Games_Kung Fu Panda

Panda Do

Daß Pandas süß sind, weiß jeder. Daß sie aber auch gnadenlos sein können, ahnen nur die wenigsten. Das Spiel zum Kinoerfolg offenbart diese schonungslose Seite der Kuschelbären und läßt Versoftungen von Filmen wie "Terminator" und "Superman" winselnd und gebrochen im Staub seines Siegeszugs zurück.    10.10.2008

Die Geschichte der filmbasierten Videospiele ist eine lange Kette grausamer Verbrechen gegen die Menschlichkeit, die damit begann, daß Atari im Jahre 1981 die geniale Idee hatte, aus dem Blockbuster "E. T." ein Videospiel zu machen. Heraus kam eines der widerlichsten Games aller Zeiten, von dem nun fünf Millionen unverkaufter Exemplare angeblich in einer Deponie in New Mexico begraben liegen und in ein paar Jahrtausenden wahrscheinlich Schlaganfälle bei unvorbereiteten Archäologen auslösen werden.

Doch obwohl "E. T." auf ewige Zeiten unerreicht bleiben wird, befindet es sich dennoch in ausgezeichneter Gesellschaft. "Superman", "Total Recall" oder "Terminator" wurden schon vor langer Zeit dazu mißbraucht, unschuldige Spieler zu quälen; die Liste ließe sich durch Machwerke der jüngeren Vergangenheit wie "Jumper", "Reservoir Dogs", "Monsters Inc." oder die sensationell schlechten Wii-Versionen von "Spiderman 3" und "König der Wellen" nahezu beliebig lang fortsetzen. Erfreulicherweise hat "Kung Fu Panda" rein gar nichts mit all den erwähnten Flops zu tun, sondern ist ein ganz hervorragendes Spiel.

 

Der Spieler übernimmt darin die Rolle von Po, dem etwas lernfaulen und gemütlichen Panda, der davon träumt, zum legendären Drachenkrieger ernannt zu werden. In 13 Levels verfolgt man die Geschichte des pummeligen Plüschhelden, und mit jedem weiteren Level gerät man mehr und mehr ins Schwärmen, obwohl das Spielprinzip recht simpel ist. Im Grunde handelt es sich bei "Kung Fu Panda" um ein reines Beat ´em-up. Trotzdem entwickelt das Spiel auf Grund des genialen Leveldesigns und der witzigen Gegner schon sehr bald einen beachtlichen Suchtfaktor. Das liegt hauptsächlich an der immens witzigen Story und den ausgefallenen Charakteren, aber auch an der exzellenten technischen Qualität, vor allem im Bereich der Animationen und Lichteffekte. Da haben die Entwickler bei Luxoflux wirklich ganze Arbeit geleistet und - ähnlich wie die Macher von "Naruto - Rise of a Ninja" - eine Glanzleistung vollbracht, von der sich einige Big-Budget-Produktionen eine Scheibe abschneiden könnten. Wer seine Xbox 360 auf Englisch umstellt, gelangt außerdem noch in den Genuß des besten Voice-Actings seit langer Zeit. Die deutsche Sprachausgabe, zwar immer noch sehr ordentlich, kann mit dem englischen Original nicht mithalten.

Nach etwa drei bis vier Stunden Spielzeit ist man von "Kung Fu Panda" derart gefesselt, daß man bereits gewillt ist, es in die Top 10 des Jahres 2008 aufzunehmen - als urplötzlich etwas vollkommen Unvorhergesehenes passiert, das jede Hit-Wertung unmöglich macht: Just nach dieser Zeit ist das Spiel zu Ende, der Endgegner überwunden, und die Credits laufen über den Bildschirm.

Da bleibt man dann doch ein wenig fassunglos vor der Konsole zurück. Schon klar: Der Schwierigkeitsgrad ist nicht unbedingt auf den erwachsenen Konsolen-Junkie ausgelegt, sondern auf einen deutlich jüngeren Spielertypus. Doch gerade die Kids, für die dieses Spiel gemacht wurde, haben im allgemeinen noch weniger Probleme mit schnellen Button-Smash-Orgien als erwachsene Spieler und sind daher bei solchen Spielen ohnehin weniger gefordert.

Nach Beendigung des Einzelspielermodus kann man sich zwar noch im Multiplayer-Teil für bis zu vier Spieler versuchen (warum hier XBox Live nicht unterstützt wird, bleibt unklar), doch die Nettospielzeit bleibt trotzdem eine Frechheit, zumindest für ein Spiel der Vollpreiskategorie. Es gibt einige Xbox-Live-Arcade-Titel, die ein Drittel von "Kung Fu Panda" kosten, aber wesentlich länger dauern. Schade - die kurze Spielzeit ist der einzige Makel an einem sonst außergewöhnlich guten Game, das man uneingeschränkt empfehlen kann.

Benjamin Mann