Games_Colin McRae: Dirt 2

Ab in den Dreck

Vor dem Tod des Namensgebers war die "Colin McRae"-Reihe ein Synonym für Rallye-Simulationen, die das Herz des Motorsport-Fans höher schlagen ließ. Doch die Zeiten ändern sich - und mit ihnen auch die Videospiele. Der neue Ableger der Reihe hat bis auf den Namen nichts mehr mit den Vorgängern gemein.    12.10.2009

In der Rallye-Szene der Gegenwart geben Extremsport-Stars wie Ken Block, Dave Mirra oder Travis Pastrana den Ton an. Dementsprechend bricht "Colin McRae: Dirt 2" nun endgültig mit der alten Simulations-Tradition und begibt sich auf das heißumkämpfte Terrain der schnellen Arcade-Racer.

Daß heute ein frischer Off-Road-Wind weht, wird schon nach den ersten Minuten klar. Der Spieler wird von Ken Block (dem neuen Mentor) ohne große Umschweife in seine neue Bleibe, einen heruntergekommenen Wohnwagen, gezerrt. Das Einstandsgeschenk besteht aus einem Subaru Impreza, der gleich dazu verwendet wird, ins erste Rennen einzusteigen. Es gibt keine Möglichkeit mehr, am Auto herumzutüfteln oder gar eine Proberunde zu drehen. Lediglich an den Bremsen oder der Federung darf man ein wenig herumdoktern, doch nicht einmal das ist notwendig - und von den Entwicklern wohl eher als Alibihandlung gedacht.

Eine Veranstaltung jagt die andere, und der Spieler muß so viele Erfahrungspunkte wie möglich sammeln, um nach und nach neue Strecken und Fahrzeuge freizuschalten. Je höher der Schwierigkeitsgrad, desto größer fällt am Schluß die Belohnung in Form von Erfahrungspunkten und natürlich auch Geld aus. Mit dem verdienten Mammon lassen sich dann auch die neu freigeschalteten Fahrzeuge, die zum Teil Voraussetzung für bestimmte Events sind, käuflich erwerben. Hier zeigt sich, daß der Fuhrpark deutlich übersichtlicher - also kleiner - ausgefallen ist, als es noch in den Vorgängern der Fall war. Die wichtigsten Rallye-Wagen wie der Subaru Impreza oder der Mitsubishi Lancer sind nach wie vor dabei; neu hinzugekommen sind jedoch Buggys und SUVs.

 

Was die Renn-Events betrifft, so bietet "Dirt 2" Fans der rasanten Sportart in Form acht verschiedener Renntypen einiges an Abwechslung. Zum einen wäre da natürlich das obligate Zeitfahren, das bei keinem Rallye-Game fehlen darf. Weiters gibt es "Rallyecross", bei dem man sich im Freigelände oder auf Asphalt gegen die Konkurrenz durchsetzen muß. "Landrush" funktioniert nach einem ähnlichen Prinzip, wobei hier mächtigere Fahrzeuge wie beispielsweise Hummer Verwendung finden. Die "Raid"-Events zählen sicherlich zu den schrägsten, da es der Spieler hier mit auf der Strecke herumliegenden Hindernissen zu tun bekommt und immer wieder Abkürzungen entdeckt, die durchaus spielentscheidend sein können. Die weiteren Rennarten heißen "Domination" (die Gesamtstrecke ist in mehrere Sektoren unterteilt, und man muß in jedem Sektor Bestzeit fahren), "Torjäger", "Ausscheidungsrennen" und "Trailblazer" - die schnellste Raserei, bei der die Fahrer zeitversetzt starten.

Glücklicherweise wurden die Strecken genauso abwechslungsreich gestaltet wie die Renntypen. "Dirt 2" entführt den Spieler auf eine Welttournee voll aufregender Off-Road-Events an echten Orten. Dazu gehören Rennen vor den ausverkauften Tribünen des Los Angeles Sports Stadium, "Creek Trailblazer"-Veranstaltungen durch die Canyons in Utah oder der "Rawang Rallye Run" durch den Regenwald Malaysiens.

 

"Colin McRae: Dirt 2" setzt von Anfang an auf Tempo und Action und ist vielleicht gerade deswegen äußerst einsteigerfreundlich. Die Tatsache, daß man an den Autos nicht mehr herumschrauben kann, mag vielleicht Rennsport-Cracks etwas betrüben, erfreut aber Spieler, die Lust auf unkomplizierten Rennspaß haben. Das Wegfallen der früheren Komplexität bedeutet aber auch, daß sich die jeweilige Streckenbeschaffenheit nicht mehr ganz so drastisch auf das Fahrverhalten auswirkt. Zwar merkt man den Unterschied von Kies zu Asphalt noch immer; allerdings werden Fahrfehler öfter verziehen, als das in den simulationslastigen Vorgängern der Fall war. Quasi als Ausgleich für die verlorengegangenen Tuning-Optionen wurde die KI im Vergleich zum Vorgänger offensichtlich überarbeitet, da die Gegner stellenweise ein äußerst aggressives Verhalten an den Tag legen. Auf den Pisten wird im wahrsten Sinne des Wortes gekämpft, wie es sich für einen Arcade-Racer gehört.

Neben der umfangreichen Solokarriere darf man sich natürlich auch in einem flüssig laufenden Mehrspielermodus mit menschlichen Gegnern messen. Im schnellen Rennen können bis zu acht Spieler gegeneinander antreten, oder man absolviert mit drei weiteren Mitspielern die Pro-Tour. Erfreulich dabei ist, daß alle Renntypen und Fahrzeuge aus der Solokarriere im Multiplayer-Part zum Einsatz gelangen.

 

Graphisch gibt es bei "Dirt 2" nichts zu bemängeln. Die Fahrzeugmodelle sehen photorealistisch aus; bei den Schadensmodellen und ihren Auswirkungen auf das Fahrverhalten wurde ebenfalls nicht gespart. Kiesspritzer, aufheulende Motoren und ein ewig quatschender Kopilot runden das Erlebnis auf der akustischen Seite ab. Internationale Topacts wie die White Lies, Franz Ferdinand, Queens of the Stone Age oder Deichkind sorgen für den richtigen Adrenalin-Kick, wenn man einmal ohne Beifahrer unterwegs ist.

Selbst die weggefallenen Tuning-Optionen ändern nichts an der Tatsache, daß "Colin McRae: Dirt 2" mit Sicherheit die Off-Road-Referenz dieses (und vielleicht auch des nächsten) Jahres ist. Zum Schluß sei noch erwähnt, daß sich der vorliegende Test ausschließlich auf die Next-Gen-Versionen des Titels bezieht.

Dragan Andjelkovic

Colin McRae: Dirt 2

ØØØØØ

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(Codemasters)

 

erhältlich für: Xbox 360, Playstation 3, Nintendo Wii, PSP, Nintendo DS

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Kommentare_

Wolfman - 05.12.2009 : 00.47
...nur bis 14 Jahren zu empfehlen!
Zu Beginn immer der lange supertolle Actionmovie (unüberspringbar), dann der ewig in Sozialpädagogenmanier labernde Fuzzi ("...das hast du aber toll gemacht! Jetzt zeig ich dir zur Belohnung noch GAANZ was tolles..." u.s.w.).
Für zurückgebliebene und Kiddys die Zuhause keine Aufmerksamkeit bekommen ev. brauchbar - aber für das Geld noch derart genervt zu werden, nur um dazwischen etwas "crash-bumm-flitz" machen zu dürfen ("das hast du aber toll gemacht :)). ...
Fazit - Wer über 14 ist oder wer ein echtes Rennspiel erwartet wird enttäuscht sein.
Wer akustisch eine Kiddy-Party mit aufbauenden "du bist ja soo cool" geschwätz und hektischen Schnitten und "lässigen" dauervideos will ist gut bedient.
Wer hingegen eine fortsetzung des wirklich guten CM Dirt erwartet wird herb enttäuscht - trotz spitzengrafik. Aber die ist halt nicht alles (wie die Entwickler wohl dachten...).
Wolfman - 05.12.2009 : 00.58
...noch was -
das neue Menue - ohje, soll das ein "Game im Game" sein?!
Warum nicht einfach ESC drücken, dann Optionen ect. (ev. auch Beenden...) - nein es muss neuer, hyper und "cooler" halt anders werden, Sinvoll und gewohnt intuitiv brauchts ja nimmer... - wäre ja dann wohl "uncool"....
>kopfschüttel<

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