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Fortsetzung Scene 3 - 3rd eye alert
 

"Es war vor genau einem Jahr, als er mit seiner Katherina angeln wollte. Der Fluß war schon immer sehr reich an Fischen gewesen, und seiner Tochter machte es viel Spaß, ihn zu seinem Hobby zu begleiten. "Das war im März 2000. Zwei Monate vorher hörten wir einmal auf einem Treffen der Bürgerinitiative den Fabrikalarm von denen. Aber uns läßt man ja nicht mehr auf das Gelände. Na, jedenfalls war das ein herrlicher Sonnentag, der erste richtige Frühlingstag im letzten Jahr, und wir sind genau da gesessen, wo wir jetzt auch stehen." Hörtnagl zeigt auf eine flachere Stelle am Ufer, als wolle er die Wahrhaftigkeit seiner Erzählung damit untermauern. "Wir hatten schon zwei Regenbogenforellen im Kübel, und weil ich noch so viele Köder hatte und die Fische an diesem Tag so gut angebissen haben, sind wir noch ein bißchen länger geblieben als gewöhnlich."

Hörtnagl unterbricht die Geschichte, weil ein Helikopter durch das Tal fliegt. Es sei der Chef von PlutArch, der in dem Hubschrauber säße, meint Poldi. Seit sie Protest machten, käme er einmal im Monat. Das Labor scheint sehr wichtig zu sein, meint er. Als der Hubschrauber auf dem Firmengelände verschwunden ist, holt Hörtnagl sein Handy hervor, um einen Anruf zu tätigen. Er spricht mit einem Alfons, allerdings in so starkem Dialekt, daß ich nur verstehen kann, daß es um die Ankunft des Hubschraubers geht. Nach einer Minute ist das Gespräch beendet, und er fährt fort: "Wir waren also schon zwei Stunden am Fluß, und auf einmal zappelt die Leine nur so. Ich hab´ schon geglaubt, ich hätte einen Barsch oder einen Wels an der Angel, und kurble los, so fest ich kann. Aber das war auch eine Forelle - nur: so eine große hab´ ich vorher noch nie gesehen. Und wie ich mir das Viech dann näher anschaue, hätt´ mich bald der Schlag getroffen!"

An dieser Stelle unterbricht Hörtnagl erneut - diesmal, weil sein Telefon klingelt. Alfons scheint wieder am anderen Ende der Leitung zu sein, und neuerlich schaltet Poldi in den Dialekt um. Er wirkt aufgeregt, gestikuliert mit den Armen und bekommt ein puterrotes Gesicht. Dann ist das Gespräch wieder schnell beendet. "Verzeihung, ich muß sofort hier wegfahren, man braucht mich", sagt Hörtnagl und rennt davon. Was denn nun mit der Forelle gewesen wäre, frage ich ihn. "Ach ja. Der Fisch hatte d r e i Augen!"

Zurück in der Redaktion, versuchte ich, etwas mehr über die Fabrik, den Fisch und die Lesach herauszubekommen. Leider waren weder die Leute von PlutArch noch der Bürgermeister besonders redselig. Sie erwiderten auf meine Nachfragen immer nur, daß Hörtnagl in den ersten Jahren der Kärntner Firmenfiliale als Fahrer für das Labor gearbeitet hätte und irgendwann wegen eines Verstoßes gegen das Alkoholverbot im Dienst entlassen worden sei.

Am Tag meines Besuches im Lesachtal fügte ein Brand der Fabrik von PlutArch erheblichen Sachschaden zu - Leopold Hörtnagl sitzt deswegen in Untersuchungshaft. Seither erhielt ich mehrere Drohanrufe im Kärntner Dialekt und hielt es daher für klüger, mich von Maria Luggau und dem Lesachtal fernzuhalten. Denn auf dessen Almen scheint es eine ganze Menge Sünden zu geben.
 
 

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