Games_Dracula 3: Der Pfad des Drachen

Besuch beim Pfähler

Eines Tages lud Vlad Draculea die Adeligen zu einem Fest ein. Während sie trunken vom Wein waren, entlockte er ihnen Informationen über die Machenschaften ihres Standes. Daraufhin wurden die, die sich selbst belastet hatten, und jene, die belastet worden waren, gepfählt. Von da an trug Vlad den Beinamen "Tepes" - der Pfähler. In diesem Adventure lernt man ihn etwas besser kennen ...    29.09.2008

Der Spieler schlüpft in "Dracula 3: Der Pfad des Drachen" in die Rolle des jungen Paters Arno Moriani, der im Jahr 1920 vom Vatikan dazu auserkoren wird, einen potentiellen Fall von Seligsprechung im kleinen rumänischen Dorf Vladoviste zu untersuchen. Im Laufe seiner Untersuchung kommt der junge Priester immer mehr in Kontakt mit einer Legende, die sich um den berüchtigten Vlad III. Draculea rankt, der von seinen Feinden den Beinamen "Tepes" - was soviel wie "der Pfähler" bedeutet - verliehen bekommen hat. Fasziniert von diesem Vampirmythos, beginnt der Pater auf eigene Faust Nachforschungen anzustellen. Das geht soweit, daß er beschließt, den "Pfad des Drachen", an dessen Ende laut Legende der Mensch zu einem gottgleichen Wesen wird, zu beschreiten.

 

Die Figur des Grafen Dracula ist eine, die seit Jahrzehnten Angst und Schrecken erzeugt - und doch geht eine Anziehung von ihr aus, der die wenigsten widerstehen können. Der Grund dafür mag in der Tatsache liegen, daß das mythische Vampirdasein ewiges Leben verspricht; vielleicht liegt es auch daran, daß der berühmteste Blutsauger aller Zeiten sich über sämtliche Vorstellungen von Moral und Ethik erhebt. Kaum jemand kennt jedoch die historische Persönlichkeit hinter der Legende - oder weiß, daß der Vampirmythos seinen Ursprung im alten Babylon hat und es schon in der Bibel Hinweise auf die Blutsauger gibt.

Offenbar haben sich die Entwickler dieses Spiels vorgenommen, derartige Bildungslücken auszumerzen. Das merkt man schon nach dem ersten Überfliegen des Handbuchs. Normalerweise sind solche Anleitungen zu Point & Click-Adventures erstaunlich dünn - was sollte man bei einem Spiel, für das man einzig und allein die Maus braucht, auch schon großartig hineinschreiben? Nicht so bei "Dracula 3: Der Pfad des Drachen": Ganze 25 der insgesamt mehr als 50 Seiten befassen sich mit der historischen Persönlichkeit des Vlad Draculea sowie den geopolitischen Veränderungen, denen Transsylvanien (Siebenbürgen), einst Teil der Habsburger-Monarchie, unterworfen war.

Diese Lektionen setzen sich im Spiel selbst fort. Da erfährt der Spieler unter anderem Einzelheiten über die Thule-Gesellschaft, die maßgeblich am Aufstieg Hitlers und des Nationalsozialismus beteiligt war, und staunt darüber, daß selbst Victor Hugo von den Ereignissen der Türkenkriege so ergriffen war, daß er sie in seiner "Légende des Siécles" aufgearbeitet hat. Als besonderes Zuckerl beinhaltet das Spiel auch eine Ausgabe der Bibel in lateinischer Sprache sowie den gesamten Bram-Stoker-Roman "Dracula", letzteren allerdings nur in englischer Sprache.

All diese Kleinigkeiten machen das Spielen von "Dracula 3: Der Pfad des Drachen" zu einem wahren Erlebnis - und das, obwohl es Titel in diesem Genre gibt, die graphisch weitaus besser aussehen. Doch es ist nicht nur die bewundernswerte Hingabe an Details, die das Spiel so aufwertet, sondern auch die wirklich gelungene musikalische Untermalung, die einen Großteil der gruselig-spannenden Atmosphäre ausmacht. "Dracula 3: Der Pfad des Drachen" ist Pflicht für alle historisch Interessierten, die sich gern gut unterhalten lassen.

Heuer wird wohl kein besseres Point & Click-Adventure mehr erscheinen ...

Dragan Andjelkovic

Dracula 3: Der Pfad des Drachen

ØØØØØ

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(Microids/Morphicon)

 

erhältlich für: PC

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