Games_Urlaubs-Spieleempfehlung: Overlord II

I´m bad, I´m bad ... you know it!

Der vor zwei Jahren erschienene Vorgänger-Mix aus Action, Strategie, Rollenspiel und Satire mauserte sich innerhalb kürzester Zeit zu einem Überraschungs-Hit. Nun will Codemasters mit Teil zwei dem Spieler "die dunkle Seite der Macht" neuerlich schmackhaft machen.    22.09.2009

Die Bastion des letzten Overlords ist nur noch eine baufällige Trutzburg, die ihm einst treu ergebenen Schergen sind auf der ganzen Welt verstreut. Doch als die Kunde von einem einzigartigen Kind die Runde macht, wird alles anders. Im verschlafenen Kaff Nordberg schlüpft der Spieler in die Haut des schikanösen Minderjährigen und erlebt aus erster Hand, was es bedeutet, der künftige Overlord zu sein. Nachdem man in einer wunderschön verschneiten Winterlandschaft unter Anleitung des obersten Schergen Gnarl erste böse Taten ausgeheckt und in die Tat umgesetzt hat, wird man von den Gremlin-Kopien für würdig erachtet, den Thron zu besteigen. Die Gehülfen nehmen den Aspiranten des Bösen unter ihre Fittiche und bilden ihn in der Unterwelt zum Overlord aus. Innerhalb weniger Jahre wird der Spieler zum unumschränkten Herrscher aller Schergen, die sich - wie fanatische Attentäter - auch liebend gern für ihren Meister opfern.

Das Ziel eines jeden Overlords ist natürlich die Weltherrschaft. Die kann auf zwei unterschiedliche Weisen erreicht werden: zum einen durch totale Zerstörung, zum anderen mittels totaler Kontrolle über die eingenommenen Siedlungen und Städte sowie deren Einwohner. Damit die Leutchen nicht auf revolutionäre Ideen kommen, steht dem Spieler ein Gedankenkontrolle-Zauberspruch zur Verfügung, der sie in willenlose Sklaven verwandelt, die den ganzen Tag völlig kostenlos Gold und Ausrüstung für ihren Herrscher schaffen. Bis auf die monetären Annehmlichkeiten macht es jedoch keinen Unterschied, ob man sich für den "zerstörerischen" oder den "tyrannischen" Pfad entscheidet - im Grunde ist es eine reine Geschmacksfrage.

 

Natürlich gibt es auch Kräfte, die dem Spieler sein Grundrecht auf die Weltherrschaft streitig machen wollen. Zum einen wäre da das Imperium zu nennen, das sowieso alles Magische als untragbar und daher vernichtenswert erachtet. Trotz ihrer inquisitorischen Grundhaltung erinnern die imperialen Truppen mehr an römische Legionen à la "Asterix" als an kuttenbewehrte katholische Spanier. Auf der anderen Seite stehen tuntige Hippie-Elfen mit einem Faible für dicke Frauen, die es sich in den Kopf gesetzt haben, alles Niedliche und Flauschige zu beschützen. Die haben es nämlich gar nicht gern, wenn man sich auf der Suche nach Lebensenergie ans Abschlachten Dutzender Robbenbabies macht. Von "Turnpatscherlmarschierern", um den ehemaligen, etwas kleinwüchsigen österreichischen Bundeskanzler zu zitieren, kann man ja auch nichts anderes erwarten.

Das Spielprinzip von "Overlord II" wurde großteils vom Vorgänger übernommen. Dem Spieler stehen wieder vier verschiedene Schergentypen zur Verfügung: Die Braunen sind starke Nahkämpfer und können Holzblockaden aus dem Weg räumen; die Roten sind wahre Feuerteufel, können als einziger Typus unbeschadet durchs Feuer gehen und eignen sich besonders für Fernattacken; während die Grünen wohl mehr als Assassinen durchgehen könnten, da sie am liebsten aus dem Hinterhalt zuschlagen (außerdem durchqueren sie giftige Pfützen und reinigen die auch gleich). Zu guter Letzt verfügt man als zukünftiger Weltenherrscher auch noch über eine blaue Schar, die für den Kampf zwar völlig ungeeignet ist, dafür aber die restlichen Truppen heilen kann. Neu ist jedoch, daß die Kollegen diesmal auch Reittiere wie Wölfe, Spinnen oder Salamander benutzen können. Einmal aufgesessen, verwandeln sie sich in einen zerstörerischen Wirbelsturm, der alles aus dem Weg räumt. Mit Reittieren ausgestattete Schergen können auch über Gräben springen oder an Wänden entlanglaufen, was Raum für neue Rätsel bietet. Eine weitere Neuerung sind die Mätressen, die man sich im Lauf des Spiels zulegen kann; es gibt halt immer wieder Frauen, die auf bad boys stehen - und an der Spitze der Nahrungskette kann es ja auch ziemlich einsam werden. Platz finden die Gespielinnen im überaus geräumigen Turm, der nicht nur den obligaten Thronsaal, sondern auch eine Schmiede und natürlich die Privatgemächer beheimatet.

Wenn jemand einem Overlord das Leben zur Hölle machen kann, dann die Mätresse. Pausenlos verlangen die lieben Weiber nach neuen Einrichtungsgegenständen, Schmuckstücken oder sonstigem Firlefanz. Da verwundert es nicht, daß man ständig auf Achse ist; schließlich muß das alles ja bezahlt werden. Außerdem nimmt es jeder Mann mit auch nur einem Funken Verstand lieber mit der ganzen Welt als mit der eigenen Frau auf ...

 

Alles in allem ist "Overlord II" ein witziges, liebenswert politisch unkorrektes Game, das mit wunderschönen Landschaften und schönen Graphikeffekten glänzt. Der einzige Grund, warum es keine Spitzenbewertung bekommt, ist der, daß es einen grandiosen Vorgänger gibt, bei dem man das alles schon einmal gesehen hat. Wer das vor etwa zwei Jahren erschienene Spiel nicht kennt, kann jetzt aber bedenkenlos zugreifen und sich einige Stunden lang von Elfenschwuchteln unterhalten lassen. Kenner des Vorgängers sollten jedoch nicht allzuviel erwarten: "Overlord II" fühlt sich eher wie ein "Overlord 1,5" an als wie eine echte Weiterentwicklung.

Dragan Andjelkovic

Overlord II

ØØØØ

Leserbewertung: (bewerten)

(Triumph/Codemasters)

 

erhältlich für: Xbox 360, PS3, PC

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