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Wie macht man einen Mobilfunkbetreiber und seine krebserregenden Produkte sympathisch? Ganz einfach: Man läßt Hollywood-Profis einfliegen. Die lügen besser. 07.04.2003
Liebe EVOLVER-Leser und -innen!
Eigentlich empörend, daß der Oscar für die beste männliche Hauptrolle an Adrien Brody für seine Rolle im Polanski-Streifen "The Pianist" verliehen wurde - und nicht an Boris Nemsic. Der Mobilkom-Generaldirektor wird unter Insidern nämlich als Shooting-Star auf dem heimischen Mimenmarkt gehandelt. Seit latentes Talent zum Charakterdarsteller durfte Nemsic schon vor über einem Jahr im ersten Wim-Wenders-Werbeclip für die Mobilkom unter Beweis stellen. Inmitten von Luftballonen und lachenden Kindern ließ er die Erkenntnis platzen, daß uns in hektischen Zeiten wie diesen nur der Mobilfunk ein stabiles Familienleben ermöglicht. Ich war den Tränen nahe: Wenders at his best.
Vor kurzem hat sich Boris Nemsic zu einem Sequel unter der Regie von Robert Altman entschlossen. Wieder erlaubt uns der mit dem Bartwuchs eines polnischen Bauarbeiters gesegnete Manager per Werbefernsehen intime Einblicke in sein Familienleben. Jetzt wissen wir, daß der drahtlose Boris ohne drahtlose Verbindung zur Umgebung vollkommen aufgeschmissen ist. Gäbe es keine WAP-Handys, würde er sogar die Schulaufführung des Töchterleins versäumen. Fast schon zur Sozialstudie geronnen ist die ebenso kurze wie prägnante Stilisierung des Arbeitsklimas bei der Mobilkom: Da gibt´s nur aufgeräumte Schreibtische, ebenso gut gelaunte wie gekleidete Mitarbeiter, die mit dem Chef per du sind, und eine ganz unaufdringliche Art von Frohsinn, der in rauhen Mengen aus der Klimaanlage quillt.
Dipl.-Ing. Dr. Boris Nemsic: Manager, Künstler und einer der faszinierendsten Schauspieler, die das heimische Telekom-Busineß zur Zeit zu bieten hat. Wir dürfen gespannt sein, womit uns Boris Drahtlos als nächstes überraschen wird - sollte es an Ideen mangeln, könnte ich weiterhelfen. Vorab ein paar Anregungen:
"Mission Impossible 3": Boris versucht bessere Preise als die Konkurrenz zu machen.
"Archipel Gulag 2": Boris verbringt einen Tag in der Störungsstelle.
"Trio Infernal 2": Boris installiert ADSL auf einem Macintosh-Computer.
"Mein Essen mit Boris 2": Ich esse mit Boris beim Hauswirth zu Mittag und erzähle ihm zwei Stunden lang von krebserregender Mobilfunkstrahlung.
"Lethal Weapon 5": Boris findet heraus, daß Mobilfunkmasten wirklich krebserregend sind.
"Tanz der Teufel 4": Boris versucht aufgebrachte Bauern zu beschwichtigen, deren Kühe seit der Installation eines neuen Sendemasts nur noch Kälber mit zwei Köpfen und 36 Eutern zur Welt bringen.
"E.T. 2": Boris versucht ET einzureden, daß er mit A1 billiger nach Hause telefonieren kann als mit T-Mobile.
Ich denke, diese Stories müßten Boris zum absoluten Durchbruch verhelfen. Und wenn nicht ihm, dann zumindest dem Medium, in dem Sie zum ersten Mal davon gehört haben - dem EVOLVER-Newsletter, der auch heute wieder interessante Reviews aus (fast) allen Kulturbereichen bringt.
Viel Spaß beim Lesen
wünscht
Christian Haderer
(EVOLVER-Autor und Bartstoppel-Connaisseur)
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