Games_Söldner - Secret Wars

Kein Platz für Egoisten

Seit Jahren warten Strategen und Freunde gepflegter Taktik auf ein Spiel, das "Operation Flashpoint" das Wasser reichen kann. Nun scheint das Licht am Ende des Tunnels ganz nah.    17.06.2004

Team-basierte Taktikspiele sind stets eine doppelte Herausforderung - sowohl für die Entwickler, die die nötigen Rahmenbedingungen möglichst einfach, aber doch realistisch bereitstellen sollen, als auch für die Endverbraucher, die die Möglichkeiten des Spieles erst erforschen und zusätzlich viel "Teamgeist" mitbringen sollten.

Genau den braucht man nämlich, wenn man in "Söldner - Secret Wars" bestehen will, wie schon der Untertitel des Spiels vermuten läßt: "Together we stand, divided we fall!"

Individualisten werden schnell merken, daß die Rambo-Methode höchstens in Hollywood-Streifen zum Erfolg führt. Zusammenarbeit ist hier das A und O. Dies bringt jedoch - wie in den meisten Team-orientierten Spielen (egal ob auf PC oder Konsole) - ein enormes Problem mit sich: Was im LAN oder für aufeinander eingespielte Clans kein Problem darstellt, ist im Internet ein Ding der Unmöglichkeit. Online ist es enorm schwierig, einen koordinierten Angriff zu starten oder schnell Verstärkung anzufordern. Das Fehlen eines integrierten Sprachübertragungsprogramms ist da natürlich ebenfalls nicht von Vorteil. Allerdings gibt es genügend externe Voice-Tools, die mit "Söldner" kompatibel sind.

Während "Battlefield 1942" nicht ganz so engmaschig gestrickt ist (dafür aber auch bei weitem nicht den hier vorhandenen Realismusgrad erreicht), und auch Einzelkämpfer hier und da eine ganze Schlacht entscheiden können, muß man bei "Söldner" zur Kenntnis nehmen, daß auf Möchtegernhelden nur eines wartet: der Sensenmann.

Etwas Abhilfe schafft dabei das wohl herausstechendste Merkmal des Spiels: der Commander. Dabei übernimmt ein Spieler pro Team das Kommando und überblickt das Spielgeschehen wie auf einer Übersichtskarte. Er bestimmt die Angriffsziele, warnt die eigenen Truppen vor Gegenangriffen und hat die Entscheidungsgewalt beim Ankauf von schwererem Gerät zur Fortbewegung. Selbiges muß nämlich (genau wie die Waffen) mit Punkten erworben werden. Das Punktekonto wird durch das Halten vorbestimmter strategisch wichtiger Orte sowie das Ausschalten gegnerischer Kräfte aufgefüllt.

Und der zur Verfügung stehende Fuhr- und Flugpark ist wahrlich gigantisch. Hier finden sich sämtliche modernen Panzer wie etwa der amerikanische M1A1 Abrams, diverse Jeeps sowie alle möglichen Flugzeuge und Hubschrauber wie der bekannte UH-60 Black Hawk. Die Bedienung der Vehikel ist im Gegensatz zu "Operation Flashpoint" sehr einfach gehalten und hilft somit, ein schnelles Gameplay aufrechtzuerhalten.

Graphisch darf man von "Söldner" kein Effektfeuerwerk erwarten. Dabei gilt es jedoch zu bedenken, daß nicht nur riesige Areale samt kompletter Dörfer und Militärkasernen dargestellt werden müssen, sondern die Landschaft auch bis in die kleinsten Einzelteile zerlegt werden kann. Im Laufe einer Spiele-Session können sich komplette Landstriche dermaßen verändern, daß sich der Commander neue Taktiken zurechtlegen muß. So gesehen ist es durchwegs zu verzeihen, daß beispielsweise die Texturen auf den Panzern nicht photorealistisch scharf sind. Aber unter gegnerischem Beschuß ist das sowieso sekundär.

Realismus wird in diesem Spiel definitiv groß geschrieben. Da es keine verschiedenen anwählbaren Klassen gibt und die Soldaten auch nur über begrenzte Waffen-Slots verfügen, muß sich das Team untereinander verständigen, wer welche Funktion übernimmt. Zehn mit MGs bewaffnete Soldaten werden beim ersten Anzeichen eines Panzers unter Bezahlung eines kräftigen Blutzolls lernen, daß der Ankauf eines Raketenwerfers vielleicht doch nicht so eine schlechte Idee gewesen wäre...

Abschließend sollte noch erwähnt werden, daß all dieser Spaß auch seinen Preis hat. Unter einer Graphikkarte der vierten Generation (sprich GeForce- 4- oder Radeon-9000-Serie) und einem ordentlichen Batzen an Arbeitsspeicher sowie Prozessorleistung spielt sich das Game wie in Bullettime.

Alles in allem ist "Söldner" ein Pflichtkauf für alle Taktikfans, die eine längere Einarbeitungszeit und Teamgeist nicht scheuen. Seit "Operation Flashpoint" hat es nicht mehr so viel Spaß gemacht, mit einer Panzerkolonne samt Luftunterstützung ein gegnerisches Dorf dem Erdboden gleichzumachen.

Christian Krenn

Söldner - Secret Wars

ØØØØ 1/2


(Wings Simulations/Koch Media)

erhältlich für PC

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