Games_Game-Tips 12/2007

Götter, Mörder und Propheten

Es ist wieder einmal soweit: Der kollektive Kaufrausch greift um sich - und jeder geschmackssichere Mensch kriegt das Grausen, wenn er sich unter die abartigen Weihnachtsbeleuchtungen wagen muß. Wie immer zu dieser Jahreszeit bietet ihnen der EVOLVER lustige und spannende Alternativen zum alltäglichen Spießrutenlauf.    10.12.2007

Dragan Andjelkovic

Ankh: Kampf der Götter

ØØØØØ

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(Deck13/bhv)

 

Nach seinem Treffen mit Osiris möchte Assil nichts anderes, als es sich mit seiner großen Liebe Thara in der (vom künftigen Schwiegervater gesponserten) Wohnung gemütlich machen. Doch was nützt der beste Vorsatz, wenn die Götter nicht mitspielen? Kaum ist das Paar eingezogen, wird sein neues Heim auch schon von einem Meteor getroffen und in Brand gesetzt. Dieser "Anschlag" bildet aber nur den Auftakt für ein wirklich apokalyptisches Ereignis: den Kampf der Götter. Alle 1000 Jahre steigen die höheren Wesen - und zwar nicht nur die ägyptischen - in den Ring, um zu entscheiden, wer im kommenden Millennium über Ägypten herrschen soll. Zu den diesjährigen Favoriten zählt, sehr zum Leidwesen Assils, wieder einmal der gemeine Seth. Zu allem Überfluß erwacht auch noch das Ankh zum Leben und entpuppt sich als besonders nerviger Gott, der unbedingt am Kampf teilnehmen muß.

Im mittlerweile dritten Teil des wohl verrücktesten Ägypten-Adventures aller Zeiten haben es die Entwickler wieder einmal geschafft, die humorige Atmosphäre der Vorgänger beizubehalten und sogar noch eins draufzulegen. Die Rätsel sind wieder gewohnt fordernd, aber nie unfair oder gar unlogisch. Besonders das Kapitel im kubischen Escher-Raum ist abgefahren und erfrischend neu. Graphisch wurde "Ankh: Kampf der Götter" ein wenig entstaubt; zum Einsatz kommt die schon bei "Jack Keane" eingesetzte Engine, die vor allem die Mimik der einzelnen Charaktere besser zur Geltung bringt als früher. Erstklassig ist auch die deutsche Vertonung - das Game wartet mit den Synchronsprechern von Ben Stiller, Samuel L. Jackson und John Cleese auf. Hier merkt man wieder einmal, wie sehr ein Spiel an Qualität gewinnt, wenn professionelle Sprecher verpflichtet werden. "Ankh: Kampf der Götter" eignet sich hervorragend für kalte und ungemütliche Familienabende vor dem heimischen PC. Im Fernsehen gibt es sowieso nur Blutopern ...

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Sinking Island: Mord im Paradies

ØØØØ 1/2

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(White Birds/Daedalic)

 

Im Bereich der Computerspiele gibt es nur wenige Menschen, die allein mit ihrem Namen werben können – Benoit Sokal ist einer von ihnen. Der belgische Comic-Zeichner machte sich schon in den frühen Achtzigern mit seinem Comic "Inspektor Canardo" einen Namen. Dessen Hauptfigur ist eine schwermütig wirkende Phantasiegestalt, die mit ihrem Trenchcoat wie eine Mischung aus Humphrey Bogart und Donald Duck wirkt. Richtig bekannt wurde Sokal jedoch mit den kunstvollen und genialen Adventures "Syberia I & II"; seitdem ist er sowas wie der Hohepriester der Point & Click-Spiele.

Mit "Sinking Island" legt der Meister nun ein Werk vor, das von Story und Präsentation her ein klassisches "Wer ist der Mörder?"-Adventure im Stile eines Agatha-Christie-Romans ist. Der Ermittler Jack Norm wird auf die einsame Malediven-Insel Sagorah beordert, um Licht in den Tod des reichen und exzentrischen Milliardärs Walter Jones zu bringen. Was anfangs noch wie ein Unfall aussieht, entpuppt sich schon bald als Mord.

Mitarbeiter, Verwandte, eine schöne Frau und erzürnte Einheimische bilden den Kreis der potentiellen Täter, der aber mit zehn Personen glücklicherweise recht überschaubar bleibt. Also macht sich der Spieler an die klassische Ermittlungsarbeit – Zeugen und Verdächtige befragen sowie Beweise sammeln. Mit der Zeit tun sich wahre Abgründe an Intrigen und Tragödien auf. In bester Krimimanier beleuchtet Sokal in seinem neuen Werk menschliche Schwächen wie Gier, Neid und die daraus resultierende Gewalt. Die vorgelegten Rätsel werden exzellent in die spannende Geschichte eingebettet und sind durchwegs fordernd, wenn auch nicht allzu schwierig.

Höchst interessant ist auch die Möglichkeit, "Sinking Island" in zwei Modi spielen zu können. Zum einen ist da der klassische Adventure-Modus, in dem der Spieler ganz nach seinem Rhythmus und Tempo vorgehen kann. Wesentlich herausfordernder ist da schon der "Echtzeit"-Modus. In dieser Variante gibt es zur Lösung jedes Rätsels ein Zeitlimit - nur wirklich erfahrenen Spielern zu empfehlen, da man sonst schnell den "Game Over"-Screen erblickt. Wer hin und wieder gern "Cluedo" spielt oder alle Folgen von "Inspektor Columbo" auswendig kennt, braucht das Abenteuer von der "versinkenden Insel".

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Nostradamus: Die letzte Prophezeiung

ØØØØ

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(Kheops/Peter Games)

 

Michel de Nostredame, besser bekannt als Nostradamus, war schon zu seinen Lebzeiten eine bekannte Persönlichkeit. So überrascht es nicht weiter, daß die französische Königsmutter Katharina de Medici ihn bittet, ihr mit Rat und Tat beiseite zu stehen, um sie von einem unheimlichen Fluch zu befreien. Da Nostradamus aber erstens ein vielbeschäftigter und zweitens auch schon gebrechlicher Mann ist, schickt er kurzerhand seine Tochter Madeleine, um das Rätsel zu lösen.

Hier stellt sich schon das erste Problem für den Spieler: Frauen genossen zu dieser Zeit noch kein besonderes Ansehen und wurden auch recht schnell der Hexerei bezichtigt, was den sofortigen Tod auf dem Scheiterhaufen zur Folge hatte. Also muß die junge Dame erst einmal in einen Mann verwandelt werden. Neben Kleidung, falschen Haaren und einem Bart benötigt sie allerdings auch noch Make-up, um ihr die richtige Hautfarbe zu verpassen. Da Kosmetikgeschäfte noch nicht erfunden sind, bleibt dem Spieler nichts übrig, als sich selbst an die Herstellung der Maske machen. Nach einigem Suchen findet man auch die notwendige Anleitung sowie die benötigten Zutaten. Die müssen dann nur noch vorbereitet und im Ofen erhitzt werden - und fertig ist das Make-up.

Dieses erste Kombinationsrätsel ist zwar recht einfach zu lösen, doch leider bleibt es nicht bei diesem Schwierigkeitsgrad. Im Lauf des Spiels werden bis zu neun Ingredienzen gebraucht, um das eine oder andere notwendige Mittelchen zuzubereiten. Unterläuft dem Spieler auch nur der geringste Fehler bei der Herstellung, kann man das Ergebnis auch gleich ins Klo schütten ... Richtig schwierig wird es dann erst, wenn eines der zahlreichen astrologischen Rätsel gelöst werden muß, die teilweise sogar ein gewisses Grundwissen der Materie voraussetzen. Das erschwert die Lösung zusätzlich und kann schon für den einen oder anderen Frustausbruch sorgen. Andererseits gehört "Nostradamus: Die letzte Prophezeiung" graphisch sicher zu den schönsten Adventures, die in jüngerer Vergangenheit erschienen sind. Vor allem Freunde mediterraner Landschaften werden hier voll und ganz auf ihre Kosten kommen: Die lichtdurchfluteten Zimmer, die realistischen Schattenwürfe und die vielen liebevollen Details schaffen eine durch und durch glaubwürdige und wunderschöne Atmosphäre, die den Spieler in ihren Bann schlägt. Tüftler, Hobby-Astrologen und Freunde der "Myst"-Reihe sollten sich das Spiel auf jeden Fall zulegen.

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Conan

ØØØ

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(Nihilistic/THQ)

 

Daß man in Amerika nicht nur vom Tellerwäscher zum Millionär aufsteigen, sondern auch als Schauspieler zum hohen Würdenträger mutieren kann, ist wohl spätestens seit den "goldenen" Achtzigern bekannt, als ein mittelmäßig talentierter Western-Darsteller namens Ronald Reagan zum mächtigsten Mann der Welt gewählt wurde. Knapp 20 Jahre später ging wieder ein Mann in die Politik, der mit - sagen wir einmal - äußerst körperbetonten Filmen bekannt wurde, und brachte es im "Hollywood-Bundesstaat" Kalifornien bis zum Posten des Gouverneurs.

"Was hat denn das alles mit Videospielen zu tun?" werden Sie sich jetzt wohl fragen. Ganz einfach: Die Rolle, die die "steirische Eiche" alias Arnold Schwarzenegger weltberühmt gemacht hat, feiert nun endlich ihren Einstand als Next-Gen-Konsolentitel. "Conan" ist ein Spiel, das als Konkurrenz zum (auf der altehrwürdigen PS2) allmächtigen "God of War" konzipiert wurde. Leider ging der Plan der Entwickler jedoch nicht ganz auf, was nicht unbedingt an der graphischen oder spielerischen Qualität des Spieles liegt; hier kann "Conan" durchaus überzeugen. Vielmehr scheitert das Game an seiner äußerst langweiligen Präsentation - und das, obwohl sich die Entwickler schamlos bei jedem erfolgreichen Action-Spiel der vergangenen Jahre bedient haben. Das Game bietet eigentlich alles, was Button-smashende Herzen begehren: Dutzende von erlernbaren Kombos, recht anspruchsvolle Boßkämpfe und natürlich nackte Frauenkörper. Nur wird man leider das Gefühl nicht los, daß das alles ohne Sinn und Verstand in einen Topf geworfen wurde, wodurch sich wieder einmal das alte Sprichwort "Viele Köche verderben den Brei" bewahrheitet. "Conan" ist wirklich nur eingefleischten Barbaren-Fans oder Leuten zu empfehlen, die nach Dienstschluß schnell ein paar Aggressionen abbauen müssen.

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Kommentare_

Gerhard - 10.12.2007 : 14.50
Gibt es eigentlich einen Grund, weshalb hier nie Wii-Spiele bewertet werden?
Dragan - 10.12.2007 : 15.23
Lieber Gerhard,
der Wii ist und bleibt eine Partykonsole. Da ist es nicht weiter verwunderlich, daß es momentan keine wirklich guten Einzelspielergames für die Konsole gibt. Sobald etwas interessantes auf den Markt kommt, schreiben wir natürlich auch darüber.
Gerhard - 10.12.2007 : 16.16
Hallo Dragan!
Also das es momentan keine wirklich guten Einzelspielergames für Wii gibt ist schlichtweg falsch (Metroid 3, Zelda, Scarface, Mario Galaxy, Resident Evil usw.).
Mag sein, dass die Auswahl noch nicht so groß ist, wie bei anderen Konsolen, aber es gibt definitiv gute "Nicht-Party-Spiele".
Schauen wir mal, was die Zukunft noch so bringt.
Dragan - 10.12.2007 : 20.49
Lieber Gerhard,
da hast Du vollkommen recht. Hoffen wir, daß die Zukunft noch besseres bringt.

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