Platten_Schiller - Live Erleben

Alles im Akkord

Süß und klebrig wie Zuckerwatte vernebeln dichte Keyboard-Schwaden des Hörers Trommelfelle. Dichter! Noch dichter! Dichter? Na, Schiller eben.    21.11.2004

Drei Charts-Alben, eine Drittelmillion verkaufte Tonträger. Eine stolze Bilanz für einen Mann aus dem Norden Deutschlands, der unter seinem etwas irreführenden literarischen Synonym eine Melange aus Trance-Pop-Chillout-Ethno-Dance unters Volk bringt. Und wenn´s derart klingelt im Portemonnaie, dann geht auch mal ein Elektronik-Act on the road. Eine vierköpfige Band, darunter sogar Gary Wallis (Pink Floyd), sorgte gemeinsam mit einer aufwendigen Lightshow für eine effektvolle Umsetzung von Christoph von Deylens Songs. Dazu gesellen sich noch Peter Heppner (dessen Gesangsstil - so individuell er sein mag - hier leider an Preßwehen erinnert), Anke Hachfeld und Kim Sanders. Die beiden Letztgenannten tun ihr Bestes, um die schwache Substanz vieler Songs zu kaschieren und liefern mit "Liebe", "Delicately Yours" und dem atmosphärischen "Distance" die eindrucksvollsten Tracks des Albums ab.

Schade ist, daß auch die Live-Instrumentierung den Songs ihren allzu vorhersehbaren Cut-and-Paste-Anstrich nicht zu nehmen vermag. Vielen fehlt das gewisse Quentchen Eigenleben, das sie nachträglich, auch ohne Lightshow und Live-Musiker, zu einem spannenden Hörerlebnis gemacht hätte. So erdrückt das sich aufblähende Hauptthema manchmal den gesamten Song - "Insert Inspiration Here".

Von Deylen profitiert zweifellos vom Alter und/oder dem musikalischen Erfahrungshorizont seiner Hörer. Denn er tut, als hätten Jean-Michel Jarre, Vangelis, Koto oder auch Enigma und Deep Forest nie existiert. Und kommt damit durch.

David Meixner

Schiller - Live Erleben

Ø 1/2


Island/Universal

(D/2. 11. 2004)

 

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