Games_König der Wellen
Surfen im Frack
Am Südpol geht die Post ab: Zehn Comic-Helden sind angetreten, um den besten Wellenreiter zu krönen. Den Multiplattformtitel von Ubisoft gibt es auch für Nintendos "Hüpf und Spring"-Konsole. Hmm - Surfen und Wii? Wiimote und Nunchuk? Könnte durchaus was werden. Wird es aber leider nicht.
02.11.2007
"König der Wellen" ist grundsätzlich zwar kein besonders geniales, aber auch bei weitem kein schlechtes Spiel. Daß die Wii-Version der launigen Zeichentrickumsetzung so beachtlich öde ist, liegt an der innovativen Idee, die man von Entwicklerseite in Bezug auf die Wiimote und den Nunchuk hatte. Die coole Wii-Steuerung wird nämlich einzig und allein dazu verwendet, um dem Surfer einen Temposchub zu verpassen. Die dazu notwendige Bewegung? Wiimote rauf- und runterschütteln. Respekt an alle Beteiligten, die diesen glorreichen Einfall hatten.
Nachdem also jener Teil eines Spiels, mit dem man eine Wii-Umsetzung deutlich von anderen Konsolen abheben hätte können, von den Entwicklern nahezu vollkommen ignoriert wurde - was bleibt dann noch? Im Fall von "König der Wellen" leider nicht allzuviel. Es gibt eine Reihe von Kursen und Rennen, die es zu absolvieren gilt, um neue Charaktere, Boards oder andere Gimmicks freizuschalten. Auf der Wii präsentiert sich die ganze Angelegenheit optisch durchaus akzeptabel, wenngleich die Wellenanimationen teilweise etwas hölzern anzuschauen sind. Zum Ausgleich für die solide Graphik gibt es dafür unterirdischen Sound, der in etwa die Klangtiefe und Qualität eines frühen Gameboy-Spiels hat. Besonders die (Gott sei Dank) spärliche Sprachausgabe schmerzt in den Ohren.
Den Einzelspielermodus hat man in drei, spätestens vier Stunden durch; danach sinkt die Lust, sich alleine mit dem Spiel weiterzubeschäftigen, innerhalb weniger Minuten auf null. Für deutlich mehr Vergnügen sorgt hier schon der Mehrspielermodus, in dem man sich zu zweit mittels Splitscreen vor der Wii miteinander messen kann. Das liegt allerdings vor allem daran, daß man im Multiplayer mitunter recht fies zueinander sein kann und dem Konkurrenten durch gezielte Schubser und andere Manöver zu einem unsanften Abgang vom Brett verhelfen darf.
Es ist wirklich schade, daß die Wii-Steuerung hier vollkommen verpfuscht beziehungsweise völlig ignoriert wurde. Mit etwas mehr Liebe zum Detail wäre ein grundsolides, familiengerechtes Spiel möglich gewesen, das eine willkommene Abwechslung im derzeit etwas tristen Partygame-Alltag versprochen hätte. Doch mit dem Gebotenen reiht sich "König der Wellen" nur in die schier endlose Liste unterdurchschnittlicher Filmadaptionen ein, die man nur den eingefleischtesten Fans ans Herz legen kann.
Benjamin Mann
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