Games_Blue Dragon

Ritt auf dem Drachen

Mit einer Drachensaga will sich Microsoft - kurz vor dem Europastart von "Final Fantasy 13" für die PS3 - auf dem Rollenspielmarkt etablieren. Damit ist der Gigant aus Redmond jedoch nur zum Teil erfolgreich.    27.09.2007

Die Story von "Blue Dragon" ist schnell erzählt: Wieder einmal hat es ein Bösewicht - diesmal in Gestalt eines lilafarbenen Greises - darauf abgesehen, eine ganze Welt zu unterjochen. Die Angst vor dem nahezu allmächtigen Gegenspieler ist greifbar, die Bewohner des phantastischen Spiel-Universums verbringen ihre Tage in Angst und Schrecken. Lediglich drei kleine Kinder namens Shu, Jiro und Kluke fassen sich ein Herz und ziehen gegen das Übel namens Nene in den Krieg. Doch die Konfrontation passiert schneller als erwartet - und die kleinen Helden erleiden eine bittere Niederlage, da Nene viel stärker ist als sie. Er begeht lediglich den Fehler, die Kinder aus Überheblichkeit laufen zu lassen. Bald danach finden unsere Helden drei mächtige Artefakte, die mit der Kraft der blauen Drachen ausgestattet sind und ihnen die Macht geben, an der Seite der mächtigen Schuppentiere ins Gefecht zu ziehen.

 

Wie es sich für ein klassisches Nippon-Rollenspiel gehört, sammeln sowohl die Drachen als auch die mit den Artefakten bewehrten Charaktere durch gewonnene Kämpfe mit der Zeit Erfahrung und werden dadurch stärker. Durch einen Stufenaufstieg verbessern sich nicht nur die Werte für Lebens- und Manaenergie, sondern auch die Klassenfertigkeiten. "Blue Dragon" bietet insgesamt neun verschiedene Klassen, zum Beispiel den Schwertmeister, den Mönch oder den obligatorischen Magier. Jede Klasse besitzt bestimmte Fertigkeiten: Der Schwertmeister etwa fügt seinen Feinden immensen Schaden zu, während der weiße Magier andere Charaktere während der Kämpfe heilt.

Idealerweise sollte sich jeder der Game-Helden auf ein "Berufsbild" spezialisieren, damit er später noch stärkere Spezialangriffe zur Auswahl hat. Die Klasse darf jederzeit gewechselt werden; da ein Held aber immer nur Erfahrungspunkte für den gerade aktiven "Job" bekommt, hinken einige Klassen zwangsläufig der Entwicklung hinterher. Doch das ist nicht weiter schlimm, da sich - etwas Ausdauer vorausgesetzt - die anderen Klassen auch jederzeit verbessern lassen.

Andererseits ist der Schwierigkeitsgrad von "Blue Dragon" ohnehin derart einfach gehalten, daß man das Spiel auch ohne "grinding" (= Aufleveln von Charakteren) problemlos durchspielen kann. Somit ist der Titel für Einsteiger und Gelegenheitsspieler geradezu prädestiniert. Profis bleibt nur die Hoffnung, daß es die in Japan bereits als Download erhältlichen höheren Schwierigkeitsgrade demnächst auf den deutschen Xbox-Live-Marktplatz schaffen werden.

Wie schon bei "Final Fantasy XII" und "Dragon Quest" entfallen nervige Zufallskämpfe, da die Feinde für den Spieler sichtbar sind und man somit jederzeit entscheiden kann, ob man sich in die Schlacht stürzt oder doch lieber einen Bogen um die Monster macht. Wählt man die aggressive Variante, so lädt "Blue Dragon" einen eigenen Kampfbildschirm, in dem die Schlacht dann rundenweise abläuft. Mit Hilfe eines Action-Balkens darf der Spieler jederzeit frei entscheiden, ob eine Attacke lieber schnell und schwach oder langsam und stark ausgeführt werden soll. Das verleiht dem Spiel eine leichte taktische Variante, die den mit der Zeit etwas monoton anmutenden Kämpfen nur gut tut.

 

Die optische Präsentation von "Blue Dragon" schwankt zwischen gut und durchschnittlich. Die verschiedenen Landschaften sind zwar abwechslungsreich gestaltet, wirken aber zeitweise einfach zu steril; die zahlreichen Cutscenes hingegen sind sehr gut in Szene gesetzt. Manchen wird jedoch die sehr kindlich anmutende Graphik des Spiels schwer aufstoßen. Verantwortlich dafür ist wohl das Designerteam, das mit klingenden Namen wie Hironobu Sakaguchi (Vater der "Final Fantasy"-Reihe), Akira Toriyama (Charakterdesigner von "Dragon Quest") und Nobuo Uematsu (Komponist bei "Final Fantasy VII") aufwartet. Immerhin kommen diese drei Herren aus dem klassischen japanischen Rollenspielgenre, was sich bei "Blue Dragon" deutlich zeigt.

Wie bei solchen Spielen schon fast üblich, ist die deutsche Vertonung nicht gut gelungen, da ausnahmslos Piepsstimmen als Sprecher engagiert wurden. Glücklicherweise bietet "Blue Dragon", das auf insgesamt drei DVDs ausgeliefert wird, auch eine englische Sprachversion, die deutlich besser ausfällt. Vergleicht man das Spiel mit anderen Titeln des Genres (vor allem solchen für die PS2), schneidet es aber trotz allem insgesamt unterdurchschnittlich ab - obwohl es das derzeit beste Rollenspiel für Microsofts Edelkonsole ist. Wer nur eine Xbox 360 besitzt, kann bei diesem Titel also zugreifen; etwas Vergleichbares wird es sicher nicht so bald wieder geben. Nennt man mehrere Konsolen sein eigen, dann lohnt sich das Warten auf den großen Konkurrenten "Final Fantasy 13" für die PS3 aber durchaus.

Dragan Andjelkovic

Blue Dragon

ØØØØ

(Mistwalker/Microsoft)


erhältlich für: Xbox 360

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