Afro Samurai
ØØØ
(Namco/Atari)
erhältlich für: Xbox 360, Playstation 3
Was passiert, wenn dicke Koteletten, eine überirdische Haarpracht und ein scharfes Schwert im Land der Ehre eintreffen, zeigt das Action-Spiel "Afro Samurai" auf äußerst blutige Art und Weise. 25.05.2009
Afros Welt ist schlichtweg verwirrend - nichts ist so, wie es eigentlich sein sollte. Dem Aussehen nach handelt es sich um das feudale Japan des 18. Jahrhunderts, als noch die Shoguns herrschen und Samurais ehrwürdige Krieger sind, die vorbehaltlos ihren Herren dienen. Doch kaum hat man sich an dieses harmonische Setting voller Bambuswälder, Holzhäuser und Kirschblüten gewöhnt, kommt - wie das Krokodil beim Kasperltheater - aus dem Nichts einer daher, der sich via Handy mit seinen Vorgesetzten unterhält und dessen Lieblingswaffe ein Raketenwerfer ist. Am verwirrendsten ist aber, daß der Protagonist des Spiels ein dunkelhäutiger Samurai ist, gegen dessen Frisur sogar Jimi Hendrixs Haarpracht wie die Vorlage zu einem konservativen Seitenscheitel aussieht.
Im zarten Knabenalter wird der junge Afro Zeuge des Kampfes seines Vaters gegen seine zukünftige Nemesis, einen Samurai namens Justice. Das Duell der beiden dreht sich um ein Stirnband, das den schlichten Namen "Number 1" trägt und den Kopf des mächtigsten Kriegers der Welt ziert. Laut Überlieferung verleiht das gute Stück dem Träger nicht nur einen Titel, sondern auch den Status eines Halbgottes. Diese Position darf lediglich vom Träger des Stirnbands mit dem klingenden Namen "Number 2" in Frage gestellt werden.
Daß solche Hierarchiekämpfe nicht in Form einer Podiumsdiskussion durchgeführt werden, sollte einen nicht wundern - schließlich spielen Katanas bei diesen Ereignissen eine wichtige Rolle. Gemäß dem Motto "Es kann nur einen geben" verliert traditionellerweise einer der Krieger bei diesen Auseinandersetzungen nicht nur sprichwörtlich den Kopf. Das passiert auch beim Duell zwischen Afros Vater und dem bereits erwähnten Justice: Der noch bartlose Afro wird Zeuge, wie das Haupt seines alten Herrn ihm in hohem Bogen vor die Füße fliegt. Von da an gibt es für ihn nur noch einen Gedanken: Rache. Einige Jahre und etliche Haarkuren später findet der mittlerweile erwachsene Afro endlich den neuen Träger des "Number 2"-Stirnbands, wischt in einem harten Kampf den Boden mit ihm auf und begibt sich dann sogleich auf die Suche nach dem mittlerweile asketisch lebenden Justice, um ihm das kindliche Trauma heimzuzahlen.
Den Großteil dieser Story spielt man selbst; die Lücken werden von Zwischensequenzen gefüllt, wobei man aber ohne Kenntnis der Vorlage wohl einige Schwierigkeiten haben wird, mehr als nur der Rahmenhandlung folgen zu können. Mit keinem Wort wird beispielsweise erklärt, warum die schöne Okiku dauernd davon redet, schon tot zu sein, wer Afros Sidekick Ninja-Ninja denn nun wirklich ist oder wie die Kollegen mit den eintätowierten Zahlen ins Bild passen. Neugierigen Gemütern wird also nichts anderes übrig bleiben, als sich die fünfteilige Anime-Serie sowie den abendfüllenden Kinofilm gleichen Titels zu Gemüte zu führen.
Immerhin ist aber die Inszenierung des gesamten Geschehens eine wahre Augenweide. Der gesamte Game-Graphikstil ist einfach einzigartig. Alles in "Afro Samurai" sieht aus, als wäre es von Hand gezeichnet und gemalt worden; beim Betrachten der einzelnen Abschnitte würde man nie auf die Idee kommen, daß es sich um eine Ansammlung von Nullen und Einsen handelt. Die einzelnen Figuren erinnern an Kohlezeichnungen, die Level wirken, als ob sie mit Aquarellfarben gemalt wären.
Doch von den künstlerischen Fertigkeiten der Macher sollte man sich nicht täuschen lassen. "Afro Samurai" ist alles andere als ein malerisches Spiel, da von Anfang bis Ende nicht nur literweise Blut, sondern auch haufenweise abgetrennte Körperteile den Bildschirm zieren. Die wahre Brutalität liegt jedoch im Verhalten des seelisch abgewrackten Protagonisten, dem der großartige Samuel L. Jackson seine Stimme leiht. "Afro Samurai" ist nach langer Zeit endlich wieder einmal ein Spiel, das den erwachsenen Gamer anspricht, weshalb ihm wahrscheinlich auch kein großer kommerzieller Erfolg beschieden sein wird. Der mitdenkende und dem pickelgesichtigen Alter entwachsene Spieler wird erbarmungslos mit den Konsequenzen unserer Leistungsgesellchaft konfrontiert, in der nur zählt, immer die "Nummer 1" zu sein - selbst wenn der Preis dafür Vereinsamung, schleichender Wahnsinn und Drogenmißbrauch ist (schließlich hat der Protagonist ständig eine "magische", dicken Rauch erzeugende Zigarette im Mundwinkel).
Leider kann jedoch das Gameplay mit der subtilen Gesellschaftskritik nicht mithalten, da die Monotonie des Gemetzels lediglich durch unnötige Jump´n´Run-Einlagen und teils nervtötende Boßkämpfe durchbrochen wird. Letztendlich ist "Afro Samurai" ein Titel, der zwar in künstlerischer und kritischer Hinsicht seinesgleichen sucht, sich aber all diese dicken Pluspunkte durch ein durchwachsenes Gameplay und eine teils störrische Kameraführung wieder zunichte macht.
Afro Samurai
ØØØ
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