Schöne, teure Fernsehwelt

Wie langweilig waren Gameshows bisher: Manfred Gewöhnlich aus Dummsdorf gewinnt eine Runde und nimmt eine Einbauküche und einen Haartrockner mit nach Hause. Heinz Normal verliert sein Spiel und kriegt sogar noch einen Trostpreis in Form eines Trekking-Rades hinterhergerollt. Dem deutschen Kabelsender VOX ist das jetzt auch aufgefallen, und so werden gerade die ersten Folgen der Gameshow "break even" produziert, bei der die Mitspieler sich eventuell anhäufende Minuspunkte bar bezahlen müssen. Bis zu 2000 Mark kann ein Kandidat pro Folge verlieren. In der Sendung werde Börsenwissen abgefragt, und die Gewinne würden in Form von Fondsanteilen ausbezahlt, teilte eine Sprecherin des Senders mit. Unklar bleibt allerdings, ob VOX mit "break even" Quotenerfolge erzielen möchte - oder sich wegen des Ausbleibens derselben auf neuen Wegen zu refinanzieren versucht.
 
 

Periodisches Rauchen

Wer eine Tageszeitung abonniert, kriegt ein Hartschalenkoffer-Set, wer ein neues Mitglied beim Bücherclub anlockt, erhält als Prämie eine Kompakt-HiFi-Anlage gegen 300 Schilling Aufpreis. Beim Rauchen könnte das auch gehen, dachten sich die Marketing-Experten des französischen Zigarettenherstellers Gitanes in Les Aubrais. Folgerichtig führten sie ein Abonnement für Glimmstengel ein. Wer mindestens 40 Stangen im Jahr abnimmt, kann in der Trafik seiner Wahl eine Vorbestellung für die entsprechende Menge tätigen und erhält dafür zwei Stangen gratis. Zusätzlich wird er für die Markentreue mit einer Flasche Chablis oder einem Ausflug nach Paris belohnt. Die Franzosen, die mit dem Rauchen weitaus weniger Probleme als beispielsweise die Amerikaner haben, finden es weder illegitim noch unmoralisch, daß Konsumenten einer Droge bald für ihr Versprechen belohnt werden, sie auf absehbare Zeit weiter zu genießen.
 
 

Absehbare Trends

Es gibt Soziologen, die als Streetworker arbeiten und es gibt Soziologen, die Selbsthilfegruppen leiten. Marc Boschwil ist auch Soziologe, aber er beschäftigt sich lieber mit Trends und hat gerade seine Diplomarbeit mit dem Titel "Luhmann in Jeans" fertigstellt. Die größte Leistung des Studenten der Universität Göttingen ist dabei die Konstruktion einer Trenduhr für Modeerscheinungen, mit der man hinreichend genau das Wiederaufflammen bestimmter Stile vorhersagen kann. So sieht er für das Jahr 2006 in der Sommermode ein Crossover-Revival aus Flowerpower- und Clubstyle-Klamotten vorher. Wie der Titel seiner demnächst als Taschenbuch veröffentlichten Abschlußarbeit schon vermuten läßt, bedient er sich der Wellenmetapher aus Niklas Luhmanns Systemtheorie, die besagt, daß sich die Geschichte in ihrer Intensität wie eine Welle fortsetzt.
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