Games_Conflict: Denied Ops

Die dunkle Seite der Videospiele

Daß Verschwörungstheorien und Games alles, aber auch nichts miteinander zu tun haben können, enthüllt folgende Betrachtung eines Kriegsspiels, das die imperialistischen Interessen der USA in heimische Jugendzimmer bringt.    29.02.2008

Die Protagonisten von "Conflict: Denied Ops" heißen Graves und Lang und sind Agenten des Imperialismus. Ihre Mission lautet: "Stoppt den größenwahnsinnigen venezuelanischen Diktator!" Daß es sich beim Bösewicht ausgerechnet um einen Venezuelaner handelt, kann natürlich nur Zufall sein - oder aber eiskalte Kalkulation.

Verschwörungstheoretiker (und solche, die es werden wollen) könnten natürlich viel mehr dahinter sehen, vor allem, wenn man die derzeitige politische Situation in eben jenem südamerikanischen Land und die hartnäckige Weigerung seines Präsidenten Chavez bedenkt, sich dem globalen Neoliberalismus und dessen Anführer, den USA, zu unterwefen. Obwohl über die Entwickler von Pivotal Games nicht viel bekannt ist (abgesehen davon, daß Firmenboß Jim Bambra ein Shodan – also Meister - der japanischen Kampfkunst Aikido ist), weist schon die Tatsache, daß es sich um ein englisches Unternehmen handelt, auf üble Hintergedanken hin. Die Briten sind ja spätestens seit dem 11. 9. die besten Freunde der Amis ...

Paranoide Menschen könnten da leicht auf die Idee kommen, daß das Game nur ein Ziel hat: die Gehirne politisch unkorrumpierter Spieler zu waschen und sie auf die böse, faschistisch angehauchte Regierung unter der Führung von Hugo Chavez aufmerksam zu machen. Natürlich hat die Ausgangslage von "Conflict: Denied Ops" gar nichts damit zu tun, daß besagter Präsident die Amerikaner aus seinem Land geworfen, das schwarze Gold verstaatlicht und die Petro-Dollars dazu verwendet hat, die Lebensumstände der armen Bevölkerung zu verbessern. Da wagt es doch tatsächlich wieder einmal einer, den großen Ölkonzernen ihr Geld abzunehmen und es in so sinnlose Projekte wie Bildung zu investieren. Der Widerstand dagegen hat aber garantiert nichts mit finanziellen Bedenken zu tun - den Neocons geht es bekanntlich immer nur darum, der Welt Frieden und Demokratie zu bringen und sie von "neuen Hitlers" zu befreien. So war das ja auch schon im Irak.

 

Aufmerksame Leser werden sich jetzt wohl fragen, was solche weltpolitischen Betrachtungen mit einem Spiel zu tun haben. Na gut, nicht viel - aber es ist nun einmal viel interessanter, sich Gedanken über die Spieleindustrie und ihre heimlichen Ziele zu machen, als über dieses vollkommen mißlungene Game zu berichten.

Abgesehen von einer Story, die bestenfalls als Lückenfüller dient, besticht "Conflict: Denied Ops" auch noch mit grandios schlechten Dialogen. Sätze wie "Yo, bro!" und ähnlicher Schwachsinn sind an der Tagesordnung. Natürlich kommen diese markigen Einzeiler vom klischeehaften Paradeschwarzen à la Hollywood: nix im Hirn, aber immer mit einem großen Kaliber und einem noch größeren Mundwerk zur Hand. Sein Partner ist ein schweigsamer, konsequenter Typ, der den neuen Kumpel nicht unbedingt leiden kann - und er ist klarerweise weiß. Das böte einmal mehr Zündstoff für allerlei Verschwörungstheorien, die irgendwann zur Frage „Warum wütet der HI-Virus gerade in Schwarzafrika - und hat das etwas mit dem Ku-Klux-Klan zu tun?“ führen. Schließlich hat man als Spieler genug Zeit, über derart bedeutende Themen nachzudenken, da die Gegner die Intelligenz einer mongoloiden Eintagsfliege besitzen. In einem Punkt gleichen sich die beiden Agenten jedoch: sie haben eine schwer gestörte Beziehung zu ihren Waffen. Der eine, dunkelhäutige liebt sein Maschinengewehr, der andere gibt seine Scharfschützenflinte nicht aus der Hand - und das über die ganze Länge des Spiels. Warum sollte man sich als Entwickler auch mit vielen Waffenmodellen abgeben und die mühsam ins Spiel einbauen ...

 

Da es sich bei "Conflict: Denied Ops" aber um einen Buddy-Shooter handelt, besteht Hoffnung - und die stirbt bekanntlich zuletzt. So begibt man sich also in den Multiplayer-Modus und wird nicht enttäuscht. Auch hier leistet das Spiel ganze Zerstörungsarbeit: Innerhalb weniger Minuten ist jede Chance auf ein wenigstens etwas unterhaltsames Game völlig zunichte gemacht. Der Online-Part unterstützt bis zu 16 Spieler in drei verschiedenen Modi (Deathmatch, Team Deathmatch, Eroberung). Das wäre ja, abgesehen von der mangelnden Abwechslung, nicht so tragisch - kämen da nicht drei Faktoren hinzu, die einem die Tränen in die Augen treiben, ob aus Trauer, Angst oder Freude. Erstens wird konsequent am Zwei-Waffen-Prinzip festgehalten; zweitens könnte es zu einem Problem werden, überhaupt Mitspieler zu finden (was wiederum den positiven Effekt hat, daß die Server unterlastig fahren und das Spiel somit flüssig läuft); und drittens stehen nur zwei Charaktere zur Auswahl - eben Graves und Lang -, sodaß man sich in eine surreale Welt der Klone versetzt fühlt. Graphisch könnte das Spiel allerdings als der Next-Gen-Shooter mit den schlechtesten Animationen in die Geschichte eingehen.

"Conflict: Denied Ops" eignet sich also bestenfalls für Leute, die endlich Zeit zum Nachdenken haben wollen, die sie nur vor dem PC-/TV-Bildschirm finden. Alle anderen sollten lieber die Finger von dem Titel lassen und darauf hoffen, daß Electronic Arts mit "Army of Two" bessere Buddy-Action zu bieten haben wird. Schlechter geht es jedenfalls kaum mehr.

Dragan Andjelkovic

Conflict: Denied Ops

Ø

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(Pivotal Games)

 

erhältlich für: PC, Xbox 360, PS3

 

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