Aliens vs. Predator 2
ØØ
(Aliens vs. Predator: Requiem)
USA 2007
93 Min.
dt. Fassung und engl. OF
Regie: Colin & Greg Strause
Darsteller: Steven Pasquale, Reiko Aylesworth, John Ortiz u. a.
Wo Paul W. S. Andersons "Alien vs. Predator" aus dem Jahr 2004 noch ein passables Stück SF-Action-Popcorn-Kino war, stürzen die Special-Effects-Brüder Strause mit ihrem Sequel in die Belanglosigkeit einer US-Kleinstadt ab - und das gleich in mehrfacher Hinsicht. 14.01.2008
Das war schon in Ordnung, was uns da im November 2004 als "AvP" und eben nicht als "Alien 5" verkauft wurde. Die Verquickung der beiden monströsen Extraterrestrischen machte auf der Leinwand eine ganz gute Figur - vermutlich genau deshalb, weil Regisseur Paul W. S. Anderson nicht versucht hatte, die Stimmung der "Alien"-Reihe einzufangen, was ihm zweifelsfrei so auch nicht gelungen wäre. Stattdessen orientierte er sich am klassischen Action-Kino und erschuf einen Genre-Streifen der gehobenen Mittelklasse.
Als die Special-Effects-Brüder Colin und Greg Strause also damit beauftragt wurden, an Teil zwei ihre Hände erstmals als Regisseure anzulegen, durfte man ja noch hoffen. Immerhin waren die beiden mit ihrer Firma Hydraulx für die visuellen Effekte von u. a. "The Day After Tommorow", "Terminator 3" und dem spartanischen Testosteron-Giganten "300" verantwortlich. Und was will man denn mehr von Aliens und Predatoren, außer daß sie verdammt gut aussehen? In Eingeweiden sollen sie waten, die Viecher! Und die Nachos in Samtsesseln nimmt man bei solchen schönen Gelegenheiten weder mit Cheddar- noch mit Salsa-Soße, sondern mit ätzendem Alien-Blut zu sich.
Wir erinnern uns: Am Ende des ersten Teils von "AvP" sieht man, wie ein Predator von einem Alien "schwanger" wird und wie aus dieser Liebschaft ein "Predalien" entsteht. Diese Kreuzung sorgt zu Beginn von "AvP2" für ein Massaker auf dem Predatoren-Schiff, erledigt die Predatoren, vermehrt sich, stürzt danach aber ungeschickterweise - wie es das Drehbuch eben so will - in der Nähe der US-Kleinstadt Gunnison ab. Dort stellt sich zumindest einmal die Frage, warum Außerirdische fast immer in der Nähe von Ami-Kaffs aufschlagen und niemals (zum Beispiel) in der Einöde der Mongolei, der russischen Tundra, im Atlantik oder sonstwo, wo keine Menschen leben, die uns ihre uramerikanischen Sorgen, Gedanken, Ängste, Befürchtungen und Bedürfnisse auf das plötzlich skeptisch blinzelnde Auge drücken müssen.
Wie auch immer: Auf dem Predatoren-Planeten sitzt ein "Cleaner" und kriegt die Katastrophe über sein intergalaktisches Kabel-TV mit. Er begibt sich in sein flottes Raumschiff, um auf der Erde endgültig tabula rasa mit den lästig-sauren Bastarden zu machen. Alles in bester Ordnung soweit. Aber danach kommen die Humanoiden ins Spiel, und es beginnt zu menscheln im Saal. Ab da ist auch klar, warum der Verleih den Film der Presse vorab nicht zeigen wollte. Sie, die US-Stereotypen, betreten das Parkett und bekommen von Drehbuchautor Shane Salerno viel zu viel Zeit, um sich dem Betrachter vorzustellen. Da wäre etwa der von der Gemeinde verkannte Sheriff, als Mentor eines Exsträflings, der den "besseren Weg" sucht. Dazu kommt sein frustrierter Bruder, ein Pizzabote wider Willen, dessen große Liebe sich wiederum ein naturaggressives Arschloch eingezogen hat. Das alles ist: oje! Die Soldatin (aus dem Irak?), die den Bezug zu ihrer Tochter verloren hat, darf da natürlich auch nicht fehlen. So viele soziale Probleme, soviel Liebe, soviel Haß, soviel Quacksprech!
Dabei hätten Menschen in derlei Filmen ja eine sehr klare und auch unheimlich schöne, weil simple und dabei wichtige Rolle inne: sie sind Futter, Fleisch, Opfer. Sie sind die Unschuld auf der Luftmatratze (und das Alien der Weiße Hai), nicht mehr als Plankton in den Dreadlocks der intergalaktischen Jägerrasse. Sie haben verdammt noch mal nicht eloquent zu sein in Filmen, in denen Aliens und Predatoren die Spitze der cineastischen Nahrungskette darstellen! Doch leider muß man sich hier durch Monologe und Dialoge quälen, die wohl tiefgründig hätten wirken sollen, tatsächlich aber nur mühselig vor sich her stolpern, von "Hier bin ich, ihr Wichser!" über "Erschießt das Scheißvieh!" bis hin zu "Wir werden in 20 Minuten evakuiert!" Was für ein Fiasko, was für eine Verschwendung von Worten! Dazu bleibt die Darstellung der Charaktere flach und die Dialoge stets hölzern.
So bekommt eine angesagte 1A-Produktion völlig ungewollt einen B-Movie-Anstrich, möchte dabei aber partout auf einem hohen Level reüssieren. Das funktioniert jedoch einfach nicht. Will man einen Film sehen, der optisch Lautstärke verbreitet und Sprüche auf Lager hat wie "Komm mit - oder auf deinem Schild wieder", dann weiß man, welcher das ist. Bevorzugt die Stimmung Filme, in denen sich Menschen tatsächlich etwas Gehaltvolles zu sagen haben, dann greift man zu "Magnolia", "Dogville" oder dem Gesamtwerk von John Huston. Versucht man aber Aliens mit Predators zu verbinden, so ist man nicht gleichzeitig dazu verpflichtet, cineastischen Anspruch mit Special Effects zu kombinieren. Daran sind bereits andere Brüder, nämlich die "Matrix"-Wachowskis grandios gescheitert. Und das tun auch die Strauses, nur eben nicht grandios.
Leider ist "Aliens vs. Predator 2" also nicht einmal schlecht; er ist einfach nur belanglos. Als Vierzigminüter mit Pomp und Trara und unter Auslassung des Bedürfnisses einer Nachricht an den Konsumenten wäre er noch als fescher Kurzfilm durchgegangen. Die Sache in ihrer ganzen Länge ist in Summe aber erbärmlich schwach und gänzlich desorientiert. Der Erstling der (Special-)Effekthascher ist daher gründlich in die Hose gegangen.
Aliens vs. Predator 2
ØØ
(Aliens vs. Predator: Requiem)
USA 2007
93 Min.
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Wo Paul W. S. Andersons "Alien vs. Predator" aus dem Jahr 2004 noch ein passables Stück SF-Action-Popcorn-Kino war, stürzen die Special-Effects-Brüder Strause mit ihrem Sequel in die Belanglosigkeit einer US-Kleinstadt ab - und das gleich in mehrfacher Hinsicht.
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