Platten_The Unicorns - Who Will Cut Our Hair ...

Against Pop

Den drei Kanadiern aus Montreal ist es herzlich egal, ob sie "richtige" Popsongs schreiben. Lieber reiten sie mit einem Einhorn über den Regenbogen und zerschmettern Traditionen.    16.12.2004

Irgendwie erinnern sie an die frühen dEUS zur Zeit von Alben wie "Worst Case Scenario" oder "My Sister = My Clock". Genauso wie die Belgier nämlich haben auch The Unicorns aus Kanada eine Menge Popsongs auf Lager, die sie mit allen Mitteln bekämpfen und in Dissonanzen oder Antimelodien zerfasern lassen. Der Hauptunterschied jedoch ist, daß ihre Lieder - der kanadischen Mentalität sei Dank? - um einiges freundlicher und heller sind als die düsteren Stücke ihrer belgischen Kollegen. Irgendwie kommen sie einem wie Erwachsene vor, die Kinderlieder für Erwachsene schreiben. Oder so ähnlich. Und ein wenig psychedelisch ist ihr Debütalbum "Who Will Cut Our Hair When We´re Gone?" auch. Und ziemlich verrückt sowieso.

Der Kampf gegen Ohrwurmmelodien beginnt schon beim Opener "I Don´t Wanna Die" und zieht sich durchs ganze Album: Immer wieder zaubern sie eingängigen Pop hervor, den sie genüßlich traktieren, bis nur noch ein wimmerndes Etwas übrig bleibt. Stets holen sie mit analogen Synthesizern, bestimmten Gitarren-Hooklines, komischem Flötengefiepse, schepperndem Schlagzeug oder bösen Effektgeräten eine Keule hervor und schmettern sie über die süße Melodie. Ha! Und es bleibt nichts mehr von ihr übrig, das an ein herkömmliches Lied erinnert. Ob das eine unterdrückte kanadische Bösartigkeit ist, die wir bislang nicht kannten? Die Lieder jedenfalls drehen sich um Themen wie den Tod und das Danach, manchmal auch um Geister, handeln von Einhörnern und (noch einmal) Geistern.

"Who Will Cut Our Hair ..." bietet Absonderliches in Absonderlichkeiten verpackt - und durchaus genießbar. Überrascht über das Debüt ist man auf alle Fälle. Und gespannt, wie weit die Verrücktheit im nächsten Abum vorangeschritten sein wird.

Milan Knezevic