Games_FIFA Street 2

Kicker und Intelligenz

Wahrer Fußball wird drei gegen drei, auf einem verdreckten Hinterhof gespielt. Man muß dazu auch nicht schlau, gut oder schön sein - Hauptsache, man ist cool genug.    06.04.2006

Wer sich dramatische Fußballpartien à la Deutschland-England, Barcelona-Mailand oder Ried gegen Admira erhofft, ist mit "FIFA Street 2" schlecht beraten. In diesem Game gibt es weder Stadien noch tobende Menschenmassen, weder taktisch gefinkelte Spielzüge noch ballkünstlerischen Anspruch - na ja, eigentlich doch wie bei Ried gegen Admira.

"FS2" entführt den Spieler an Orte, wo noch ehrlicher Fußball gespielt wird: auf verdreckten Hinterhöfen, in Spielplatzkäfigen oder in entlegenen Seitenstraßen. Gespielt wird drei gegen drei, plus Torwart. Zur Verfügung stehen mehr als 300 internationale Top- bzw. Möchtegern-Topstars. Neben Freundschaftsspielen und "Skill Challenges", in denen man so viele Tricks wie möglich in einer vorgegebenen Zeit schaffen muß, ist der Karrieremodus das eigentliche Herzstück des Spiels. Hier kann zunächst einmal ein eigener Spieler erstellt werden, der anfangs ungefähr so fähig ist wie ein durchschnittlicher heimischer Kicker aus der Wiener Liga. Nach erfolgreicher Geburt des virtuellen Ballkünstlers erwirbt man in ersten Spielen ein paar Punkte, die man dann dazu benützt, das Können des zukünftigen Topstars zu verfeinern.

Hat der Kicker erst einmal genug Erfahrung gesammelt, ist es an der Zeit, eine eigene Mannschaft zusammenzustellen, um mit ihr Turniere rund um den Globus besuchen zu können - stets auf der Jagd nach Ruhm und Ehre. Im Turniermodus zeigt sich auch gleich der ganze Umfang des Spiels: In bester EA-Manier gibt es hier Tausende Dinge freizuschalten, von neuen Turnieren, Tricks und Spielern bis hin zu Kleinigkeiten wie Bällen, Kleidungsstücken und Plätzen.

Im Spiel selbst geht es recht hart zur Sache. Das Hauptaugenmerk liegt weniger auf vielen geschossenen Toren, sondern eher auf den unzähligen Tricks, die man während des Spiels ausführen kann (und in vielen Spielarten auch muß). Vom klassischen "Gurkerl" bis zu Gascoignes patentiertem Übersteigerdreher ist alles dabei, was das Herz des Trickfußballers höher schlagen läßt.

Das Ganze macht immensen Spaß - zumindest, solange man zu zweit oder am besten zu viert vor der Konsole sitzt. Dann gleichen sich die vielen Bugs in der KI nämlich einigermaßen aus, und man hat mit "FIFA Street 2" ein geniales Partyspiel, das für viel Heiterkeit sorgt.

Im Einzelspielermodus hingegen sieht es finster aus. Selbst absolute Topstars wie Ronaldinho oder Zidane sind so grenzenlos dämlich, daß einem spätestens nach zwei Stunden die Lust vergeht. So verkommt besagter Modus recht bald zu einer langweiligen Angelegenheit, die nur durch die Aussetzer der KI und das Jagdfieber, das beim Erspielen neuer Goodies aufkommt, zeitweise unterbrochen wird. Die meiste Zeit jedoch sitzt man vor dem Fernseher und fragt sich, was sich die Programmierer wohl gedacht haben mögen. So gibt es zum Beispiel einen Spielmodus, bei dem eine bestimmte Anzahl an Gamebreaker-Toren erzielt werden muß, um zu gewinnen. Diese Tore können erst dann geschossen werden, wenn man eine festgelegte Menge Tricks absolviert hat. Legt man im Einzelspielermodus nun einfach den Controller aus der Hand und läßt den Computergegner machen, was er will, dauert es im höchsten Schwierigkeitsgrad nahezu 20 (!!!) Minuten, bis er es schafft, drei Tore zu schießen. Die Eigenheiten der KI als bizarr zu bezeichnen, wäre noch eine Untertreibung ...

Dennoch ist der Einzelspielermodus nicht ganz sinnlos, da man hier die Goodies freispielen kann, die den Multiplayer-Teil sehr unterhaltsam machen. Außerdem sind die Editoren des Spiels recht umfangreich, sodaß das Erstellen eines eigenen Spielers oder Platzes ebenfalls Freude bereitet.

Alles in allem ist "FIFA Street 2" ein gutes Spiel für gemeinsame Abende mit Freunden geworden. Wer aber meist allein vor der Konsole sitzt, sollte einen großen Bogen um diesen Titel machen.

Benjamin Mann