Games_Ninja Gaiden II

Der Weg des Ninja

Bruce Lee gilt noch immer als der größte "Kampfkünstler" des vergangenen Jahrhunderts. Er war es auch, der den Weg für Schauspieler wie Jackie Chan, Jet Li oder Steven Seagal ebnete. Doch die Videospielszene profitierte ebenso von seinem Weltruhm.    11.07.2008

Die Premiere von Bruce Lees "The Big Boss" im Jahre 1971 markiert den Anfang der weltweiten Martial-Arts-Welle, die in den späten Achtzigern auch auf die Videospielindustrie überschwappte. Der erste animierte Kampfkunst-Superstar hieß Ryu Hayabusa und war der Protagonist von Tecmos "Ninja Gaiden". Dieser Titel erschien unter anderem auf dem NES und hinterließ einen nachhaltigen Eindruck im Gaming-Busineß.

Doch der Ruhm des vermummten Ninjas hielt nicht lange. In den Folgejahren avancierte nämlich Segas Konkurrenzprodukt "Shinobi" zum Videospiel-Star, während Ryu in der Versenkung verschwand und sich mit Gelegenheitsauftritten in der "Dead or Alive"-Reihe über Wasser hielt. Erst 2004 - also knapp 15 Jahre, nachdem "Ninja Gaiden" vom Thron gestoßen worden war - meldete sich der schwarze Ninja mit einem fulminanten Comeback zurück. Die auf der Xbox veröffentlichten "Ninja Gaiden" (2004) und "Ninja Gaiden: Black" (2005) verhalfen nicht nur Tecmo zu einer kräftigen Finanzspritze, sondern hauchten der dahinsiechenden Ninja-Kampfspielindustrie neues Leben ein.

 

Ältere Spieler werden sich wohl mit wohligem Grusel an die guten, alten Zeiten von "Ninja Gaiden" und "Shinobi" erinnern. Der wahre Grund, warum die beiden Titel Weltruhm erlangten, lag nämlich nicht unbedingt in ihrem innovativen Spielprinzip. Vielmehr wurden sie wegen ihres (bis dato) einzigartigen Schwierigkeitsgrads bekannt. Es erforderte schon eine Art von Trancezustand und eine gewisse Sturheit, um die Games überhaupt länger als ein paar Level zu spielen - geschweige denn, jemals den Abspann zu Gesicht zu bekommen.

Diesem Prinzip bleibt Tecmo auch bei "Ninja Gaiden 2" treu. Zwar verfügt der Titel auch über einen "normalen" Schwierigkeitsgrad, und auf der Verpackung wird damit geworben, daß dank des neuen Selbstheilungssystems das Spiel auch Gelegenheitsspielern Spaß machen soll - doch leider entspricht diese Darstellung keineswegs dem harten Ninja-Alltag. Gelegenheitsspieler kommen einzig in den ersten beiden Levels auf ihre Kosten, die jedoch von ihrer Natur her mehr einem Tutorial gleichen als dem richtigen Spiel.

Wie schon im Vorgänger wird der Protagonist aus der Third-Person-Perspektive durch die schön anzusehenden Levels gesteuert. Die grundlegende Steuerung ist schnell erlernt: Mit den Buttons vollführt man schnelle und starke Angriffe; geblockt wird per Schultertaste. Durch die Kombination dieser grundlegenden Tastenbefehle lassen sich unzählige Angriffsvarianten ableiten, die von simplen Ausweichbewegungen über Sprungattacken bis hin zu langen Kombo-Ketten oder Blockbrechern reichen.

Die Herausforderung bei diesem System liegt darin, die richtigen Manöver in der passenden Situation einzusetzen. Wer sich auf reines Button-Smashing verlegt, wird spätestens im dritten Level eine böse Überraschung erleben. Ohne die richtige Taktik und eine blinde Beherrschung der Steuerung mit all ihren Kombos wird man öfter mit dem "Game Over"-Screen konfrontiert, als einem lieb ist. Dies gilt besonders für Kämpfe gegen die enorm hartnäckigen Endgegner.

Um in den Duellen zu bestehen, muß Ryu Hayabusa wirklich alles einsetzen, was er hat. Das gilt nicht nur für sämtliche Moves, sondern auch für die verschiedenen Items wie Zaubertränke, Wiederbelebungsmedaillen und Energieauffrischer. Vor allem ist die Wahl der richtigen Waffe von großer Bedeutung, da Ryu im Lauf des Spiels zahlreiche Zusatzwaffen wie den Mondstab oder die Kettenpeitsche findet. Jede Waffe fühlt sich anders an und variiert sowohl in der Reichweite als auch bei den Angriffsmanövern. Eine wirklich ernsthafte Chance, das Spiel zu knacken, haben nur diejenigen, die das - wirklich gute - Kampfsystem verinnerlichen. Sogar diese Spieler werden aber einige Frustmomente zu verkraften haben. Gelegenheitsspieler sollten viel Ehrgeiz und/oder Geduld mitbringen, wenn sie im Zorn ihr Gamepad nicht gegen die Wand schmettern wollen.

 

Graphisch ist "Ninja Gaiden 2" ein wahrer Augenschmaus. Dank ausgezeichneter Texturen und äußerst ansehnlicher Spezialeffekte wie animiertem Wasser, flackerndem Feuer, Regen und einer stimmigen Beleuchtung kann man sich an diesem Titel kaum sattsehen. Vor allem Gewalt-Junkies werden ihre helle Freude mit diesem Spiel haben, da hellrotes Blut und diverse Körperteile jeden Schritt des maskierten Rächers zieren. Das ist auch der Grund, warum weiter unten kein Amazon-Link steht: "Ninja Gaiden 2" erscheint nicht offiziell in Deutschland.

Wer sich vor Frustmomenten nicht fürchtet und sehen will, ob er im Duell Mensch gegen Maschine die Oberhand behält, sollte bei diesem Titel auf jeden Fall zugreifen.

Dragan Andjelkovic

Ninja Gaiden II

ØØØØ

Leserbewertung: (bewerten)

(Tecmo/Team Ninja/ Microsoft)

 

erhältlich für: Xbox360

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