Games_Halo Wars

Hallo - das war´s?

Nach 14 Jahren mußten die Spieleentwickler Ensemble Studios auf Anweisung von Microsoft ihre Pforten für immer schließen - obwohl sie unter anderem die "Age of Empires"-Reihe zu verantworten haben. Glücklicherweise ist der letzte ihrer Titel ein wahres Gustostückerl für Konsolenbesitzer.    20.03.2009

Offenbar hat die mit der Gewalt eines Tsunami herbeigeredete Wirtschaftskrise selbst den Software-Riesen Microsoft getroffen: Auch die Milliardärsfirma aus Redmond bedient sich nun der eleganten Möglichkeit der Profitsteigerung durch Outsourcing. So wurde zum Beispiel die firmeneigene Entwicklungsabteilung Ensemble Studios geschlossen - deren Team rund um Gründer Tony Goodman sogleich Robot Entertainment aufmachte, nur um jetzt wieder für Microsoft zu arbeiten.

Das derzeit 45 Mitarbeiter umfassende Neo-Studio wird künftig zusätzlichen Content für "Halo Wars" entwickeln und veröffentlichen. Darüber hinaus soll es den Multiplayer- und Community-Support für "Halo Wars" sowie "Age of Empires" übernehmen. Wenn man sich die heutigen Lohnkosten ansieht, wird ja wohl jedermann verstehen, daß Microsoft gar keine andere Möglichkeit hatte, als die teuren Studios auszugliedern und somit auch das Risiko eines Flops auf Dritte abzuwälzen, nicht wahr? Irgendwie muß Bill Gates schließlich zu seinem Titel als "reichster Mann der Welt" gekommen sein...

 

Aber zurück zum Ensemble von Ensemble: Mit ihrem ersten und zugleich letzten Konsolenspiel zeigen die begnadeten Entwickler, wie "Halo" aussehen hätte können, wenn Bungie Entertainment den Spieler nicht in den grünen Panzer des Master Chief gesteckt hätten - ursprünglich war es nämlich als Strategiespiel geplant.

In "Halo Wars" schlüpft der Spieler in die Haut von Commander Forge und macht gleichzeitig eine Zeitreise, die ihn zu den Anfängen des Krieges führt. Der Spieler erlebt das erste Zusammentreffen der Menschen mit den streng religiösen Covenant und macht natürlich auch Bekanntschaft mit der Flood. Die Handlung bietet mit vielen bekannten Gesichtern zwar ungemein viel für Fans der Serie; man erfährt jedoch kaum Neues aus dem Halo-Universum. Dafür wird die relativ seichte Story in ungemein imposanten Zwischensequenzen erzählt, die wirklich beeindrucken. Leider bekommt der Spieler die Story nur aus der Sicht der UNSC präsentiert, da eine Kampagne auf Seiten der Covenant nicht integriert wurde (und man den "Feind" nur im Multiplayer-Modus spielen kann). Vielleicht schafft hier der angekündigte Download-Content Abhilfe - verwundern würde es nicht.

Abgesehen von der ausgezeichneten Graphik und der orchestralen Musikuntermalung besticht "Halo Wars" durch sein für die Konsole optimiertes Gameplay. Ein Knopf zum Selektieren der Einheit, ein weiterer Knopf zur Befehlserteilung - und die Schultertasten wählen entweder alle Einheiten auf der Karte oder alle Truppen auf dem Bildschirm aus. Das war´s dann auch schon, viel komplizierter wird es nicht. Auch der Basenbau erweist sich als äußerst simpel. Gebäude können nur an vordefinierten Stellen errichtet werden, und man muß pro Hauptquartier mit einer begrenzten Anzahl an Gebäudeflächen auskommen. Dadurch spart man sich zwar das umständige Plazieren der Gebäude, muß aber weitaus besser planen und sich früh für eine bestimmte Vorgehensweise entscheiden. Baut man einen zusätzlichen Reaktor, um besser ausgebildete Einheiten zu produzieren, oder nützt man seinen Slot doch lieber für eine weitere Kaserne? PC-Strategen werden bei so wenigen Steuerungsmöglichkeiten vielleicht die Nase rümpfen; allerdings darf man nicht vergessen, daß ein Pad naturgemäß weniger Möglichkeiten bietet als eine voll ausgestattete Tastatur.

 

Der normalerweise etwas träge Spielfluß von Echtzeitstrategie-Spielen wird in "Halo Wars" durch die Möglichkeit, per Knopfdruck Spezialattacken auszulösen, mehr als nur aufgepeppt; das Spiel ähnelt dadurch mehr einem Shooter als einem RTS. Die Action geht allerdings zu Lasten des Strategie-Elements: Es ist einfach viel zu umständlich, verschiedene Squads zu bilden und somit etwa Flankenangriffe zu starten. Vielmehr regiert hier die "Augen zu und durch"-Taktik, die Neulingen sicher zugute kommt, aber Veteranen wohl verärgern wird. Nichtsdestotrotz ist mit dem vorliegenden Titel der Sprung vom Action- zum Strategiespiel gelungen; wenn sich der Spieler auf das Action-lastige Gameplay einlassen will, wird er mit Sicherheit nicht enttäuscht werden.

Wer nach insgesamt 15 Kampagnen noch immer nicht genug hat, kann sich in den Online-Modus stürzen. Wie schon bei "Halo" läßt sich auch bei "Halo Wars" die gesamte Kampagne im Koop-Modus durchspielen. Hier kann zwar jeder Spieler seine eigenen Einheiten produzieren und auch steuern - allerdings müssen vorhandene Ressourcen geteilt werden, was früher oder später zu Streitereien führen kann. Wer nicht scharf darauf ist, seine Freunde wegen derartiger Kleinigkeiten zu verlieren, kann mit bis zu fünf anderen Spielern gegen die gut agierende KI antreten. Man sollte sich aber nicht auf unzählige Spielvarianten à la "Halo 3" freuen, denn die gibt es bei "HW" schlicht und einfach nicht.

"Halo Wars" beeindruckt durch ein auf Konsolen maßgeschneidertes Gameplay, das das Genre zwar nicht neu erfindet und auch sonst nicht sehr viel Platz für taktisches Vorgehen läßt, dafür aber umso mehr Spaß macht und leicht zu erlernen ist. Wer ein Action-betontes, leicht zu erlernendes Strategiespiel sucht, kann getrost zugreifen. PC-Strategen, die einmal in die Welt der Konsolen hineinschnuppern wollen, sollten sich auf jeden Fall zuerst die auf dem "Xbox Live"-Marktplatz erhältliche Demo herunterladen und sie antesten.

Dragan Andjelkovic

Halo Wars

ØØØØ

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(Ensemble Studios/Microsoft)

 

erhältlich für: Xbox 360

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