Games_X2 - Die Bedrohung

Im Weltall hört dich niemand schreien

Seit der Weltraumhandelssimulation "Elite" gab es viele Nachahmer, von denen aber keiner die großartige Atmosphäre und Vielfalt des Klassikers einfangen konnte. Bis jetzt.    01.03.2004

Als Pilot einer geschenkten Rostlaube, der soeben den ersten Auftrag erhalten hat, macht man sich auf, die unendlichen Weiten des Weltraums zu erforschen. Wer jetzt an "Star Trek" denkt, sollte lieber den 50:50-Joker setzen oder das Publikum befragen, denn hier geht's um keine Weltraum-Oper, sondern den Nachfolger von "X-Beyond the Frontier". Besagtes Spiel konnte sich vor geraumer Zeit vor allem durch eine weitreichende Handlungsfreiheit vom Rest der Weltraumshooter abheben. "Wieso sollte man also nicht genau da beim Nachfolger anknüpfen?", dachten sich wohl die Entwickler...

Wie das aber leider immer so ist, wird das perfekte Spiel wohl ein ewiger Wunschtraum bleiben und so müssen auch hier kurz ein paar negative Aspekte des Nachfolgers angesprochen werden. Die bereits erwähnte Handlungs- und (vor allem) Handelsfreiheit hat auch ihre Kehrseite, denn sie erschlägt den Spieler beinahe mit schier unendlichen Möglichkeiten. Geduld ist eine Tugend, die jeder der diesen Titel erwirbt, unbedingt mitbringen sollte. Die ersten Stunden gestalten sich nämlich als äußerst langweilig, da man bei den Kämpfen hoffnungslos unterlegen ist und diese daher möglichst vermeiden sollte. Außerdem ist das Handelssystem sehr komplex und das Geld verdient man nicht gerade auf die Schnelle, wodurch das Gameplay zusätzlich verlangsamt wird. Und schließlich ist die Steuerung sehr simulationslastig – um nicht zu sagen kompliziert. Daher könnten viele wohl ohne gründliches Lesen des Handbuchs recht bald die Flinte ins Korn werfen. Was jedoch ein fataler Fehler wäre. Denn nun kommen wir zum Positiven. Und davon gibt's eine ganze Menge...

Noch nie hat die schwarze Unendlichkeit in einem dermaßen hellen Licht gestrahlt: die reflektierende Sonne spiegelt sich auf den teils gigantischen Raumschiffen wieder, Plasma- und Laserwaffen durchschneiden mit ihren grellen Farben die endlose Dunkelheit und Schiffe zerbersten in blendenden Explosionen, wie man sie sonst nur aus High-Class-Egoshootern kennt. Das Handelssystem ist zwar auf den ersten Blick schwierig zu verstehen, birgt aber ein unglaubliches Suchtpotenzial. "Nur noch eine Fahrt von hier zum anderen System und ich kann mir wieder eine neue Waffe kaufen oder den Frachtraum vergrößern". Dieser und ähnliche Gedankengänge führen dazu, daß die Nächte immer kürzer werden und sich die Ringe unter den Augen stetig vergrößern. Zumal ist die Galaxie nicht groß, nicht riesig - sondern wirklich gigantisch, wodurch sich ständig neue Handelswege auftun.

Die enorme Einarbeitungszeit und die recht zähe Anfangsphase werden Gelegenheitszocker womöglich abschrecken, zudem die Actioneinlagen vor allem am Anfang des Spieles sehr dünn gesäat sind, was Freunde von "Freelancer" nicht gerade erfreuen wird. Wer jedoch ein Fan von Spielen wie "Privateer" oder dem altehrwürdigen "Elite" ist, etwas Geduld beweist und großen Wert auf Handlungsfreiheit legt, wird mit "X2" gleich für Wochen beschäftigt sein.

Christian Krenn

X2 - Die Bedrohung

ØØØØ


(Egosoft/Koch Media)

erhältlich für PC

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