Games_Black Mirror

Matter Spiegel

Ein längst totgeglaubtes Genre erlebt in den letzten Monaten eine Art Renaissance. Das Adventure ist wohlauf - wenn auch ohne den Glanz vergangener Tage.    28.04.2004

"Baphomets Fluch 3" brachte es vergangene Weihnachten zum Vorschein: Adventures gibt´s doch noch - und das Interesse der Gamer am Genre ist nach wie vor vorhanden, obwohl sich kaum noch Entwickler an das heikle Thema wagen. Laut Firmenvertretern ist der nicht gerade absatzstarke Markt schuld daran, daß nur noch wenige Neuerscheinungen im Point-and-Click-Abenteuer-Sektor in den Releaselisten der Vertriebe auftauchen; vor einigen Wochen wurde unter dieser fadenscheinigen Begründung sogar die Einstellung von "Sam & Max 2" bekannt gegeben. Was momentan trotzdem erscheint, erreicht leider nicht die Klasse grandioser Spiele wie der bewährten LucasArts-Evergreens.

Irgendwo im Mittelfeld reiht sich also auch das vor kurzem erschienene "Black Mirror" ein. Ein paar Worte zur Story: Der Protagonist Samuel kehrt nach dem Erhalt der Todesanzeige seines Großvaters zurück an den Ort seiner Pein, dem Schloß Black Mirror. Doch schon bald wird ihm klar, daß der Tod des Alten wohl kein natürlicher war, sondern mit perfiden Mitteln herbeigeführt wurde. Und so begibt er sich auf die Suche nach Antworten.

Das Game ist sehr düster gehalten, und Humor findet man hier genau so selten wie in Alfred Dorfers neuer Donnerstagssendung – also nie. Das muß ja nicht von Nachteil sein, aber auf Dauer fehlt einfach das gewisse Etwas. Ein Spiel soll schließlich Spaß machen, und bei schauriger Hintergrundmusik stundenlang (und es geht wirklich um Stunden) mit Personen Dialoge zu führen, erfüllt dieses Kriterium nicht gerade. Um eine gute Story zu entfalten, sind Dialoge zwar unabkömmlich, nur kann man es auch übertreiben. Von den gut 20 bis 25 Stunden, die man mit dem Spiel verbringt, entfallen fast drei Viertel der Zeit auf das Führen von Gesprächen bzw. die Monologe der anderen Charaktere. Rätsel wiederum sind extrem dünn gesät und dazu oftmals total unlogisch. Das wiederum ist ein fataler Fehler, da gerade diese Denksport- und Kombinationsaufgaben Quell der Freude jedes Abenteuers sind.

Wenigstens in graphischer Hinsicht kann sich "Black Mirror" durchaus sehen lassen. Hier merkt man, daß die Entwickler sehr viel Feingefühl bewiesen haben, um auch noch die kleinste Winzigkeit passend in Szene zu setzen. Auch die Synchronisation ist (für so ein kleines und bis dato eher unbekanntes Entwicklerstudio) verblüffend gut geglückt. Trotzdem herrscht hier insgesamt einfach zuviel Leerlauf. Der ständige Gedankenaustausch ist einfach auf die Dauer lähmend, woran auch die überzeugende Hintergrundgeschichte mit ihren unvorhersehbaren Wendungen nichts ändert. Außerdem sind zahlreiche Interaktionen mit der Umgebung übertrieben sinnlos. Zum Beispiel kann man in einem Raum fünf Bilder anklicken, die jedoch weder für die Story noch für die Lösung eines Rätsels von Bedeutung sind. Genau an solchen Stellen merkt man, daß "Black Mirror" quasi der Zuckerguß fehlt, um in der oberen Liga mitspielen zu können. Bei einem "Day of the Tentacle" mußte man auch haufenweise unnützes Zeug anklicken, bekam aber dafür wenigstens witzige Kommentare oder für den weiteren Spielverlauf nötiges Hintergrundwissen vermittelt.

So bleibt alles in allem nur ein Mittelklasse-Adventure. Hardcore-Fans können ein Probespiel riskieren, alle anderen dürfen dankend absagen.

Christian Krenn

Black Mirror: Der dunkle Spiegel der Seele

ØØØ


(Future Games/Digital Tainment Pool)

erhältlich für PC

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Kommentare_

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