Games_Tekken 6

Prügelknaben

15 Jahre und zwei Konsolengenerationen ist es her, daß "Tekken" das Licht der Welt erblickte. Vor kurzem erschien der neue Ableger des legendären Prügelspiels - mit der Absicht, wieder einmal Platz im Rampenlicht zu erlangen. Und wenn´s nicht von selber geht, versetzt man der Konkurrenz halt ein paar ordentliche Hiebe ...    07.12.2009

Im Gegensatz zu anderen Faustwatschenspielen besitzt "Tekken" eine Hintergrund-Story, die in ihrer Komplexität beinahe einer Seifenoper gleicht und dementsprechend verwirrend sein kann. Die Verständnisschwierigkeiten rühren zum Teil auch daher, daß sich die Geschichte rund um den Mishima-Clan und das gleichnamige Unternehmen von Teil zu Teil weiterentwickelt. Nicht jeder Spieler schafft es aber, eine solche Mär über einen Zeitraum von 15 Jahren aufmerksam zu verfolgen. Das dürfte auch den Entwicklern bei Namco Bandai aufgefallen sein, und so haben sie in "Tekken 6" ein Feature eingebaut, das dem interessierten Spieler in Form kleiner Render-Filme die Hintergründe näherbringt – sozusagen ein "Was bisher geschah".

Seit nunmehr 50 Jahren herrschen an der Spitze des Mishima-Konzerns Mord und Totschlag. Gründer Heihachi Mishima will einfach nicht abtreten - und um sicherzugehen, daß er bis zu seinem natürlichen Lebensende die Kontrolle behält, schreckt er auch nicht davor zurück, seinen Sohn Kazuya einfach zu ermorden. Dank Klontechnik kehrt der tote Filius aber zurück und bedankt sich auch prompt bei seinem "liebenden" Vater. Nach getaner Arbeit festigt auch er seine Machtposition, indem er den eigenen Sprößling Jin Kazama über den Jordan schickt. Der wiederum kommt als Dämon wieder und sitzt mittlerweile an der Spitze des Konzerns, der sich seinerseits im Krieg mit der G-Corporation befindet. Diese verwickelte und unangenehme Situation verlangt natürlich (wie sollte es bei "Tekken" anders sein?) nach einem neuen "King of Iron Fist"-Turnier, bei dem Kazuya und Heihachi logischerweise nicht fehlen dürfen. Wie die ganze Geschichte ausgeht, das wird der Spieler wohl gleichzeitig mit dem Kinostart von "Rambo 10" erfahren ...

 

Glücklicherweise müssen Prügelspiele jedoch nicht durch ihre logisch aufgebaute Story glänzen. Vielmehr sollte die Action im Vordergrund stehen - und davon bietet "Tekken 6" mehr als genug. Schon seit Episode zwei der Serie ist Namcos Prügelspiel-Hit dafür bekannt, mit kleinen Bonusgames wie Bowling oder Beach-Volleyball die harte Kampfsportarbeit etwas aufzulockern. Im dritten Teil der Saga konnte der Spieler erstmals den "Tekken Force Modus", einen rudimentären Sidescroller, im Extras-Menü anwählen. Genau dieses Bonus-Feature wurde für "Tekken 6" wieder aus der Schublade geholt und groß herausgeputzt. Nun steht das ehemalige Extra sogar an erster Stelle im Modusmenü.

Der Spieler muß sich als Leutnant Lars durch zahlreiche mäßig spannende und attraktive Stages kämpfen, um am Schluß jedes Levels gegen einen Kämpfer aus dem "Tekken"-Universum anzutreten. Schützenhilfe bekommt er dabei von der etwas schrägen Roboterdame Alisa Bosconovich. Älteren Spielern wird der Name wohl bekannt vorkommen: In einem der früheren Teile gab es einen verrückten, kämpfenden Wissenschaftler namens Dr. Bosconovich; die junge Robolady ist offenbar seine "Tochter". Was als Bonusspielchen noch schön und gut war, entartet in der vorliegenden Fassung zu einem fast schon unerträglichen Monstrum - vor allem, weil dem Spieler nichts anderes übrigbleibt, als sich durch die langweiligen Stages zu kämpfen, da man die restlichen Kämpfer im Arcade-Modus sonst nie zu Gesicht bekommt. Erst mit dem Besiegen des Boßgegners im "Force Modus" wird der nämlich für die richtige Prügelei freigeschaltet. Warum die Entwickler dem Spieler das antun, wissen wohl nur die Götter. Wenigstens kann man sich in diesem Modus aber kleine Extras wie Frisuren, Bekleidung und sonstigen Schnickschnack erspielen, von denen manche auch direkten Einfluß auf die eigene Spielfigur haben. Einige lassen den Protagonisten härter zuschlagen, während andere ihm mehr Glück bei der Bonussuche verleihen.

 

Natürlich verfügt "Tekken 6" auch über den ganz normalen Arcade-Modus. Wie gehabt, tritt der Spieler dort in klassischen One-on-One-Duellen gegen den Computer an. In insgesamt fünf Kämpfen muß man sich gegen immer stärker werdende Gegner behaupten, um anschließend den Preis für seine Mühen einzuheimsen. Der Lohn für die Strapazen kommt in Form eines kleinen, aber feinen Videos daher, in dem der Spieler mehr über die Geschichte des gewählten Kämpfers erfährt.

Im Arcade-Modus kommen Beat´em-up-Fans voll und ganz auf ihre Kosten, da das einzigartige "Tekken"-Spielgefühl erfreulicherweise unangetastet blieb. Hier zeigt Namcos Prügler auch seine Muskeln: Flüssige Animationen und ein außerordentlich gut gelungenes Motion-Capturing lassen die Stunden wie im Flug vergehen, erst recht, wenn man gegen einen menschlichen Gegner antritt. "Tekken 6" verzichtet völlig auf Spezialangriffe wie Feuerbälle und ähnliches. Die großteils realistischen Kampftechniken verleihen dem Spiel einen ganz besonderen Reiz. Es eignet sich übrigens bestens für Neulinge, wobei die Spielmechanik aber auch genügend Tiefe bietet, um selbst Experten an den Bildschirm zu fesseln. Und sollte man einmal keinen Freund bei der Hand haben, wählt man sich einfach per Xbox Live oder Playstation Network in die große, weite Welt der Kämpfer ein und mißt sich mit anderen Spielern. Dank des vor kurzem veröffentlichten Multiplayer-Patches funktioniert die Online-Prügelei nun auch ohne Lags.

Trotz des mißlungenen "Force Modus" ist "Tekken 6" also ein gutes Spiel, das trotz einiger Mängel - wie der beispielsweise etwas veralteten Graphik-Engine - einen Kauf lohnt. Für den Preis bekommt man wirklich viel Spiel.

Dragan Andjelkovic

Tekken 6 - King of Iron Fist

ØØØØ

Leserbewertung: (bewerten)

(Namco Bandai)

 

erhältlich für: Xbox 360, Playstation 3

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