The 69 Eyes - Devils
ØØ
Virgin/EMI
(Finnland/15. 11. 2004)
Neuer Deal, neues Glück: Was bei manchem auf dem Weg zur Spitze entscheidend ist, kann auch in die Hose gehen. Oft ist die Kluft zwischen Wollen und Können unüberwindbar. 27.11.2004
Nach einmaligem Durchlauf des neuen Albums von The 69 Eyes, "Devils", drängen sich Fragen über Fragen auf: Wann kommt die Biegung im Spannungsbogen? Wo entlädt sich die Stimmung, die sich die ganze Durchlaufzeit über aufgestaut hat? Wann geht der Knopf auf? Das soll doch wohl nicht alles gewesen sein?
Selbst nach der Überwindung zum zweiten, dritten und x-ten Mal Abspielen bleibt die Erfahrung die gleiche. Bis auf einen Song und die erheblich bessere Produktion kann man keine Bemühung erkennen, dem Publikum Bahnbrechendes zu bieten, das die scheinbar selbstauferlegten Grenzen sprengt. Das ganze Album sprüht nur so vor Fadesse und Belanglosigkeit, daß es beinahe weh tut, es bis zum Ende durchzuhören. Durch die neue Vermarktungsmaschinerie, die vom Majorlabel initiiert wurde, weitet sich außerdem eine Kluft zwischen Image und Musik, die bei jedem vernünftigen Hörer gewaltige Zweifel an der Glaubwürdigkeit der Künstler aufkommen lassen muß.
Während auf Promophotos der moderne schwarze Mann herausgelassen wird, schmachtet man auf künstlerischer Ebene derart charmant ins Mikro, daß nicht selten der Eindruck erweckt wird, ein großer, dunkler Mann würde hartnäckig versuchen, wie Elvis himself zu klingen (ohne dem Original wirklich das Wasser reichen zu können, versteht sich). Bis zu einem gewissen Grad der Songauswahl kann man Jyrkis Stimme ja noch als passendes Stilmittel bezeichen. Nur ist speziell dann Schluß mit der Gaubwürdigkeit, wenn wie schon beim Vorgängeralbum "Paris Kills" Chöre erklingen, die ebensogut aus dem Film "Sister Act" stammen könnten.
Trotz des professionelleren Merchandising bietet der neue Deal musikalisch keine erkennbare Weiterentwicklung. Im Gegenteil - waren auf "Paris Kills" und speziell auf "Blessed Be" noch schnell(er)e Songs mit Ohrwurmcharakter enthalten, so kann hier lediglich "The Lost Boys" über weite Strecken überzeugen. Diese Erkenntnis dürfte auch der neuen Plattenfirma gekommen sein, die den Song sogleich als Single veröffentlichte. Natürlich finden sich noch andere Tracks mit Erfolgspotential, die sind aber eher der Marke HIMsche Ballade à la "Poison Girl". Es darf berechtigterweise bezweifelt werden, ob diese ausgereizte Sparte dieser Tage noch viele Hörer finden wird.
Wirkliche Neuerungen wie die Hinzunahme (echter) Geigen oder Samples finden nur am Rande statt - und wenn, dann lediglich als Bereicherung der fertigen Kompositionen, die allesamt auch auf den letzten beiden Alben Platz gefunden hätten, ohne sich hervorzutun.
Der Titel "Devils" wirkt angesichts derart offen dargebrachter Harmlosigkeit wie ein trotziger Aufschrei Pubertierender, die endlich erwachsen sein wollen, im Grunde aber gar nicht erfassen können, was es mit damit auf sich hat.
Was tut man als Erwachsener in diesem Fall? Man schmunzelt und läßt die jungen Leute ihre eigenen Erfahrungen machen ... und ist am Schluß weiter davon entfernt, The 69 Eyes ernst zu nehmen, als man es je war.
Nach langer Abstinenz wollen die geistigen Väter des Gothic-Metal ihren verwaisten Thron wieder für sich beanspruchen. Aber bitte sehr!
Wenn Ex-Weltfußballer ihr Hobby zum Beruf machen, dann muß das Ergebnis nicht unbedingt mit Trainingshosen und Trillerpfeifern zu tun haben.
Berauschend waren sie noch nie, doch mit ihrem dritten Album haben die Herren aus Mississippi endgültig die Grenze der Belanglosigkeit durchbrochen.
Cello mal drei und die Liebe zum Metal. Daß sie mit diesem Konzept nicht spinnen, die Finnen, beweist erneut ein wohlbekanntes Trio.
Neuer Deal, neues Glück: Was bei manchem auf dem Weg zur Spitze entscheidend ist, kann auch in die Hose gehen. Oft ist die Kluft zwischen Wollen und Können unüberwindbar.
Schon viele Acts sind am "verflixten dritten Album" gescheitert. Dieser, aus Holland, wird damit zumindest nicht wieder in der Versenkung verschwinden.
Kommentare_