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Editorial_10. 2. 2003
Zombies gegen Grippe
In Deutschland kommen Kulturschaffende immer noch ins Gefängnis - weil sie es wagen, Filme zu vertreiben, die den Zensoren nicht passen. Da bleiben wir doch lieber krank. 10.02.2003
Verehrte EVOLVER-Gemeinde!
Zensur findet nicht statt. Daß dieser Leitsatz ein Märchen ist, hat sich erst kürzlich wieder für unsere deutschen Nachbarn bewahrheitet. So mußte sich der Besitzer eines kleinen deutschen Labels wegen Veröffentlichung von "menschenverachtender" und für die Psyche mancher Konsumenten scheinbar höchst gefährlicher Filme vor Gericht verantworten. Klingt gefährlich, solange man nicht weiß, daß es sich dabei um harmlose Streifen wie Raimis "Tanz der Teufel", Romeros "Dawn of the Dead" oder ähnliche international anerkannte Classics aus der Horrorecke handelt. Ist es laut deutscher Rechtssprechung auch - immerhin wurde besagter Besitzer zu einer Freiheitsstrafe von acht Monaten verurteilt (auf Bewährung), einem Bußgeld von 2000 Euro sowie dem Bezahlen der Prozeßkosten, ca. weitere 18.000 Euro.
Daß im deutschen Nachbarlande doch noch nicht Hopfen und Malz verloren ist, zeigt wiederum der Ausgang eines anderen Prozesses, wo man den Kopf des wegen Mordes an einer zwölfjährigen Angeklagten mittels "Halloween hat ihn dazu gebracht"-Platitüden aus der Schlinge ziehen wollte. Das Gericht konnte allerdings keinen Zusammenhang feststellen.
Da freut es einen richtig, in Österreich zu leben. Selbst schwerkrank mit einer teuflischen Grippe vor sich hin siechend (Frauen würden diesen Zustand wohl mit "bloß ein wenig erkältet" abtun), darf sich der Connaisseur hier jederzeit mit subersiven Köstlichkeiten verwöhnen. Also liegt man im Bett, lauscht den Audiokommentaren von "Twin Peaks", freut sich auf Danny Boyles "28 Days Later" und hofft, daß Fox George Romero doch noch einen Zombiefilm machen läßt.
Um es mit den Worten der einzig wahren männlichen Scream-Queen zu sagen:
Gimme some sugar, baby & viel Spaß beim Lesen,
Jürgen Fichtinger
(Redaktion EVOLVER - The Newsletter Edition)
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