Games_Alias

Mr. Fishers Sister

In Stöckelschuhen und körperbetonten Kleidern als Spion unterwegs... Nein, Sam Fisher hatte keine Geschlechtsumwandlung. Hier geht´s um Sydney Bristow.    12.05.2004

Im Kielwasser von "Splinter Cell" wird der Markt momentan regelrecht von Vertretern des Stealth-Action-Genres überschwemmt. Nur ist das mit dem Imitieren von Vorreitern halt so eine Sache - meist bleibt´s eben nur beim Versuch, weil Kopien selten die Qualität des Originals erreichen. Wenn dann auch noch ein Spiel, dem eine Serienlizenz zugrundeliegt, im Postkasten auftaucht, bekommt man es als Tester schnell mit der Angst zu tun: Es entstehen Bilder im Kopf, grauenhafte Bilder, die Alpträume schüren und Schweißperlen auf der Stirn entstehen lassen. Aber Ängsten muß man sich bekanntlich stellen, um sie zu überwinden. Gesagt, getan. Und schon sieht die Welt gar nicht mehr so grau aus.

Um es vorwegzunehmen: "Alias" ist weiß Gott kein Meilenstein der Spielegeschichte. Die Graphik führt nach dem Start des Spiels zu einem Stirnrunzeln und der Frage, ob man die DVD vielleicht unabsichtlich in die PSOne gesteckt hat. Na ja, so schlimm ist es zwar nicht, aber Schönheitspreis gewinnt das Game - trotz der bildhübschen Hauptdarstellerin - garantiert keinen. Auf den Einsatz von dynamischen Licht- und Schatteneffekten wurde komplett verzichtet. "Aber es handelt sich hier doch um ein Stealth-Game...", schießt es einem sofort durch den Kopf. "Das ist ja wie ein Egoshooter ohne Waffen." Stimmt. Und schade drum. Auch von der "Alias"-Steuerung sollte man nicht allzuviel erwarten. Hier begegnet man Altbekanntem aus anderen Spielen wieder, das jedoch nicht immer gut kopiert wurde.

Soviel zu den Schattenseiten. Das Game hat aber auch eine Menge zu bieten: Die Atmosphäre ist derart gut gelungen, daß man die ersten Sekunden im Level einfach nur herumsteht und sich wundert, warum nichts passiert, bis man merkt, daß man den Controller in der Hand hat und nicht die Fernbedienung. In den Mission-Briefings erkennt man jeden Charakter sofort an den gelungenen Gesichtszügen; auch die Originalstimmen finden Verwendung, was für zusätzliche Würze sorgt. Das Level-Design weiß durchwegs zu gefallen (obwohl einige Passagen nur nach dem Trial-and-Error-Prinzip zu lösen sind), und auch die Story überzeugt. Es macht einfach Spaß, die wunderschöne Sydney auf ihren gefährlichen Missionen zu begleiten, selbst wenn einem die Steuerung hin und wieder einen Strich durch die Rechnung macht.

Die Implementierung der Lizenz ist den Entwicklern hervorragend geglückt; so kommt auch im Spiel selbst sehr viel von der Atmosphäre der Serie rüber. Spielerisch und vor allem steuerungstechnisch gesehen ist "Alias" aber leider ein alter Hut und kann mit den Granden des Genres nicht mithalten. Fans von Jennifer Garner und/oder der Serie werden mit dem Game zwar ihre Freude haben, sollten aber kein neues "Splinter Cell" erwarten. Wer schon mit der TV-Serie nichts anfangen kann, sollte lieber gleich mit Sam Fisher auf Terroristenjagd gehen.

Christian Krenn

Alias

ØØØ 1/2


(Acclaim Studios/Ubisoft)

erhältlich für Xbox, PS2, PC

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