Editorial_10. 3. 2003

Hollywar

Es gibt Stars, die gegen George W. Bush sind - und andere, die sich begeistert für seine Politik einsetzen. Den Krieg können all die nützlichen Idioten dennoch nicht aufhalten.    10.03.2003

Verehrte EVOLVER-Gemeinde!

 

Es läßt sich weder überhören noch übersehen, daß das Sequel zum 90er-Jahre-Hit "Oil Wars" unmittelbar bevorsteht. Bush und seine Falken wollen ihre unrechtmäßig erlangte Macht zementieren, neue Waffensysteme testen und wieder einmal Weltpolizei spielen - einfach nur um zu zeigen, daß sie es können. Man kennt das leider alles schon zur Genüge und stumpft ab, weil man ohnehin nichts dagegen tun kann ...

Doch auch Popkultur-Interessierte sehen anläßlich des medialen Kriegsgedonners bedrohlich schwarze Wolken am Himmel heranziehen. Es scheint nämlich so, als stünde der Ideologie- und Filmfabrik Hollywood eine Rückkehr in die "gute alte Zeit" bevor. Gemeint sind die von Senator Joe McCarthy geprägten 50er Jahre, die Ära der Kommunistenhetze und der schwarzen Listen.

Statt der roten Gefahr sind es diesmal allerdings prominente Kriegsgegner, die brotlos gemacht werden sollen - zumindest, wenn es nach amerikanischen Organisationen wie den "Citizens Against Celebrity Pundits" geht, die auf ihrer Website lautstark gegen "unpatriotische" Meinungsäußerungen von Stars wie Martin Sheen, Tim Robbins oder Barbra Streisand hetzen.

Bekannte US-Schauspieler lassen sich aber dennoch nicht davon abhalten, öffentlich ihren Unmut über die Politik ihrer Regierung zu äußern. So bezeichnete Dallas-Fiesling Larry Hagman den US-Präsidenten in einem Interview als "gefährlich und dumm", George Clooney verglich Bushs Machenschaften mit denen von Tony Soprano, und Sean Penn wagt sich mit Kollegen sogar auf die Straße, um gegen die Kriegshetze zu tolerieren. Und das gefällt den selbsternannten Verfechtern von "Freiheit und Gerechtigkeit" natürlich gar nicht.

Für die amerikanische Schauspiel-Gewerkschaft SAC und Vereine wie die IATSE sind die Zensurkampagnen immerhin Grund genug, sich schon jetzt gegen das erneute Aufkommen von Blacklists auszusprechen und auf dem Recht der freien Meinungsäußerung zu bestehen. Bleibt nur zu hoffen, daß sich das seinerzeitige Schreckensszenario nicht wiederholt und die Filmstars sich den Mund nicht verbieten lassen ...

Wir vom EVOLVER tun das übrigens auch nicht, wie Sie im heutigen Newsletter wieder sehen werden.

 

In diesem Sinne: Viel Spaß beim Lesen

 

wünscht

 

Jürgen Fichtinger

(Redaktion EVOLVER - The Newsletter Edition)

Jürgen Fichtinger

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