Games_Shadow Ops: Red Mercury

Zu viel Schatten

Ein Taktik-Shooter, der nicht viel von Taktik hält - geht sowas überhaupt? Manche werden es für unmöglich halten, anderen ist es egal. Wir gehen einen Schritt weiter.    30.07.2004

Nichts Neues von der Story-Front: Terroristen haben eine handgroße Atombombe, die sogenannte Red Mercury, in ihre Hände bekommen. Logisch, daß der Spieler als Anführer einer Spezialeinheit ausgeschickt wird, um das Ding wiederzubeschaffen, bevor die bösen Turbanträger Unfug damit anstellen.

Gemeinsam mit ein paar Kameraden macht man eine Rundreise um den halben Erdball und schießt in Dschungellandschaften, arabischen Märkten und engen Gassen jede Menge Feinde über den Haufen. Obwohl die Entwickler von "Shadow Ops: Red Mercury" immer wieder den Anspruch eines Taktik-Shooters hervorhoben, merkt man dem Spiel nichts davon an - schon gar nicht, wenn man sich mit einem Maschinengewehr auf riesige Entfernungen als Scharfschütze betätigen darf. Noch schlimmer wirken die hin und wieder aus dem Nichts auftauchenden Gegner; schuld daran sind die vielen geskripteten Events, die offensichtlich nicht ganz nahtlos zu funktionieren scheinen.

Die Idee, aus der Deckung heraus zu feuern, ist wahrhaftig nicht neu, doch die Art und Weise, wie dies in "Shadow Ops" umgesetzt wurde, kann man durchaus als innovativ bezeichnen. Während man durch Drücken der linken Schultertaste hinter Autowracks, Mauern und ähnlichem in Deckung geht, bewegt man mit den zwei Analogsticks den Oberkörper seines Alter ego, um so die Gegner aus fast völligem Schutz heraus aufs Korn zu nehmen. Das wäre alles schön und gut, gäbe es da nicht einen Haken: Selbst bei voller Deckung wird man gelegentlich von einer Kugel erwischt - und somit löst sich die schöne Idee, von Deckung zu Deckung zu laufen, in Wohlgefallen auf. Irgendwann mutiert man dann zum hirnlosen Rambo, der sich einfach durch die Levels ballert.

Trotz allem werden Shooterfans dank der abwechslungsreichen Gegenden und der vielen Skripts ein paar schöne Nachmittage vor dem Fernseher verbringen. Die Multiplayer-Abteilung hingegen ist ein Totalversager: Gerade einmal drei verschiedene Modi - (Team-)Deathmatch, CTF und VIP-Eskortierung - und nur mäßig gelungene Maps verheißen für die zahlende Kundschaft wenig Gutes. Zudem gibt es für die Konsole mit dem grünen X mit "Rainbow Six 3" bereits einen hochkarätigen Einzel- und Mehrspielervertreter, der sämtliche Stücke spielt und in allen Bereiche die Nase weit vorn hat.

Auch Graphikfetischisten sollten um "Shadow Ops: RM" einen großen Bogen machen, da die qualitative Bandbreite stark zwischen ganz gut und "what the fuck is that?" schwankt. Dies zeigt sich am ehesten in den Levels, die teils gutes Design erkennen lassen und mit tollen Texturen unterlegt, an anderen Stellen jedoch einfach nur furchterregend häßlich sind. Das einzige, was an diesem Game nicht das Prädikat "Durchschnitt" verdient, ist die Sound-Kulisse, die sich bei vorhandener Surround-Anlage kinoreif präsentiert und einem das Gefühl vermittelt, sich mitten im Gefecht zu befinden.

Schlußendlich bleibt aber nur ein durchschnittlicher, von vielen Bugs verunstalteter Shooter, der weder Taktik noch Realismus in sich vereint und sich somit nur an Freunde stupider Ballerei richtet.

Fazit: entweder übers Wochenende ausleihen oder gleich zu "Rainbow Six 3" greifen.

Christian Krenn

Shadow Ops: Red Mercury

ØØØ


(Zombie/Atari/SevenM)

erhältlich für Xbox

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