Energiesparlampen
Editorial_Energiesparlampen
Unterbelichtet
Haben Sie in letzter Zeit öfters Kopfweh? Schmeckt Ihnen das Essen nicht mehr so recht? Ja, die dunkle Jahreszeit fordert halt ihren Tribut. Vor allem, wenn man bei Kunstlicht auf jene Funzeln angewiesen ist, die wir schon seit längerem in unsere Lampen schrauben müssen ... 25.01.2011
Die Welt schien wieder ein bißchen besser geworden zu sein - damals, im Herbst 2009. Wenigstens für die glücklichen Bürger der Europäischen Union. Abermillionen energiefressender Leuchtkörper sollten durch Produkte moderner, sauberer Technologie ersetzt werden; zum Schutze der Umwelt, und zur Freude der Konsumenten.
Heute, anderthalb Jahre später, dämmert langsam auch den Gutgläubigsten, daß zusammengefaltete Neonröhren kein brauchbarer Ersatz für Edisons Glühbirne sind.
Der EVOLVER hat die blumigen Versprechungen von Industrie und Politik nachgeprüft; unter Berücksichtigung der Tests neutraler Konsumentenzeitschriften wie "Stiftung Warentest", "Konsument" oder "ÖKOTest" - und nicht zuletzt anhand eigener Erfahrungen.
Wir präsentieren: Die schönsten Märchen rund um die gepriesenen Wunderbirndeln.
Märchen Nr.1): Energiesparlampen sparen Energie
Weil sie - im Unterschied zu Glühlampen - nicht den Großteil als Wärme abgeben und daher bei gleicher Lichtausbeute weniger Energie benötigen.
Ob man damit die Welt retten könnte, bleibt fraglich; schließlich machen Lampen in Privathaushalten nur rund 1,5% des Gesamtverbrauches aus (Heizung und Warmwasser eingerechnet). Eines stimmt: Im Betrieb verbrauchen Kompaktleuchtstofflampen weniger Strom.
Addiert man jedoch den gesamten Energieverbrauch vom wesentlich aufwendigeren Herstellungsprozeß bis zur notwendigen Entsorgung als Sondermüll, ist ihre Bilanz im Vergleich zu Glühbirnen miserabel (abgesehen davon, daß deren abgestrahlte Wärme schon in unseren Breiten nicht "nutzlos" ist, weil sie einen Teil der benötigten Heizenergie aufwiegt).
Nicht einmal die theoretisch längere Haltbarkeit - somit geringere Stückzahlen, die produziert werden müßten - kann daran etwas ändern: Sparlampen verbrauchen letztlich mehr Energie als alle anderen Beleuchtungsvarianten.
Auch wenn bei Glühbirnen eine Lebensdauer von nur "1000 Stunden" vorausgesetzt wird (mehr zu diesem Thema unten im Nachsatz). Wo wir aber gerade dabeisind, gleich zu
Märchen Nr.2): Energiesparlampen halten zehnmal länger
Selbst wenn sie ununterbrochen brennen, stehen sie oft keine 5.000 Stunden durch. Na schön, könnte man sagen, das ist aber immer noch viermal so lang wie bei einer Glühbirne.
Wenn - ja, wenn man sie zwischendurch nicht auch aus- und wieder einschaltet. Das mögen die Schrumpfneons nämlich gar nicht. Im Härtetest (0,5 Minuten ein / 4,5 Minuten aus; man denke an Ganglicht, von Bewegungsmeldern gesteuert) verabschieden sich weniger teure Exemplare schon nach 3.500 solcher Schaltzyklen.
Das ergibt eine Lebensdauer von knapp 30 (!) Stunden. Glühbirnen halten unter gleichen Bedingungen zwanzigmal so lange.
Und die geben dabei ihre volle Lichtleistung ab. Selbstverständlich? Nicht bei den modernen Leuchten, wie wir hier sehen:
Märchen Nr.3): Energiesparlampen sind fünfmal so effizient
Ein "12Watt"-Produkt soll also genauso hell leuchten wie eine 60W-Glühbirne.
Von der Realität ist das leider weit entfernt. Schon am Anfang sind sie schwer wachzubekommen: Es kann fünf Minuten dauern, bis sie ihre maximale Leuchtkraft erreichen.
Im Falle einer Gangbeleuchtung - wie oben beschrieben - sind sie durchgebrannt, bevor sie jemals die angegebene Lichtleistung erreicht haben. Derweil stolpern die Benutzer durch trübe Gänge (oder zunächst finstere: die Einschaltverzögerung kann mehrere Sekunden betragen), vor allem im Winter; Frost mögen die neuen Lampen nicht, da bleibt die Leuchtkraft reduziert. Hitze konveniert ihnen leider genausowenig: Sommerwetter über 30° oder allein schon geschlossene Lampenschirme haben den nämlichen Bremseffekt.
Also Zimmertemperatur, gut belüftet, nicht zu oft ein- und ausgeschaltet ... dann fangen sie immerhin erst nach 100 Betriebsstunden an, nachzulassen. Bis gegen Ende ihres Lebens meist nur mehr zwei Drittel der Lichtausbeute überbleiben.
Und in ihrer Glanzzeit, in den ersten ein, zwei Monaten? Selbst hier bedarf es raffinierter Meßmethoden (wie sie die Hersteller anwenden; Stichwort "Ulbrichtsche Kugel"), um auf das ausgelobte Verhältnis 1:5 zu kommen.
In der Praxis geht man daher besser von 1:3 aus.
Märchen Nr.4): Energiesparlampen schützen die Umwelt
Dafür sind wir ja bereit, zu leiden. Wie bereits oben erwähnt, fällt ihre Energiebilanz dummerweise schlechter aus als jene von Glühbirnen. Als wäre das noch nicht absurd genug, sind die neuen Dinger auch noch hochgiftig. Sie enthalten nämlich Quecksilber, das u.a. beim Zerbrechen freiwird; zumindest in Kinderzimmmern müßten sie daher eigentlich verboten sein.
Betrachtet man die "Recyclingdisziplin" eines durchschnittlichen Anwenders, landen kaputte Birnen wie eh und je großteils im Hausmüll. Was bedeutet, daß besagtes toxische Flüssigmetall in Zukunft vermehrt aus Müllhalden in den Boden und das Grundwasser dringen wird.
Nettes Detail am Rande: Wegen des erhöhten Bedarfes der EU werden schon jetzt weltweit alte, längst aufgegebene Quecksilberminen wieder in Betrieb genommen. Und wie es um die Schutzvorschriften etwa in China bestellt ist, dürfte bekannt sein.
Märchen Nr.5): Energiesparlampen sparen Geld
Ja - wenn man sie nicht kauft ... Gut, vergessen wir einmal jenen Teil der Entsorgungskette, den der Verbraucher über höhere Steuern begleichen muß. Aber da die Mini-Neons in einem gewöhnlichen Haushalt kaum länger halten als Glühbirnen und ein Vielfaches kosten, rentiert sich nicht einmal die reine Stromersparnis.
Oder höchstens, wenn man an die "1:5"-Legende glaubt. Wer brav alle alten 100er und 60er gegen die neuen 20- und 12W-Typen auswechselt ... ja, nur: Der hätte mit einem Tausch gegen altmodische 75er/40er den gleichen Effekt (siehe Punkt 3 ad Lichtausbeute).
Und immer noch angenehmeres Licht. Denn jetzt kommt
Märchen Nr.6): Energiesparlampen sind ein vollwertiger Ersatz
Das wird schon einmal jeder lustig finden, der versucht hat, so ein klobiges "20W"-Trumm hinter einem schlanken Schirm unterzubringen.
Oder in einer dimmbaren Lampe. (OK, mittlerweile gibt's - entsprechend teure - Exemplare dafür. Nur daß die sich nicht unbedingt mit dem vorhandenen Dimmer vertragen müssen; von ihrer Lebensdauer gar nicht erst zu reden.)
Wirklich interessant wird es aber erst, wenn man die Frage nach der Qualität der abgesonderten Strahlung stellt. "Das ist kein Licht, das ist Dreck" lautete die wenig respektvolle Zusammenfassung eines Baubiologen. Das mag zunächst übertrieben klingen; eine Analyse des Frequenzspektrums gibt dem Herrn aber Recht.
Hier rechts im Bild das Licht einer Glühbirne.
Wie man sieht, fehlt im "blauen" Bereich ein größerer Teil; das ist der Grund, warum solche Beleuchtung im Vergleich zu direktem Tageslicht tendenziell rötlich wirkt. Derlei "hohe Lichttemperatur" kann das menschliche Auge aber - seit Jahrtausenden an ähnlich strahlendes Kunstlicht brennbarer Naturstoffe gewöhnt - recht gut ausgleichen.
Nur was, bitte, soll das da links sein? Erraten: Das Spektrum einer Sparlampe. Wie man sieht, spart die sich eine ganze Menge.
Jetzt wissen Sie endlich, warum Ihr rosiges Antlitz bei solcher Beleuchtung immer ausschaut wie gspiebans erpfekoch ("erbrochener Kartoffelbrei", für unsere bundesdeutschen Freunde); oder weshalb Speisen - von Tomatensalat bis Gulasch - den Eindruck erwecken, bereits den Darm passiert zu haben.
Der Grund: Gasentladungslampen emittieren Licht eben nur schmalbandig, auf wenigen Frequenzen. Den Rest kann eine Innenbeschichtung teilweise ergänzen, indem sie z.B. aus dem Ultraviolettbereich was dazuholt. Derlei funktioniert aber nur mit ausreichend großer Oberfläche - weshalb Neonröhren eben so lang sind, wie sie sind. Schrumpft man die Sache, bleibt an Farbwiedergabe ... das, was man sieht, wenn man eine Energiesparlampe einschaltet.
Dazu kommen noch das entsprechend ungedämpfte Flackern (im Unterschied zu Glühbirnen funktionieren solche Leuchten wie ein Stroboskop), Störeinflüsse auf andere Geräte (Computer, Empfänger), mögliche Belästigung durch das Betriebsgeräusch ("Brummen") oder den Geruch (Ausgasen von Phenol) - bis hin zur Frage, warum diese Birndeln eigentlich alle Grenzwerte elektromagnetischer Strahlung (wie sie etwa für Bildschirme vorgeschrieben sind) deutlich überschreiten dürfen.
Wie dem auch sei:
Ende der Märchenstunde
Warum also das Ganze? Halten wir uns an Cicero, der das Prinzip "cui bono" formulierte: Wem nützt es? Antwort hier: hauptsächlich den Firmen, die solche Lampen herstellen.
Jahrzehnte kostenintensiver Forschung konnten geschrumpften Neonröhren kein akzeptables Licht abringen. Jedoch angepriesen unter dem hehren Ideal des Umweltschutzes ... ließe sich die Sache vielleicht verkaufen, dachte man; und behielt Recht. Lobbyarbeit und die Not aller nach Brüssel abgeschobenen Politiker, ihre Gehälter zu rechtfertigen, besorgten wie üblich den Rest.
Sie glauben es nicht? Dann erinnern Sie sich an die Krümmungsradien von Gurken. Oder an die derzeit in Vorbereitung befindliche Verordnung, daß Duschköpfe künftig nur mehr mit integrierten Druckbremsen verkauft werden dürfen, um Wasser zu sparen.
Empfehlungen der Redaktion
Wenn Sie sich und der Umwelt etwas Gutes tun wollen, lassen Sie die Finger von jenen sogenannten Energiesparlampen.
Drehen Sie lieber das Licht ab, wenn Sie den Raum für länger als eine Viertelstunde verlassen. Halten Sie die vorgegebene Maximalbelastung ein und schrauben Sie keine 100er in Schreibtischlampen, die vielleicht nur für 40W deklariert sind (sonst wird's dort zu heiß, der Lack dampft aus, und die Birnen brennen durch).
Wenn Sie umstellen, dann auf (Hochvolt-)Halogenleuchten. Deren Farbspektrum ist dem Sonnenlicht am ähnlichsten, und sie sparen sogar effektiv 30% Strom gegenüber Glühbirnen.
Hoffen Sie, daß der Fortschritt in der LED-Technik bald zur Entwicklung ausreichend lichtstarker Lampen führt. Dieses Beleuchtungsprinzip hat nämlich eine ernstzunehmende Zukunft; und es könnte tatsächlich manche der 2009 gegebenen Versprechen einlösen.
Bis dahin legen Sie sich besser einen ausreichenden Vorrat an 60W-Birnen an: Heuer im Herbst wird dieser Typ nämlich verboten.
Nachsatz
Am 19.3.2011 sendete ARTE den Film "Kaufen für die Müllhalde" (F 2010, 75min; R: Cosima Dannoritzer).
Er beschreibt unter anderem die Aktivitäten des 1924 gegründeten Phöbus-Kartells, eines weltweiten Zusammenschlusses aller damals maßgeblichen Glühlampenhersteller, darunter auch Philips und Osram. Eine der Zielsetzungen: Beschränkung (!) der Lebensdauer von Glühbirnen auf jene bis heute zitierten "1000 Stunden". Damals hielten die nämlich rund 2500 Stunden - schlecht für den Absatz, weshalb hernach Kartellfirmen, deren Birnen zu lange brannten, empfindliche interne Strafen zahlen mußten.
Das Bündnis flog 1942 auf und wurde - nach einem elfjährigen Rechtsstreit - von der Regierung der USA verboten. Obwohl später zahllose Patente angemeldet wurden (darunter Birnen mit bis zu 100.000h Brenndauer), kamen trotzdem nie wieder verbesserte Produkte auf den Markt.
Noch interessanter in dem Film ist jedoch das Porträt des US-amerikanischen Immobilienmogules Bernard London. Als 1933 Präsident Roosevelt der Weltwirtschaftskrise mit seinem New Deal entgegentrat, setzte besagter Millionär stattdessen auf ein revolutionäres Konzept zur Sicherung der Arbeitsplätze: Alle Produkte sollten ein vorgeschriebenes Ablaufdatum tragen - danach sollten die Konsumenten unter Strafandrohung verpflichtet sein, die Geräte zurückzugeben.
So irrwitzig das klingt: London wurde als Philanthrop gepriesen. Zwar sind die Forderungen seiner Abhandlung Ending the depression by planned osolescence nie offiziell umgesetzt worden; dennoch findet sich hier das Grundprinzip unserer Wegwerfgesellschaft - samt dem längst etablierten Credo, nur permanentes Wirtschaftswachstum garantiere das Wohlergehen der Menschheit.
Hier zunächst ein ARD-Beitrag zum Thema Energiesparlampen. Informationen zum Film "Kaufen für die Müllhalde" finden Sie weiter unten.
Kaufen für die Müllhalde
The Light Bulb Conspiracy
F 2010
75min
Regie: Cosima Dannoritzer
Anmerkung zu den untenstehenden Links:
Der Film wird immer wieder bei YouTube eingestellt, aber auch regelmäßig gelöscht. Suchen Sie dann gegebenenfalles dort bitte unter dem Titel.
Kommentare_
Tja, traurig aber nicht überraschend. Im Endeffekt nur eine weitere Lüge unter vielen, die uns die wunderbare EU beschert hat.
LED-Lampen gibt es schon einige - diese sind auch schon sehr gut. In schätzomativ 2 Jahren haben die derzeitigen Energiesparlampen ausgedient - hoffentlich.
Ja, LED-Lampen sind die Zukunft. Im Vergleich der Leuchtleistung zu Glühbirnen allerdings (noch) zig-fach teurer!
Auch LED Leuchten haben ihre Probleme. Sie benötigen Lithium, einen recht wenig umweltfreundlichen Stoff, der nur mit immensem Aufwand aus der Natur gewonnen werden kann. Ausserdem ist ihr Lichtspektrum ebenso schlecht wie das der ESl.
Ersteres ist leider falsch: Lithium ist allenfalls in den Batterien enthalten, die LEDs betreiben können (sowie in sämtlichen Handy-, Laptop- und anderen Akkus ... ). Tatsächlich enthalten Leuchtdioden das giftige Galliumarsenid. Allerdings in verschwindend geringen Mengen - und es kann auch (im Unterschied zum Quecksilber der ESLs) vor der Wiederverwertung praktisch nicht freiwerden, da man schon einen Hammer benötigt, um eine LED zu zerstören.
Was das Spektrum betrifft: Es ist richtig, daß eine einzelne LED (noch) nicht über die gesamte Bandbreite einer Glüh- oder Halogenleuchte verfügt. Aber: Leuchtdioden decken heute schon deutlich breitbandigere Teilspektren ab als jede Energiesparlampe; und das, je nach Typ, im gesamten Bereich sichtbaren Lichtes - auch dort, wo ESLs prinzipbedingt nie hinkommen.
Auf Deutsch: Schon ca. drei, vier verschiedene (entsprechend selektierte) LEDs nebeneinander bringen gemeinsam den vollen Umfang; davon können selbst Halogenstrahler nur träumen. Und wegen des minimalen Platzbedarfes werden Leuchtdioden ohnehin gruppenweise verbaut ...
Dazu kommen: Hundertfach höhere Lebensdauer, kaum Produktionsaufwand, kein Flackern, unerreicht niedriger Stromverbrauch - man müßte schon ziemlich vernagelt sein, das Potential dieser Leuchtmittel zu verkennen. Die Lux-Ausbeute (Leuchtkraft) ist zwar derzeit, wie gesagt, noch nicht hoch genug, um alle Einsatzzwecke abzudecken; aber es wäre bloß eine Frage der Zeit und des Willens, entsprechende Forschungen voranzubringen.
Auch wenn es nur ein vernachlässigbares Detail sein mag und mit den idiotischen "Energiesparlampen" nichts zu tun hat: In dem Film geht es nebenbei um den vollen "waste ink tank" von Druckern. Ich hatte - bei einem Canon - das gleiche Problem. Mein Tip: einschlägige Sites konsultieren. Es geht heute nämlich viel einfacher, man braucht auch keine russische Software herunterzuladen. Drucker haben, wie praktisch alle modernen elektronischen Geräte, ein internes Betriebssystem; meistens ist es erreichbar, indem man den Einschaltknopf gedrückt hält, während man die Stromzufuhr einschaltet. Danach führen Kombinationen aus Tastendrücken am Gerät zum Erfolg; deren Abfolge-Codes sind im Net zu finden. In meinem Fall dauerte es dann keine 30 Sekunden, den Drucker zu "resetten" - ohne auch nur ein einziges Kabel anzurühren.
Ceterum censeo: Der Krämer geistlose Gedankenwelt muß zerstört werden.
Märchen Nr.1): Energiesparlampen sparen Energie
Die Beleuchtung steht an vierter Stelle des Stromverbrauchs im Haushalt (hinter Büro/Computer, TV/Audio, Kühlschrank). Je nach Haushaltsgröße sind das 48 (1 Person) bis 160 (6 Personen) Euro pro Jahr. Der Beitrag von Lampen in einem Durchschnittshaushalt zur Wohnungswärme ist erstens gering, zweitens unwirtschaftlich, die normale Heizung ist deutlich besser. Da sowohl Glühlampen als auch Energiesparlampen (wenngleich weniger) Wärme abgeben, ist die Glühlampenwärme im Normalaushalt eine vernachlässigbare Größe.
Die Energieaufwendungen bei Produktion und Entsorgung stehen in keinem Verhältnis zum Energieverbrauch im Betrieb. Hier fallen die eigentlichen Kosten an, und hier erreicht die Glühlampe extrem hohe Verbrauchswerte.
Märchen Nr.2): Energiesparlampen halten zehnmal länger
Glühlampen und Energiesparlampen haben eine sog. „mittlere“ Lebensdauer, die von der individuellen Produktqualität (Unterschiede gibt es gerade auch bei Glühlampen), verschiedenen Umweltfaktoren und Nutzungsgewohnheiten abhängt. D.h. eine Glühlampe kann 1.000 Stunden halten. Oder 1.200. Oder nur 700. Eine Energiesparlampe kann 10.000 Stunden halten. Oder 12.000. Oder nur 7.000. Bei der notwendigen ganzheitlichen Betrachtung zählt übrigens nicht das „Einzelschicksal“ des Verbrauchers, sondern ganz schnöde die quantitative Betrachtung über hunderttausende bzw. millionen von Lampen. Es gab und gibt Haushalte, bei denen sich Glühlampen extrem schnell verabschieden, und Energiesparlampen lange halten, und umgekehrt.
Märchen Nr.3): Energiesparlampen sind fünfmal so effizient
Es gibt verbindliche und technisch korrekte Vergleichsregeln der EU für die Helligkeit von Glühlampe zu Energiesparlampe, die mit Einführung des Glühlampenausstieges aufgestellt wurden, und die seit 2010 auf den Packungen neuer Lampen aufgedruckt sein müssen. Ein Hersteller kann also keine Vergleiche mehr aufstellen wie er will. Entscheidend ist nicht die Watt-Zahl, sondern die Lumen-Zahl (Helligkeit).
Beispiel:
Eine 60Watt Glühlampe ist zw. 680 bis 720 Lumen hell (erleiden nämlich auch Helligkeitsverluste durch Alterung)
Eine vergleichbare Energiesparlampe muss 745 Lumen hell sein (also heller, um Lichtverluste im Zuge der Lebensdauer zu kompensieren). Standard Energiesparlampen schaffen das mit ca. 14 Watt (Effizienzlabel A), sehr gute sogar schon mit 12 Watt.
Eine LED-Lampe muss sogar 806 Lumen hell sein, um sich mit einer 60 Watt Glühlampe vergleichen zu dürfen (11 bis 12 Watt).
Die Schaltfestigkeit von Lampen ist extrem qualitätsabhängig. Gute Durchschnitts-Energiesparlampen kommen auf ca. 50.000 Schaltungen. Top-Modelle erreichen 200.000 bis 400.000 Schaltungen.
Und selbst wenn eine Glühlampe 10.000 Stunden hielte, wäre sie immer noch extrem energieverschwenderisch.
Märchen Nr.4): Energiesparlampen schützen die Umwelt
Ein schwaches Argument. Weil der Verbraucher sich schlecht benimmt, ist das Recycling von Produkten (grundsätzlich) in Frage zu stellen? Tatsächlich ist sogar die Quecksilberbilanz falsch entsorgter Energiesparlampen im Vergleich zum Quecksilberausstoß durch den Strom-Mehrverbrauch von Glühlampen gesamteuropäisch betrachtet besser.
Märchen Nr.5): Energiesparlampen sparen Geld
Man kann es drehen oder wenden wir man will, alle (!) Tests zeigen: Wenn man nicht den letzten Mist kauft, halten Energiesparlampen deutlich länger als Glühlampen. Daraus folgt, dass bei 1000 Brennstunden/Jahr eine Glühlampe rund 12 Euro Stromkosten im Jahr verursacht, eine Energiesparlampe 2,80 Euro und eine LED-Lampe sogar nur 2,40 Euro. Jetzt kann sich jeder selbst ausrechnen, ab wann sich die Energiesparlampe individuell rechnet.
Märchen Nr.6): Energiesparlampen sind ein vollwertiger Ersatz
Das Lichtspektrum einer Glühlampe ist anders als das einer Energiesparlampe, und es ist auch anders als das einer LED-Lampe. Das ist schlichtweg technisch bedingt. Dass das Glühlampenlicht rotstichig ist, sei hier nur am Rande erwähnt.
Da Licht eine Sinneswahrnehmung ist, kann man das unter Umständen auch bemerken, vor allem im direkten Vergleich. Der eine merkt’s mehr, der andere weniger. So wie dem einen eine Suppe schmeckt, und dem anderen nicht. Da hilft es mitunter schon, die Suppe anders zu würzen, sprich: eine Lampe eines anderen Herstellers zu kaufen (da haben wir wieder den Punkt: auf die Qualität kommt es an).
Noch ein Vergleich mit einer anderen Sinneswahrnehmung: Praktisch jeder von uns hört heute Musik aus digital komprimierten Dateien (MP3). Im Vergleich zu einem analogen Tonträger zeigen die Spektralanalysen von MP3-Dateien je nach Komprimierungsrate teils extrem reduzierte Bandbreiten. Entsprechende Abbildungen weisen „katastrophale“ Unterschiede auf. Merken wir das? Bei normalen Komprimierungen: nein. Bei sehr starken Komprimierungen: ja. Stört uns das alles wirklich? Verzichten wir deshalb auf MP3-Player und Musik wo wir gehen und stehen? Nein – bis auf ein paar HIFI-Enthusiasten, die auf teurem Hi-End-Equipment ihre sorgsam gepflegten Vinyls genießen, ist uns das herzlich egal und wir lassen uns auch nichts anderes einreden. Bloß bei den Lampen glauben wir jedem Scheinargument selbsternannter Lichtexperten…
Es freut mich, zu sehen, daß anscheinend auch einschlägige Lobbyisten den EVOLVER beachten ...
Lassen wir "Kleinigkeiten" weg (wie etwa den Unterschied zwischen Strom- und Energieverbrauch; oder die Tatsache, daß Haushalte im Vergleich zur Industrie vernachlässigbare Verbraucher darstellen): Herr Richtigsteller widerlegt letztlich keinen einzigen Punkt im Artikel - so man Letzteren genau liest. Zumeist widerspricht er nicht einmal den genannten Fakten. Mit einer wesentlichen Ausnahme; und zwar, wenn er schreibt:
"Tatsächlich ist sogar die Quecksilberbilanz falsch entsorgter Energiesparlampen im Vergleich zum Quecksilberausstoß durch den Strom-Mehrverbrauch von Glühlampen
gesamteuropäisch betrachtet besser".
Hier wird ungeniert die dreisteste Lüge der Profiteure wiederholt. Sie wurde auf der Tatsache konstruiert, daß auch Kraftwerke Quecksilberdampf ausstoßen können (etwa AKWs oder Kohleverarbeiter). Da Strom nun eben von Kraftwerken erzeugt wird, und dieser bei uns auch von den genannten Umweltschädlingen erzeugt wird, macht man - auf Basis des Verbrauches der Lampen im Betrieb (!) - die Rechnung auf: Je mehr Stromverbrauch, desto Quecksilber, und weil Glühbirnen ... etcetera.
Wie ahnungslos muß man eigentlich sein, auf solch offensichtlichen Unsinn hereinzufallen? Die hundertfach aufwendigere Herstellung von "Sparlampen" (man beachte, was da im Vergleich zur Glühbirne alles an Technik drinsteckt) beginnt nämlich bereits beim Abbau der benötigten Rohstoffe - und das listet wohlweislich keine einzige "offizielle" Studie; weder, was den diesbezüglichen Energieverbrauch (incl. Transport, etc.), noch was das dabei kollateral freigesetzte Quecksilber betrifft (Stichwort Billig-Minen; da "betrachtet" man lieber nur "gesamteuropäisch", nedwahr). Bei der Entsorgung wiederum wird einfach der Amalgam-Anteil weggerechnet, weil solcherart "gebundenes" Quecksilber nicht unter die Gas-Richtlinien fällt ... Nebenbei: Die Milchmädchenrechnung ginge nicht einmal mehr dann auf, wenn man im bloßen Betrieb der Birnen (s.o.) Strom aus Wasserkraft zugrundelegte.
Was bleibt also? Vermutlich die Frage, wie sie so oder ähnlich seit jeher von Leuten wie Herrn Richtigsteller formuliert wird:
"Lichtspektrum ... MP3-Dateien ... Merken wir das? ... Stört uns das alles wirklich?"
Eben. Recht hat er. Wir haben schließlich andere Sorgen.