Platten_Rebekka Bakken - Is That You?

Norwegische Wärme

"New Adult Contemporary": hinter dieser sperrigen Bezeichnung verbergen sich eingängige Kompositionen zwischen Jazz, Folk und Songwriter-Pop. Mit hübschen Sängerinnen.    12.03.2005

Endlich ist eine CD da, die auch Männern gefallen wird, wenn sie eine Platte brauchen, um ihre sensible Ader zeigen und mit Frauen mit Stil herumschmusen zu können. Sollte aber später mehr als nur Schmusen sein, dann sollten die Casanovas aber nicht verraten, daß sie Rebekka Bakken aufgelegt haben. Wenn sie es doch tun, um Himmels Willen nicht das Cover herzeigen! Nichts läge näher, als daß die angebetene Dame glauben könnte, dieser kuschelweiche Romantiker hätte nur an die erotische Norwegerin gedacht, die nun mit "Is That You?" bereits ihre zweite Platte herausbringt.

Spätestens mit der ist Rebekka Bakken dort angelangt, wo beispielsweise Joss Stone oder Norah Jones schon sind. Einige Parallelen gibt es auch zwischen Bakken und Jones, klingen ihre Stimmen doch recht ähnlich. Irgendwie nasal. Aber wo bei Norah eine dunkle Färbung dazukommt, gibt es bei Rebekka etwas viel besseres: Manchmal hört sie sich nach der gewaltigen Carole King an! Das paßt hervorragend zu dem poppigen Vocal-Jazz in Singer/Songwriter-Manier. Zwar erreichen die Songs in ihrer Perfektion nicht die Klasse von King, aber Rebekka Bakken räkelt sich lieber in einem jazzigen Bett als in den Heuhaufen der Singer/Songwriter.

Und doch ist sie vorsichtig, wenn es um den Jazz selbst geht. "Ich bin der lebende Beweis dafür, daß man singen kann, ohne viel zu wissen. Von Jazz habe ich keine Ahnung", gibt Rebekka Bakken freimütig zu. Und wird uns gleich noch sympathischer. "Ich bin keine Intellektuelle, und ich singe nur, weil ich es so sehr liebe." Also offenbart die Wahlwienerin viel von sich - und wirklich, eine spröde Intimität glüht bereits beim Opener "As Tears Clear Your Eyes" intensiv auf und wird spätestens im countryhaften "Going Home (Is A Lonely Travel)" oder "Is That You?" mit den wunderschönen Nanana´s im Refrain zur lodernden Flamme. Dann fragt sich Rebekka "Why Do All The Good Guys Get The Dragons?" und bekommt dabei den Blues. Bei "So Ro", das an ein norwegisches Schlaflied angelehnt ist, befällt sie ein psychedelischer Anfall sondergleichen, ehe sie lyrisch den Mond besingt. Wenn sie uns nicht längst von Beginn an befangen gemacht hätte, herumkriegen würde sie uns spätestens mit "Innocence", wo sie, ausgerechnet von einem sexy Sax begleitet, einschmeichelnd "Love Me and Love You and Love this Moment Too" singt.

Einen Minuspunkt hat die CD trotz der intensiven Musik: im Booklet sind viel zu wenig Bilder der atemberaubenden Schönheit zu sehen.

Milan Knezevic

Rebekka Bakken - Is That You?

ØØØØ


Universal

(Ö/24. 2. 2005)

 

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