Platten_VA - Lola!

Die Zeit hat nix zu melden

Wenn man im 15. Bezirk "Lola" begegnet oder dem "Dandy" sein Handy läutet, weiß man: Der Austro-Pop huldigt einer der großen Bands der Musikwelt.    21.11.2004

Vor fast genau 40 Jahren gründeten sich die Kinks in London - ein Grund zum Feiern also. Und wenn ein Fan wie Produzent und Studiobesitzer Robert Hafner sehr gute Kontakte zu Austropop-Spezln hat, dann schaut eine Feier so aus, daß ein Tribute-Album mit wichtigen Vertretern der österreichischen Szene ausgenommen wird.

Fast das gesamte Who´s who fand sich ein, um Kinks-Klassiker in die heimische Mundart zu übertragen. Dabei setzten sie der Zeitlosigkeit der Originale das berühmte österreichische Quentchen Humor hinzu.

So liegt Wolfgang Ambros faul in der Sonne herum, ehe der Exekutor ihm tatsächlich den Tag zu vermiesen gedenkt. Für Wilfried wird "You Really Got Me" zu "I gspür di zvü", und Georg Danzers "Waterloo Sunset"-Interpretation liegt direkt in Korneuburg. Klaus Eberhartinger von der EAV läßt das Handy des "Dandy" klingeln, und man denkt an die alten Zeiten seiner Band zurück, mit der er den "Märchenprinz" der Dorfdiscos besang. Stark vertreten sind auf "Lola!" auch die Herrschaften von STS: Steinbäcker zwängt "Dedicated Follower of Fashion" in ein "Adabei"-Kostüm, Schiffkowitz sinniert "Des war´n die Tag" und begegnet mit seinem Kollegen Timischl endlich auch "Lola" - in einem Club mitten im 15. Hieb.

Nach Hansi Lang und zweimal Wilfried und elf Liedern ist das Album auch schon wieder vorbei. Sicher ist die Umsetzung gelungen, keine Frage, auch wenn man von Wilfried nur "Am Grabe des Clowns" hätte nehmen können. Doch wohin sind die andern Austropop-Stars verschwunden? Peter Cornelius hätte mindestens ebensogut auf die Platte gepaßt wie Kurt Ostbahn, der seinerzeit ebenfalls eine Kinks-Coverversion aufgenommen hat.

Die junge Szene wurde komplett ausgebremst. "Jüngere Interpreten können sich nicht mit den Kinks identifizieren, da liegen schließlich 40 Jahre dazwischen", erklärt Hafner lapidar - und straft seine Worte Lügen, indem er Stahlhammer-Mann Georgij Makazaria "Auch wenn die Welt untergeht" singen läßt. Von der nächsten Generation des Austropop findet sich dennoch keine Spur. Nicht einmal Birgit Denk ist zu hören, deren Stil wie kaum ein anderer heute an die alten Austro-Haudegen erinnert. Schade ...

Milan Knezevic

VA - Lola! Kinks-Klassiker interpretiert von Ambros bis Wilfried

ØØØØ


Universal

(Ö/2. 11. 2004)

 

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