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Auch 2002 zeichneten kritische Gemüter bei den "Big Brother Awards" die schlimmsten Verstöße gegen den Datenschutz aus. Award-Besucher wurden übrigens nicht digital erfaßt. 28.10.2002
Liebe EVOLVER-Leser und -innen!
Samstag abend im Flex, bei ausnahmsweise freiem Eintritt: Ein paar Leute sind zum Tanzen da und weil es heute nichts kostet; die fragen sich, was der Typ auf der Bühne (Erich Möchel) da stundenlang vor sich hinfaselt. Die andern sind wegen der "Big Brother Awards" gekommen, die heuer zum vierten Mal an die besten Überwacher im Land verliehen wurden. Die Trophäe: je ein mit lebendigen Kakerlaken gefüllter Plexiglas-Container.
Nominiert waren die üblichen Verdächtigen - von Microsoft über Telekom bis zu Innenminister Strasser. Und erwarten durfte man einen netten Abend mit ein bißchen medialer Präsenz in den Tageszeitungen und bei FM4 (aufgrund eines Bandwettbewerbs für eine "Big Brother Awards"-Hymne). Aber: Bei der UNIQUA (Auszeichnung für eine Krankenzusatzversicherung, deren Vertrag
medizinisches Personal von der Schweigepflicht gegenüber der Versicherung entbindet) werden keine Köpfe rollen, und Frau Gehrer (Auszeichnung u. a. für die Einführung von Biometrie-Systemen im Schulwesen) wird sich genauso betroffen geben, wie Herr Strasser es garantiert nicht ist.
Daraus folgt die Gretchenfrage: Wer braucht einen für seine Fans recht gaudigen, in der Praxis jedoch ziemlich nutzlosen Award, der sich zwar als deutliches Zeichen versteht, aber nichts bewirkt? Von den Nominierten wird die Auszeichnung ja sowieso traditionell ignoriert ...
Weitaus bedenklicher als der Versuch, gegen Windmühlen anzurennen, wäre jedoch, wenn niemand ihn unternehmen würde. Die Big Brother Awards spielen nicht zuletzt mit einer aus dem Absurden geschöpften Kraft und der felsenfesten Überzeugung, tatsächlich etwas verändern zu können. Zwar wurden auch heuer weder Firmenvertreter noch Politiker im Flex gesichtet - nur die Grünen waren da, uneingeladen und gleich mit einem vor dem Lokal aufgebauten Infostand -, aber vielleicht irgendwann. Vielleicht in fünf Jahren. So viel Zeit muß sein (und wenn Josef Broukal dann moderiert, ist etwas ganz, ganz schief gelaufen).
Im Gegensatz zum politischen Sperrmüll, den uns der Wahlkampf bringt, kommt der EVOLVER-Newsletter ganz sicher nicht uneingeladen ins Haus. Und wir wollen auch nichts über Ihre Eß- und Einkaufsgewohnheiten wissen. Oder über eklige Krankheiten und ungewöhnliche Körperfunktionen. Wir versorgen Sie bloß mit allen Neuigkeiten über aktuelle Kulturprodukte, um es im Neusprech der Agenturen zu sagen.
Viel Spaß beim Lesen.
Chris Haderer
(Großer Bruder Redakteur)
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