul Weitz ("About A Boy", "Reine Chefsache"), der in seiner neuen Komödie sowohl die aktuelle US-Regierung als auch Talent-Shows à la "Deutschland sucht den Superstar" aufs Korn nimmt.
Der tumbe Präsident Staton (Dennis Quaid), ein sehr offensichtlicher Bush-Verschnitt, ist nach seiner Wiederwahl ein nervliches Wrack. Statt auf PR-Tour zu gehen oder die offiziellen Dossiers seiner Berater zu lesen, bleibt er lieber im Bett und liest zum ersten Mal in seinem Leben Zeitung, was ihm einige unangenehme Erkenntnisse verschafft. Als er sich nach Wochen sogar bis zur kanadischen Presse (!) durchgearbeitet hat, ist für seinen umtriebigen Stabschef (Willem Dafoe) das Maß endgültig voll. Schlagkräftige Auftritte in der Öffentlichkeit müssen her, und so meldet er seinen verunsicherten Boss als Juror beim Finale von Amerikas beliebtester Talent-Show, "American Dreamz", an.
Moderator Martin Tweed (Hugh Grant) ist entzückt, garantiert der Auftritt doch spektakuläre Einschaltquoten. Aber auch eine arabische Terrorgruppe kann ihr Glück kaum fassen. Denn eins der Goldkehlchen der Show ist zufällig ein von ihnen in die USA eingeschleuster Schläfer. Omer (Sam Golzari) war im Trainingscamp zwar eine Niete, aber egal. Den Auftrag, es bis ins Finale zu schaffen und dann den Präsidenten mit einem eingeschmuggelten Bombengürtel in die Luft zu sprengen, wird er wohl noch hinkriegen.
Der Stoff hätte ohne weiteres das Zeug zu einer tiefschwarzen Satire gehabt. Doch Weitz verzichtet auf größere Bösartigkeiten und begnügt sich mit einer recht harmlosen Parodie auf Showbiz und Politik. Neue Einsichten liefert er dabei nicht: Daß der derzeitige US-Präsident ein unfähiger Trottel ist und Talent-Shows der Gipfel der Volksverdummung, ist bestens bekannt. Im Polit- wie im Showgeschäft geht es nicht um Inhalte, sondern um Medienwirksamkeit - ach, tatsächlich? Das hätte man ja nie für möglich gehalten ...
Damit bleibt "American Dreamz" dem verhaftet, was er eigentlich karikieren will: Entertainment für die Massen. In dem Rahmen jedoch funktioniert der Film wunderbar. Flott inszeniert, mit sicherem Blick fürs Detail, einigen wirklich gelungenen Gags und einer hübschen Schlußpointe entläßt er den Zuschauer gut gelaunt ins Wochenende. Hugh Grant läuft als charmantes Ekelpaket zu Höchstform auf, und auch Willem Dafoe liefert eine Glanzleistung als entnervter Präsidenten-Manipulierer. Als leichte Kost also durchaus zu empfehlen, und wer es härter mag, kann sich ja mal wieder "Team America" zu Gemüte führen.
American Dreamz – Alles nur Show
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