Platten_The Prodigy - Always Outnumbered ...

Der Faden der Ariadne

Sieben Jahre nach "The Fat of the Land" zog Liam Howlett die Notbremse und warf "Firestarter" Keith und Maxim aus dem Zug. War ihm wahrscheinlich alles zuviel Punk ...    29.08.2004

Das neue Prodigy-Album produzierte Liam aussschließlich auf seinem Laptop, auf Reisen und zu Hause. DIY pur. Den letzten Schliff erhielt die Platte in New York, wo sie auch abgemischt wurde. Alles schön und gut - aber ob die zwölf neuen Tracks nach einer siebenjährigen Durststrecke den Kritiker- und Fandurst stillen können, wird sich noch herausstellen.

"Spitfire", der Opener von "Always Outnumbered, Never Outgunned", klingt wie eine Reminiszenz an "Fat of the Land" und ein Farewell an Keith Flint: rotzig und ohne Umschweife, direkt auf die Nase. Doch schon die nächsten beiden Tracks zeigen Liams neue, alte musikalische Weichenstellung: Vorrang für tanzbare Elektronik-Tüftlerei, wuchtige Beats und ein großes Stopschild für die aufgeblasenen Egos von Pseudo-Frontmännern mit eigenartigen Frisuren. So klingt "Girls" (die erste Single-Auskopplung) wie ein durch den Elektro-Fleischwolf gejagtes HipHop-, Breakdance- und Beat-Gemetzel. Gut, wenn auch vielleicht ein bißchen richtungslos.

"Memphis Bells" mit seinem zerhackten Timbalandschen Beat und den elektronischen Sounds ist Prodigy in Reinkultur und versetzt Fans zurück in die "Jilted Generation"-Phase. Des Albums vierter Track "Get Up Get Off" klingt heavy, und der Rap erinnert stark an Dizzee Rascal.

Wenn man - Marketing-strategisch - einen potentiellen Hit einkalkuliert hat, dann ist das wohl das Fifth-Dimension-Cover "Hotride" feat. Juliette Lewis. Ja, richtig gehört, die Schauspielerin, die gerade ihr erstes Soloalbum veröffentlicht hat, darf hier singen. Schlecht ist das Resultat nicht nicht, der stampfende Rhythmus und Juliettes laszive Stimme, das hat schon was. Prodigy klangen allerdings noch nie so seicht.

Ein Highlight des Albums ist "The Way It Is", auf dem sich Liam völlig ungeniert bei Michael Jacksons "Thriller" bedient und damit ein treibend-kurzweiliges und hypnotisches Stück zaubert, das garantiert auf jedem Dancefloor funktioniert und den Prodigy-Charakter in seinen vielen kleinen Facetten nie verschweigt. Apropos Prodigy-Charakter - der blitzt immer wieder auf, etwa in den letzten Sekunden von "Medusas´s Path", dem Beginn von "Shoot Down" usw.

Insgesamt ist "Always Outnumbered ..." ein erfreuliches Comeback-Album, bei dem die Richtung scheinbar wieder stimmt. Will Liam aber auch in Zukunft noch als erfolgreicher und innovativer Produzent gelten, dann muß er wohl kräftig an sich und seiner Musik arbeiten. Das neue Album scheint dafür die beste Grundlage zu sein. Nur - sieben Jahre sollte er bis zum nächsten nicht warten.

David Meixner

The Prodigy - Always Outnumbered, Never Outgunned

ØØØ 1/2


XL/Beggars/edel

(GB/23. 8. 2004)

 

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