Stereophonics - Language, Sex, Violence, Other?
ØØ
V2/emv
(GB/14. 3. 2005)
Viele Bands erleben mit neuen Musikern ihren zweiten Frühling. Leider scheint in Wales immer noch tiefster Winter zu herrschen. 20.03.2005
Mannomann! Haben die Stereophonics zuviel Prince gehört oder wie? Der Opener "Superman" erinnert doch streckenweise an den Zwerg zu seinen besten Zeiten, hat aber durch seinen Basslauf auch einiges von The Cure geerbt. Dazu sägt sich ein immer wiederkehrendes Riff in den Song und gegen Ende entkommt den Stereophonics ein dreckiges Gitarrensolo. Die Eröffnung also paßt und ist genauso, wie sie sein sollte: markant und Lust auf mehr machend.
Die walisische Band orientiert sich laut Sänger und Texter Kelly Jones an Kollegen wie Oasis und R.E.M., wenn es um den Erfolg geht - mögen tun sie jedoch so unterschiedliche Künstler wie Bob Dylan, Pearl Jam oder die Sex Pistols.
Dementsprechend auch die Bandbreite des neuen Albums "Language, Sex, Violence, Other?", das mit "Superman" wie gesagt ganz gut startet und den Eindruck erweckt, die Stereophonics befänden sich mitten in ihrem zweiten Frühling. Hört sich positiv an, klar, nur ist es diesmal nicht so gemeint. Man kann beispielsweise in ein Gericht allerlei exquisite Zutaten geben, aber wenn die nicht zusammenpassen, sollte das Ergebnis besser ins Klo gekippt werden. Nach "Superman" rockt "Doorman" im neuen Takt des Argentiniers Javier Weyler, der das ehemalige Mitglied Steve Gorman hinter dem Schlagzeug ersetzt hat. Nur zünden wollen die Songs deswegen trotzdem nicht.
Gerade mal die Single-Auskoppelung "Dakota" schafft das schier Unmögliche. Darauf klingen die Stereophonics plötzlich nicht verkrampft nach "Back to the roots", sondern lassen ihren Songideen freien Lauf und scheinen ihre potentielle Abneigung gegen typischen Brit-Pop vergessen zu haben. Folglich klingt das Ergebnis genau danach: nach Brit-Pop, aber mit satten Gitarrenläufen, daß es nur so groovt. Danach wird es wieder mäßig. Die Songs verwurschteln sich ineinander, bleiben beliebig, so als würden da bloß Gitarren dumpf aus der benachbarten Garage dröhnen.
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(GB/14. 3. 2005)
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