Games_Need for Speed: Carbon

Racing down the Hill

Mit der neuen Fortsetzung der Rennspiel-Legende wandelt EA auf alten, aber aufgefrischten Pfaden: exzellente Automodelle, wilde Verfolgungsjagden und eine dünne Storyline.    02.02.2007

Um es kurz zu machen: "Need for Speed: Carbon" bietet auf den ersten Blick nicht viel. Der Story-Modus ist ein Witz (und zwar kein besonders guter), der Online-Modus lagt (wenn er denn überhaupt einmal geht), die Auswahl der Renntypen ist etwas bizarr - und so richtig neue Elemente, die das Spiel entscheidend verändern würden, gibt es auch nicht. Seltsamerweise ist "NFSC" sein Geld aber trotzdem wert; vor allem, wenn man noch keinen der Vorgänger im Regal stehen hat.

In einer Stadt mit bedeutungslosem Namen herrscht Anarchie auf den Straßen. Etliche Racing-Gangs teilen sich die Gegend brüderlich auf und veranstalten jede Nacht wilde Straßenrennen. Doch jetzt ist der Spaß vorbei. Ein bekanntes Gesicht kehrt in die Stadt zurück und ist mehr als bereit, es mit den Rowdies aufzunehmen. In einem atemberaubenden Intro - EA sollten es zur Firmenpolitik machen, daß Zwischensequenzen in ihren Titeln von nun an nur noch mit der in "Carbon" verwendeten Technik gemacht werden dürfen - wird dem Spieler kurz die durchaus spannende, aber im Grunde genommen recht uninteressante Hintergrundgeschichte erzählt. Danach darf der Spieler noch schnell eine Präferenz für seine Fahrzeuge abgeben - und los geht´s.

 

In "NFSC" werden die Autos in "Tuner", "Muscles" und "Exotics" unterteilt. Bei den Tunern finden sich hauptsächlich japanische Hersteller, die zwar ab Werk etwas schwächer auf der Brust sind, aber dafür bis zum Exzeß aufgerüstet werden können. Im Muscle-Bereich erwarten den Spieler US-Fabrikate wie der Camaro oder der neue Mustang. Die Exotics repräsentieren hauptsächlich europäische Marken, von Luxusschlitten wie Mercedes bis zum britischen Traum aller testosterongestörten PS-Fanatiker, der ultimativen Perle europäischen Automobil-Designs - dem Aston Martin.

Kaum hat man sich sein Startauto ausgesucht, steckt man schon mitten in der Action. Die Territorien der rivalisierenden Gangs müssen in harten Rennen erobert werden. Zur Verfügung stehen dabei auch Mitstreiter der eigenen Gang, die im Lauf des Spiels angeheuert werden können. Diese Herren sind entweder Blocker, die den Gegner aufhalten; Drafter, deren Windschatten einen nach vorne zieht; oder Scouts, die dem Spieler diverse Abkürzungen auf der Strecke zeigen.

Jeder Sieg hat zwei Auswirkungen: Zum einen spielt man mit einem erfolgreichen Rennen verschiedenste Tuning-Möglichkeiten frei, zum anderen bringt man immer mehr Gebiete im gegnerischen Territorium unter die eigene Kontrolle, bis man schließlich zum Boß der gegnerischen Gang vordringt, wo der Spaß dann erst so richtig anfängt.

 

Der Anführer der gegnerischen Gang muß in zwei Canyon-Rennen geschlagen werden, die - wie der Name schon vermuten läßt - auf einer kurvigen Bergstraße stattfinden. Im ersten Rennen gilt es dem Gegner so lange wie möglich auf den Fersen zu bleiben oder ihn am besten irgendwie zu überholen. Danach wird der Spieß umgedreht, und man ist selbst der Gejagte. Am Ende der beiden Rennen werden die Punkte aus den Einzelrennen addiert, und ein Sieger wird ermittelt.

Was jetzt nach nicht besonders viel klingt, ist mit Abstand das seit langer Zeit lustigste Feature der Rennspielgeschichte. Schade nur, daß man es nur so selten genießen darf - diese Rennen fährt man nämlich nur gegen Anführer, und von denen gibt es, wie bereits erwähnt, nicht viele. Damit wären wir auch schon beim größten Manko von "Need for Speed: Carbon": Der Story-Modus ist dermaßen kurz, daß er selbst für ein Add-on ziemlich schwach wäre. Nach fünf bis sechs Stunden ist man locker durch, auch wenn man sich dabei ziemlich Zeit gelassen hat. Noch viel schlimmer ist die Tatsache, daß man den Story-Modus ohne gröbere Probleme mit den ersten beiden Autos, die man erlangt, durchspielen kann. Da geht viel von der Motivation verloren, sich auf die Jagd nach neuen Fahrzeugen zu machen.

Trotz all der Schwächen und der Kürze ist "NFSC" ein guter Racer - ganz besonders dann, wenn man zu den Menschen gehört, die (wie der Autor dieser Zeilen) leichte Probleme mit der Steuerung in hyperrealistischen Fahrsimulationen haben. In "Carbon" geht es da wesentlich gemütlicher zu, und man ertappt sich immer wieder dabei, wie die eigenen Blicke in Richtung der Verpackung wandern, wenn man wieder einmal mit ratlosem Blick vor der Sammlung steht und sich die Frage stellt: "Was könnt ich mir jetzt für ein Stündchen reinziehen?"

Benjamin Mann

Kommentare_

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