Kingdom under Fire: Circle of Doom
ØØ 1/2
(Microsoft)
erhältlich für: Xbox 360
Was dabei herauskommt, wenn man ein altbewährtes Rezept über Bord wirft und nur auf den schnellen Euro schaut, zeigen die Entwickler dieses Spiels in deprimierender Weise auf. 14.02.2008
Im Jahr des Herrn 2001 hob ein kleines koreanisches Entwicklerstudio namens Blueside eine neue Spieleserie aus der Taufe, die es "Kingdom under Fire" nannte. Zunächst blieb der Strategie-Erstling nur der PC-Gemeinde vorbehalten und hatte mäßigen Erfolg. Richtig bekannt wurde der Titel erst 2004, als Blueside eine Kooperation mit Microsoft einging.
Die Entscheidung, fortan für die Xbox zu entwickeln, sollte sich bald als richtig erweisen: Blueside landete mit der Konsolenversion von "KuF" den Überraschungs-Hit des Jahres. Ein Jahr später folgte ein - mindestens genauso erfolgreiches - Sequel. Der Grund für den großen Erfolg war wohl die Tatsache, daß Blueside das dumpfe Hack´n´Slay-Gameplay der "Dynasty Warriors" Reihe übernommen und es mit einem cleveren Echtzeitstrategie-System kombiniert hatte.
Nun ist es nicht weiter verwunderlich, daß die Entwickler auch für Microsofts Next-Gen-Konsole eine Geldmaschine erfinden wollten. Schnöder Mammon dürfte bei der Entwicklung des dritten Teils, "Kingdom under Fire: Circle of Doom", der eigentliche Antrieb gewesen sein - anders läßt sich der abrupte Qualitätsverlust nicht erklären. Die bewährte Verkaufsformel wird auf der Xbox 360 jedenfalls nicht fortgeführt. Statt wenigstens das "Dynasty Warriors"-Konzept zu verfeinern und einmal mehr opulente Schlachtengemälde zu inszenieren, versucht man sich jetzt eher in Richtung "Diablo" oder "Baldurs Gate: Dark Alliance", was leider kein gutes Ende nimmt. Selbst die zugrundeliegende Story ist (wenn man sie trotz der obskur verschlungenen Erzählweise zufällig mitbekommt) bestenfalls mittelmäßig.
Das Reich Bersia wurde je nach Zeitalter abwechselnd von einem Licht- und einem Schattengott beherrscht. Irgendwann störte sich der Lichtgott jedoch daran, daß sein Gegenspieler die mühsam aufgebaute Welt immer wieder in einen düsteren Ort verwandelte, und weigerte sich kurzerhand, den Thron zu räumen. Als Folge dieses Vertragsbruchs wird das Land in Kriegswirren gestürzt: Die Anhänger der dunklen und der hellen Seite bekämpfen einander, und unzählige Monster bevölkern die Region. Was in diesem Szenario die genaue Aufgabe des Spielers sein soll, geht aus den wirr erzählten Story-Sequenzen nicht ganz hervor. Offenbar hoffen die Entwickler, daß sich jeder Käufer seine eigene Geschichte ausdenken wird ...
Nach dem Start des Games darf der Spieler aus fünf spielbaren Charakteren wählen; ein weiterer Recke läßt sich später freischalten. In bester Fantasy-Manier stehen eine Elfenprinzessin, ein dämonischer Krieger, ein Halbvampir, ein edler Ritter, ein buckliger Alter und ein einstiger König zur Verfügung, wobei jeder einzelne Held bei den Charakterwerten eigene Vor- und Nachteile hat. Nach einem angenehm kurzen Tutorial, in dem die simple Steuerung erläutert wird, zieht man auch schon los - ohne zu wissen, warum.
Anders als in den bisherigen "KuF"-Episoden wandert man in "Kreis der Verdammnis" auf schmalen, vorgegebenen Pfaden durch die verschiedenen Bereiche. Ab und zu verzweigt sich der Weg zwar, aber mehr als einen kurzen Umweg oder eine schnell erreichte Sackgasse darf man sich nicht erwarten. Große Schlachten sind Fehlanzeige, vielmehr prügelt der Spieler in bester Buttonsmasher-Manier ständig auf die zahlreichen Feinde am Wegesrand ein und läßt seinen Frust über die mißlungene Story an unschuldigen Gegnern aus.
Die zwei benutzten Buttons lassen sich frei mit eingesammelten Waffen belegen, weitere Controller-Tasten sind als Hotbuttons für Spezialbewegungen, Zaubersprüche und Items reserviert. Dank der recht spartanisch ausgerichteten Konfiguration ist das Kämpfen - ob mit Morgenstern, Axt, Kanone oder Bogen - nicht gerade variantenreich und wird nach einiger Zeit recht monoton. Das gilt auch für die Duelle mit den wirklich großen Endgegnern, bei denen traurigerweise mehr Ausdauer als Taktik gefragt ist.
Doch nicht alles an "KuF: CoD" ist schlecht. Wie so oft bei dieser Art von Spielen packt den Spieler nach und nach die Sucht und er ergibt sich dem Jagd- und Sammelfieber. Wenn man über die magere Story und das relativ langweilige Gameplay hinwegsieht, macht es nach einiger Zeit sogar Spaß, seinen Helden aufzuleveln und ihn mit immer neuen Waffen, Rüstungen, magischen Ringen oder Zaubersprüchen auszustatten, wobei jedes Item natürlich Einfluß auf die Spielfigur und deren Statuswerte hat. Einige Gegenstände heilen den Helden, andere wiederum verwandeln die Gegner in Eis oder verwirren sie völlig. Gerade diese vielen Gegenstände verleihen dem Spiel die nötige Würze und Spieltiefe. Zusätzlich kann sich der Spieler an speziellen Checkpoints als wagemutiger Alchemist versuchen und die einzelnen Gegenstände miteinander kombinieren - immer mit der Hoffnung, ein besonders mächtiges Item zu kreieren.
Positiv fällt auch noch der unkomplizierte Coop-Modus für bis zu vier Online-Spieler auf. Man kann jederzeit einem Spiel beitreten oder Freunde zur lustigen Monsterhatz einladen. Viele Team-Aktionen gibt es zwar nicht, aber sich per Chat mit Bekannten über die dümmlichen Gegner lustig zu machen, kann auch Freude bereiten. Technisch ist "Kingdom under Fire: Circle of Doom" ein Titel, der gemischte Gefühle weckt. Da sind einerseits das zauberhafte Design der Außenszenarios, die guten Texturen und die detailreichen Monster; auch die atmosphärischen Lichteffekte tragen zum Augenschmaus bei. Andererseits wird man mit den mittelmäßigen Animationen, dem merklichen Tearing, den langen Ladezeiten und den häufigen Rucklern nicht wirklich froh. Insgesamt ist die graphische Präsentation des Spiels zwar kein Überflieger, aber immerhin solide - was man vom deutschen Voice-Acting nicht behaupten kann. Glücklicherweise kann man über das Optionsmenü eine andere Sprache einstellen.
Wer sich eine Fortsetzung des einstigen Strategie-Hits erhofft hat, sollte also lieber die Finger von diesem unwürdigen Nachfolger lassen. Hat man jedoch nichts gegen eine kurzweilige Monsterprügelei einzuwenden, so kann man (vor allem als leidenschaftlicher Online-Player) getrost zugreifen.
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