Games_Rogue Galaxy

Totgeglaubte leben länger

Während die Verkaufszahlen von Sonys neuem Flaggschiff Playstation 3 sehr zu wünschen übrig lassen und hinter denen von Nintendos Wii oder der Xbox 360 liegen, erfreut sich die PS2 nach wie vor großer Beliebtheit - nicht zuletzt wegen gelungener Spiele wie diesem.    18.10.2007

Jaster Rogue will sich einen Traum erfüllen. In diesem Traum ist er ein Held, der das gesamte Universum bereist und es nebenbei auch noch aus den gefährlichen Klauen des allgegenwärtigen Imperiums rettet. Der Traum heißt "Rogue Galaxy" und ist ein Spiel ...

Eigentlich ist Jaster ja ein ganz gewöhnlicher Bub. Als ausgesetztes Baby wurde er von einem Pfarrer gefunden und großgezogen; heute verdient er sein Geld mit der Jagd auf Monster. Doch eigentlich träumt er davon, Weltraumpirat zu werden und in Galaxien zu reisen, die noch nie ein Mensch zuvor gesehen hat. Eines Tages trifft er auf die beiden schusseligen Droiden Steve und Simon, die auf der Suche nach dem berühmten Kopfgeldjäger Wüstenklaue sind. Wie es der Zufall so will, verwechseln ihn die beiden mit dem gesuchten Subjekt und überreden Jaster dazu, sie auf ihr Piratenschiff zu begleiten. Ihr Kapitän möchte nämlich mit Hilfe der besten Kopfgeldjäger die wertvollsten Schätze des Universums ausfindig machen. Was anfänglich nach einem einfachen Weltraumabenteuer klingt, wird im Verlaufe der fast 70 Stunden dauernden Hauptstory zu einer epischen Schlacht gegen das tyrannische Imperium - "Star Wars" läßt grüßen.

 

Den Spieler erwarten insgesamt 13 Kapitel, deren Handlung sich auf sechs verschiedenen Planeten abspielt. Dort gibt es auch abseits der Hauptstory einiges zu tun. Die einzelnen Spielabschnitte sind ausnahmslos hübsch und abwechslungsreich gestalte, wenngleich auch ziemlich kompakt und linear. Hin und wieder gilt es zwar das eine oder andere Rätsel zu lösen und mehr oder weniger gut versteckte Items ausfindig zu machen, doch Forschernaturen werden nur bedingt auf ihre Kosten kommen.

Das bedeutet jedoch nicht, daß es sonst nichts zu tun gäbe. Ganz im Gegenteil: "Rogue Galaxy" wartet mit einer Vielzahl von Sidequests auf, wobei die eine oder andere sogar großes Suchtpotential in sich birgt. So trifft der Spieler beispielsweise auf einem Waldplaneten, der sehr der Heimstatt der aus dem Lucas-Sternenkrieg bekannten Ewoks ähnelt, einen Knaben, der seltene Insekten für ein Käferkampfturnier sammelt. Ehe man sich´s versieht, ist man plötzlich selbst auf der Jagd nach immer exotischeren Kriechtieren. Sobald ein Insekt gefangen ist, kann sich der Spieler daran machen, es zu trainieren, um dann bei Turnieren lukrative Preise zu kassieren. Eine gewisse Ähnlichkeit mit den süchtigmachenden "Pokemon"-Spielen ist hier nicht von der Hand zu weisen.

Wer mit kriechendem Getier nicht soviel anzufangen weiß, kann sich auch ausgiebig mit dem Waffenfrosch namens Toady beschäftigen. Die Amphibie zerkaut abgenützte Waffen in ihrem Maul zu frischen und unterbreitet ständig neue Rezeptvorschläge. Selbst das Erlangen neuer Fertigkeiten ist mit einer Art Sammelspiel verbunden: Ähnlich wie bereits in "Final Fantasy X" hat jeder Charakter ein eigenes Skill-Brett, das individuelle Statusverbesserungen und Spezialfertigkeiten bereithält. Allerdings werden auf diesem "Revelation"-Brett nicht einfach verdiente Erfahrungspunkte vergeben; vielmehr gilt es bestimmte Gegenstände auf vorgegebene Plätze zu legen, um damit neue Fähigkeiten freizuschalten. Mit den traditionellen Erfahrungspunkten werden lediglich die Hauptattribute wie Lebensenergie, Mana oder Stärke gesteigert.

Sogar etwas "Oblivion" ist in dieses Weltraumepos für die PS2 eingeflossen; das merkt man daran, daß die im Kampf verwendeten Waffen zunehmend an Effektivität gewinnen. Je öfter man beispielsweise eine Blitzwaffe einsetzt, umso häufiger wird der Gegner nicht nur verletzt, sondern auch gelähmt. Zu guter Letzt kann sich der Spieler auch noch dem Jagen mythischer Bestien widmen, auf die ein Kopfgeld ausgesetzt ist. Für jedes erlegte Tier wird man nicht nur mit Geld, sondern auch mit Punkten für die Rangliste der Kopfgeldjäger belohnt. Erreicht der Spieler bestimmte Plazierungen, so erntet er nicht nur Prestige, sondern auch seltene Items, die dann wiederum ihre Verwendung auf dem Skill-Brett finden. Insgesamt ist das Angebot an absolvierbaren Nebenaufgaben äußerst umfang- und abwechslungsreich, was sich in einer Gesamtspielzeit von mehr als 100 Stunden widerspiegelt.

Lediglich das Kampfsystem hätte etwas besser ausfallen können. "Rogue Galaxy" setzt nämlich auf mittlerweile etwas altmodische Zufallsbegegnungen, vor denen man selbst beim Smalltalk mit Stadtbewohnern nicht gefeit ist. Zwar laufen die Auseinandersetzungen ähnlich wie in "Final Fantasy XII" an Ort und Stelle in Echtzeit ab, hemmen aber immer wieder den Spielfluß. Das gilt auch für den Einsatz der Spezialfertigkeiten während eines Kampfes. Sie müssen eigens in einem Pausenmenü ausgewählt und können nicht einfach per Tastendruck ausgelöst werden. Diese Methode spart in den teilweise recht hektischen Kämpfen zwar Nerven, geht aber zu Lasten der Dynamik.

 

Praktisch hingegen sind die automatische "Mapping"-Funktion und die Möglichkeit, bereits aktivierte Speicherpunkte für Teleportationszwecke zu nützen, was dem Spieler die oftmals lästigen Fußmärsche erspart. Außerdem kann man an den zahlreichen Savepoints überflüssige Gegenstände deponieren, um im eigenen Inventar mehr Platz zu schaffen. Ausgezeichnet bewährt sich auch die vorbildliche Streaming-Technologie, die während des gesamten Abenteuers so gut wie keine Ladezeiten zuläßt. Lediglich beim Laden eines Spielstands muß sich der Spieler etwas gedulden - aber sogar hier gibt es keinen Leerlauf, da die letzten Ereignisse nochmals in Textform zusammengefaßt werden. Das kann gerade nach einer längeren Spielpause sehr hilfreich sein.

Graphisch präsentiert sich "Rogue Galaxy" im Cel-Shading-Look. Das ist nicht weiter überraschend, stammt das Spiel doch aus dem Hause Level 5, das schon bei "Dragon Quest VIII" und "Dark Chronicle" diesen Stil bevorzugte. Die Graphik-Engine dürfte man allerdings überarbeitet haben, da sie nun in der Lage ist, das Aussehen der Charaktere zu verändern - je nachdem, welche Waffen und Kleidungsstücke sie tragen. Glücklicherweise wurde die Sprachausgabe nicht deutsch synchronisiert, was dem Spiel mehr als gut tut, da die englischen Sprecher wirklich hervorragende Arbeit leisten und auch den etwas schrägen Humor von "Rogue Galaxy" gut rüberbringen. Damit rein deutschsprachige Spieler aber nicht auf das Spiel verzichten müssen, wurden die Untertitel sauber ins Deutsche übertragen.

Wer noch eine PS2 besitzt und ein Fan japanischer RPGs ist, sollte sich diesen Titel keinesfalls entgehen lassen.

Dragan Andjelkovic

Rogue Galaxy

ØØØØ 1/2

Leserbewertung: (bewerten)

(Level5/Sony)

 

erhältlich für: PS2

 

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