Platten_Unerhörtes/Vol. 4: Pop & Rock

Alpen-Underground

F.A.T.E, Griffins und Ineé: Irgendwo in Österreich sprießen immer wieder NuMetal,- Folk- und melancholische Pop-Pflänzchen.    27.11.2004

 

Martin Zellhofer

F.A.T.E - E-Core

ØØØ


Eigenprodukion

(Ö/2004)

 

Die aus dem Bezirk Korneuburg stammenden F.A.T.E machten 2002 mit ihrer fünf Songs umfassenden Demo-EP "Less Conversation" zum ersten Mal von sich hören. Jetzt gibt es ihr erstes Album "E-Core". Die gesamte Platte präsentiert sich als düsteres und hartes Werk. Besonderes Merkmal ist der wenig akzentuierte Gesang, der den Songs eine eigene Ästhetik verleiht, die dann von den schweren Gitarren dominiert wird. Damit das alles nicht zu düster wird, bringt die Groovebox, als fünftes Mitglied stets mit von der Partie, Farbtupfer ins Spiel.

Die CD läßt sich problemlos in die NuMetal-Schublade einordnen. Auf die Frage nach einer Eigendefinition ihres Stils meint Schlagzeuger Kanti konkreter: "Wir haben eine eigene patentierte Musikrichtung erfunden: E-Core. 'E' steht für elektronisch, 'Core' für den Rest - also die fetten Gitarren." Viele vergleichen F.A.T.E trotzdem mit Linkin Park. Aber das könnte den Fans ja auch gefallen ...

 

Links:

Griffins - Colourful Grey

ØØØ 1/2


Eigenproduktion

(Ö/2004)

 

Die Vorbildwirkung der weiten Welt alternativer Rock-Gitarren und des irischen Folk ist bei den Wienern von Griffins nicht zu überhören - nicht zuletzt durch den Einsatz einer Geige. Ihre Debüt-CD enthält sieben Nummern. Die ersten beiden Stücke "Z" und das einprägsame "Mind Your Head" sind schwungvolle Alternative-Rock-Songs. Danach wird es zusehends ruhiger: In "Room With A View" schleicht sich Melancholie von hinten an, die mehr durch Stimme und Text als durch die durchwegs "flotte" Instrumentierung umgesetzt wird. Bittersüße Traurigkeit ertränkt die Hörer in "Reverie". Eine klagende Geige unterstützt einen schmachtenden Sänger, langsam und leise kommen weitere Instrumente dazu, um dann wuchtig und trotzdem melancholisch einen tragenden Klangteppich zu erzeugen. Fast dramatisch geht es weiter: "On the Left Hand Side" beginnt ruhig und wird zu bedrohlicher Stimmung verdichtet, bis sich die Anspannung in einer schon erwarteten Soundcollage löst. In "Turned Away" kommen die irischen Folk-Einflüsse am meisten zum Tragen.

Das Ziel der Band, "ein Gefühl zwischen Melancholie und verzerrten Gitarrenwänden zu erzeugen", wurde sehr schön erreicht. Denn grau ist nicht gleich grau und traurig nicht gleich traurig. Und: Melancholie kann facettenreich sein.

 

Links:

Ineé - Glacier in the Sun

ØØØ 1/2


Eigenproduktion

(Ö/2004)

 

Ineé bezeichnen sich als Träumer, die melancholischen Rock lieben und deshalb verträumte Musik machen, die traurig und manchmal verquer ist. "Glacier in the Sun" nennt sich auch das Titelstück ihrer CD. Der Band zufolge läßt sich mit diesem Titel ihr Musikstil bildlich beschreiben: als etwas Kaltes, Glänzendes und Strahlendes - wie Eis, das in der Sonne schmilzt, aber trotzdem fast ewig bestehen bleibt. Diese Kühle strahlt auch das Cover aus, das blauschimmerndes Kristallglas zeigt. Die drei auf dem Demo enthaltenen Lieder folgen alle demselben Grundmuster: ruhige, langsame, melancholische Strophen und ein etwas lauterer Refrain. Die Lieder verströmen die zuvor erwähnte Kühle - aber ohne das Hörvergnügen auch nur ansatzweise einzufrieren. Das auf dem Cover nicht erwähnte vierte Stück der CD ist flotter als der Rest und auch stimmungsmäßig anders; beinahe euphorisch wird hier Fröhlichkeit vermittelt.

Ein kleiner Tip: Das Demo gibt es auf der Homepage zum Gratis-Download. Wer aber lieber Originales in den Händen hält, kann es auch über die Homepage bestellen.

 

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