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Wenn die Raubkopierverluste der Musikindustrie wirklich so hoch wären, hätten die Plattenfirmen längst zusperren müssen. Stattdessen schütten sie den Markt weiterhin zu. 12.05.2003
Liebe EVOLVER-Leser und -innen!
Die Plattenfirmen drehen fast durch vor Angst.
Schuld daran sind, so meinen zumindest die Vertreter der Unterhaltungsindustrie, die bösen Raubkopierer, die den internationalen Umsatzrückgang bei Tonträgern auf dem Gewissen haben. (Viele meinen zwar, daß dafür eher die Qualität der derzeit veröffentlichten Musik verantwortlich ist, aber das interessiert die zuständigen Buchhalter nicht. Weil Buchhalter eben nichts von Qualität verstehen. Und von Musik schon gar nicht.)
Jedenfalls versuchen die armen Konzerne gegen das Unheil anzukämpfen, indem sie sich täglich neue Kopierschutz- und Strafverfolgungsmaßnahmen ausdenken, die von Hackern in der Regel binnen weniger Tage unterlaufen werden. Störend war das bisher nur für den normalen Konsumenten, der die soeben erworbene CD unter Umständen nicht mehr dort abspielen kann, wo er will, oder auf das Recht verzichten muß, eine Kopie für sein Privatarchiv anzufertigen.
Erst in den letzten Monaten werden auch Journalisten und Musikkritiker ins Paranoia-Programm einbezogen: Man behandelt sie jetzt nämlich ebenfalls wie potentielle Verbrecher. Da gibt´s etwa vor dem offiziellen Erscheinungstermin einer CD (z. B. des neuen Marilyn-Manson-Albums) keine Möglichkeit, das "Produkt" zu hören, wenn man sich nicht gerade in die Räumlichkeiten der Firma verfügen will - und, ehrlich, wer hat die Zeit? Oder man kriegt eine Vorab-CD, die mit dem Namen des Schreibers und wahrscheinlich mit elektronischen Sicherheitscodes versehen ist, damit man ihn sofort dingfest machen kann, wenn die Platte auf dem Flohmarkt landet. Am schlimmsten treiben es jedoch die Firmen, deren Promotion-CDs aus "album snippets" (also nur angespielten Nummern) oder Tracks bestehen, die alle zwei Minuten kurz ausgeblendet werden.
Als anständiger, stets dem Leser verpflichteter Mensch muß man sich weigern, sowas überhaupt anzuhören. Schließlich schicken ja auch Buchverlage keine Leseexemplare aus, in denen von jedem Kapitel nur die ersten fünf Seiten lesbar sind - wenn nicht überhaupt bestimmte Absätze geschwärzt wurden, damit man das Ding ja nicht scannen und eventuell sogar online stellen kann.
Dann müssen die Reviews halt später oder gar nicht erscheinen. Pech gehabt ...
Den Erbsenzählern ist das egal. Hauptsache, sie haben firmenintern wieder Beschäftigung und eigene Ideen vorgeschützt. Und daß sich der eifrige Rezensent mit Internet-Anschluß das neue Manson-Album ohnehin schon Wochen vor dem Release gratis downloaden konnte, das ignorieren sie lieber. Ist uns auch recht ...
Jedenfalls: Viel Spaß beim Lesen!
Peter Hiess
(EVOLVER-Säulenheiliger und natürlicher Feind des Buchhalters)
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