Platten_Tanya Donelly - Whiskey Tango Ghosts

Melancholische Frauenzimmer

Schon wieder eine Vokalistin, die versucht, mit melancholischer Musik auf sich aufmerksam zu machen. Hat die Welt nicht genug Sarah McLachlans oder Didos?    14.08.2004

Tanya Donelly dürfte Alternative-Fans keine Unbekannte sein. Als Gründungsmitglied der Throwing Muses erreichte sie einige Achtungserfolge, ehe sie 1991 mit der Pixies-Frau Kim Deal die Breeders formierte und die Band nach deren Debüt verließ, um selbst eine Formation namens Belly zu gründen. Nach zwei Alben machte Tanya aber auch damit Schluß und kehrte der Kollektivmusik den Rücken.

Nun geht sie zum dritten Mal ein Solowagnis ein; ganz im sanften Windschatten von Dido konzentriert sie sich aufs Wesentliche - nämlich ihre Stimme, vorwiegend begleitet von Akustikgitarre und Klavier.

"Divine Sweet Divide" ist ein unaufregender Opener, der vor allem da und dort die melancholischen Stärken von Donellys Stimme andeutet, die Madame aber leider nicht ausspielt. Lieber flüstert sie sich singend durch die Lieder, als ob sie so mehr Emotion in die Musik einbringen könnte. Okay, zugegeben, es klappt auch. Wenn sie am Ende von "Every Devil" die Textzeile "I can reach for you" von sich gibt, hat das schon etwas ... "Whisky Tango" versprüht durch durch ihre Stimmakrobatik einen Country-Flair, der sich dann durch die Gitarre intensiviert; in "My Life As A Ghost" feiert ihr Organ beinahe eine Hochzeit mit dem Klavier.

Doch zwischendurch dümpelt Tanya dann doch immer irgendwo auf einem Niveau dahin, wo sie nicht alles in ihre Stimme legt - auch nicht beim A-cappella-Teil am Ende der CD. Schade eigentlich, denn so bleibt Dido die unangefochtene Nummer eins im Akustik-Busineß.

Milan Knezevic

Tanya Donelly - Whiskey Tango Ghosts

ØØØ


4AD/Beggars/edel

(USA/26. 7. 2004)

 

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